Freiburg/Hamburg. HSV verliert nach einem Bundesligarekord durch Petersen. Beiersdorfer reagiert bedient. Adler verteidigt den Trainer.

Täglich grüßt das Murmeltier: Auch im vierten Spiel der 54. Bundesliga-Saison musste der HSV ein empfindliches Joker-Gegentor und eine Niederlage hinnehmen.

Durch einen Treffer von Nils Petersen verlor das Team von Trainer Bruno Labbadia am Dienstagabend mit 0:1 (0:0) beim SC Freiburg. Damit kassierte der HSV nach dem 0:4 gegen RB Leipzig innerhalb von vier Tagen die zweite Pleite gegen einen Aufsteiger.

Adler patzt beim Gegentreffer

Beim Gegentreffer in der 70. Minute patzte mit René Adler ausgerechnet einer der erfahrensten HSV-Profis. Der ehemalige Nationaltorhüter konnte einen Schuss von Vincenzo Grifo nicht festhalten.

Verzweifelt versuchte Adler noch, den Ball wegzuschlagen. Doch Petersen spritze heran und bugsierte den Abpraller 54 Sekunden nach seiner Einwechslung ins leere Hamburger Gehäuse.

Schema Freibug gegen HSV

Aufstellung Freiburg

Schwolow - P. Stenzel, Gulde, Höfler, C. Günter - Abrashi - O. Bulut, Frantz (62. Niedermeier), Grifo - Philipp, Niederlechner (69. Petersen). Trainer: Streich

Aufstellung Hamburg

Adler - G. Sakai, Djourou, Spahic, Douglas Santos - Jung, Ekdal - N. Müller (76. Halilovic), Hunt, Waldschmidt (62. Gregoritsch) - Wood (76. Lasogga). Trainer: Labbadia

Schiedsrichter

Markus Schmidt (Stuttgart)

Zuschauer

24.000 (Schwarzwald-Stadion)

Tore

1:0 Petersen (70.)

Gelbe Karten

Frantz -

1/6

Bundesligarekord durch Petersen

Es war der schnellste Treffer eines Einwechselspielers in der Bundesligageschichte und bereits das achte Gegentor für den HSV durch einen Spieler von der Bank in dieser Saison.

"Das Spiel nehme ich auf meine Kappe heute. Den Ball muss ich festhalten. Es tut mir leid für die Mannschaft", sagte Adler im Anschluss bei "Sky."

Die Pressekonferenz nach dem Spiel

"Ich mache dem Torhüter keinen Vorwurf, das war ein ganz schwieriger Ball", sagte dagegen Matchwinner Petersen. Für Adler und vor allem Labbadia dürfte diese Aussage ein schwacher Trost sein.

Die Bilder vom Spiel:

Labbadias HSV-Schicksalsspiel in Freiburg

Der Spielfilm des Untergangs: René Adler kann einen Schuss von Vincenzo Grifo nicht festhalten...
Der Spielfilm des Untergangs: René Adler kann einen Schuss von Vincenzo Grifo nicht festhalten... © Getty Images
...verzweifelt versucht der HSV-Keeper noch, den Ball wegzuspitzeln...
...verzweifelt versucht der HSV-Keeper noch, den Ball wegzuspitzeln... © Getty Images
...doch da rauscht schon Nils Petersen heran und schießt den Ball ins Netz
...doch da rauscht schon Nils Petersen heran und schießt den Ball ins Netz © Getty Images
Der Freiburger Stürmer war erst 54 Sekunden zuvor eingewechselt worden
Der Freiburger Stürmer war erst 54 Sekunden zuvor eingewechselt worden © Getty Images
Damit mussten der HSV und Trainer Bruno Labbadia bereits das achte Joker-Gegentor im vierten Saisonspiel hinnehmen
Damit mussten der HSV und Trainer Bruno Labbadia bereits das achte Joker-Gegentor im vierten Saisonspiel hinnehmen © Getty Images
René Adler (r.) und Gideon Jung nach der Niederlage in Freiburg
René Adler (r.) und Gideon Jung nach der Niederlage in Freiburg © Getty Images
Nach dem Spiel stellten sich die Spieler dem enttäuschten Anhang
Nach dem Spiel stellten sich die Spieler dem enttäuschten Anhang © Witters
Gesprächsbedarf gab es auch mannschaftsintern
Gesprächsbedarf gab es auch mannschaftsintern © dpa
Vor allem Adler ergriff das Wort
Vor allem Adler ergriff das Wort © Getty Images
Labbadia nach dem Spiel in den Katakomben des Schwarzwald-Stadions
Labbadia nach dem Spiel in den Katakomben des Schwarzwald-Stadions © Imago/Heubegrer
Hätte, wenn und aber: Bobby Wood verpasste in der 37. Minute mit einem Pfostenschuss die Führung für den HSV
Hätte, wenn und aber: Bobby Wood verpasste in der 37. Minute mit einem Pfostenschuss die Führung für den HSV © Witters
Nach einem Befreiungsschlag von Emir Spahic machte sich der US-Stürmer auf und davon
Nach einem Befreiungsschlag von Emir Spahic machte sich der US-Stürmer auf und davon © Witters
Das ist Kampf: Wood gegen Freiburgs Kapitän Nicolas Höfler
Das ist Kampf: Wood gegen Freiburgs Kapitän Nicolas Höfler © Getty Images
Auch Aaron Hunt bekam die badische Hartnäckigkeit zu spüren
Auch Aaron Hunt bekam die badische Hartnäckigkeit zu spüren © dpa
Ein bisschen Aua gab es dabei auch
Ein bisschen Aua gab es dabei auch © Getty Images
Gotoku Sakai verspürte zwischendurch ebenfalls Schmerzen
Gotoku Sakai verspürte zwischendurch ebenfalls Schmerzen © Witters
Schicksalsabend im Breisgau? Die HSV-Verantwortlichen Dietmar Beiersdorfer (l.) und Labbadia
Schicksalsabend im Breisgau? Die HSV-Verantwortlichen Dietmar Beiersdorfer (l.) und Labbadia © Bongarts/Getty Images | Matthias Hangst
Von seinem Freiburger Kollegen Christian Streich wurde Labbadia herzlich begrüßt
Von seinem Freiburger Kollegen Christian Streich wurde Labbadia herzlich begrüßt © WITTERS | DenizCalagan
...sehr herzlich sogar
...sehr herzlich sogar © Imago/Eibner
Der SCF-Coach ließ Torjäger Nils Petersen auch gegen den HSV zunächst auf der Bank
Der SCF-Coach ließ Torjäger Nils Petersen auch gegen den HSV zunächst auf der Bank © Imago/Eibner
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Beiersdorfer setzte sich zu Labbadia

Nach nur einem Punkt und dem bevorstehenden Duellen gegen Bayern München und bei Hertha BSC dürfte die Luft für den HSV-Trainer zunehmend dünner werden.

"Das bewegt mich weniger als, dass wir den Bock heute nicht umgestoßen haben", sagte Labbadia in der ARD-"Sportschau" zur Diskussion um seine Person.

Die HSV-Profis in der Einzelkritik

"Das ist auch nicht mein Thema hier und heute", sagte Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer bei "Sky" nach dem Spiel, das er "erstmal sacken lassen" müsse. "Wir waren heute schlecht, speziell in der zweiten Halbzeit. Wer für den HSV aufläuft, muss eine andere Leistung zeigen."

Vor allem die zweite Hälfte stieß Beiersdorfer bitter auf. "Es kann passieren, dass man durch einen individuellen Fehler verliert", so Beiersdorfer weiter. Das Spiel nach vorne müsse aber viel gefährlicher werden.

Beiersdorfer sieht keine Entwicklung

"Bruno Labbadia ist unser Trainer, ich muss ihm nicht jeden Tag Rückendeckung geben. Ganz oben steht der HSV, sonst keiner. Wir werden intern darüber sprechen und dann sehen wir weiter", sagte Beiersdorfer nach einer längeren Kunstpause.

"Im Moment ist das nicht der Fall", sagte er in der ARD auf die Frage nach einer Weiterentwicklung der Mannschaft. "Aktuell sehen wir nicht gut aus, wir spielen unter Niveau."

Vor dem Spiel hatte sich der HSV-Boss noch demonstrativ zu seinem Angestellten auf die Bank begeben. Dort musste überraschend auch Lewis Holtby Platz nehmen. Für den Sechser rückte Albin Ekdal erstmals in dieser Saison von Beginn an ins Team.

Waldschmidt mit Startelf-Debüt

Ebenfalls zu seinem Startelf-Debüt kam Luca Waldschmidt - allerdings erzwungenermaßen. Denn kurz vor dem Anpfiff musste Labbadia einen ersten Rückschlag hinnehmen, da sich Filip Kostic mit Leistenproblemen kurzfristig abmeldete.

Im Kader stand wieder Pierre-Michel Lasogga, der gegen Leipzig noch überraschend aus dem Kader geflogen war. Zum Einsatz kam der Angreifer aber erst in der 76. Minute, als Labbadia Bobby Wood aus dem Spiel nahm.

Wood trifft nur den Pfosten

Der US-Stürmer hatte zuvor die dickste Chance des HSV, als er in der 37. Minute nur den Pfosten traf. Zuvor hatte Freiburgs Kapitän einen Befreiungsschlag von Emir Spahic unterlaufen. Wood nahm den Ball technisch stark mit der Brust mit und schoss aus der Bedrängnis.

Doch statt ins Tor zu springen, suchte sich der Ball nach seiner Begegnung mit dem Innenpfosten einen anderen Weg durch den Freiburger Strafraum. "Wir hatten wieder ein bisschen Pech", analysierte Kapitän Johan Djourou mit Blick auf Woods Pfostentreffer.

Adler stellt sich hinter Labbadia

Ansonsten waren gefährliche Situationen Mangelware, vor allem in der zweiten Halbzeit verflachte die Partie zunehmend. Bis Petersen kam und Adler patzte.

Die Höhepunkte des Spiels

8. Minute

Der erste Vorstoß des HSV: Müller holt sich den Ball gegen Abrashi, marschiert Richtung Tor und schießt aus seiner Sicht links am Freiburger Kasten vorbei.

12. Minute

Wood köpft den Ball am Tor von Schwolow vorbei.

15. Minute

Schiedsrichter Schmidt pfeift eine Chance von Djourou ab. Der Kapitän soll sich im Strafraum für einen Kopfball nach einem Hunt-Freistoß aufgestützt haben.

20. Minute

Grifo zieht von der Strafraumgrenze ab, sein Schuss wird von Djourou zur Ecke geblockt. Wenige Sekunden später ein Spiegelbild der Szene, auch diesmal fälscht Djourou den Schuss des Freiburgers ins Toraus ab.

27. Minute

Durchatmen beim HSV: Freistoßspezialist Grifo setzt einen Standard aus aussichtsreicher Position in die Mauer

36. Minute

Grifo schlägt einen Freistoß von halblinks in den Sechzehner, dort kann Spahic per Kopf zur Ecke klären. Diese landet bei Philipp, dessen Schuss jedoch im Toraus landet.

37. Minute

Großchance für den HSV! Höfler unterläuft einen Befreiungsschlag von Spahic, wodurch Wood sich auf den Weg Richtung SCF-Tor machen kann. Trotz Bedrängnis kann der US-Stürmer mit dem rechten Außenrist abschließen, der Ball landet aber nur am rechten Innenpfosten, von wo aus er vor der Torlinie auf die andere Seite springt.

45. Minute

Das erste Lebenszeichen von Waldschmidt - der Jungprofi drischt seinen Versuch aus rund 20 Meter Torentfernung aber in den Freiburger Nachthimmel.

62. Minute

Waldschmidts erster Startelf-Einsatz ist beendet, für ihn kommt Gregoritsch.

70. Minute

TOR für Freiburg. Grifo schießt, Adler kann den Aufsetzer nicht festhalten. Petersen spritzt 54 Sekunden nach seiner Einwechslung heran und schießt ein. Das achte Joker-Gegentor für den HSV im vierten Saisonspiel. Wahnsinn.

75. Minute

Die letzte Gelegenheit des Spiels für den HSV setzt Gregoritsch per Kopf knapp neben den Pfosten

76. Minute

Labbadia reagiert mit einem Doppelwechsel und bringt Halilovic für Müller und Lasogga für Wood.

79. Minute

Wieder Petersen: Der Stürmer packt erneut seinen ganzen Frust in einen Schuss - der zischt aber nur ans Außennetz.

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"Vor zehn Monaten war Bruno Labbadia noch der Retter, der Hamburger des Jahres. Jetzt ist er der Sündenbock", sagte der Vize-Kapitän zur Diskussion um Labbadia. "Der Trainer macht einen tollen Job. Wir Spieler sind es, die Scheiße bauen und es auf dem Platz derzeit nicht hinbekommen."

Doch schon jetzt gibt es Spekulationen über Labbadias möglichen Nachfolger: Ein Name ist André Villas-Boas (38). Der frühere Chelsea-Trainer ist derzeit arbeitslos. Als Sportchef von Zenit Sankt Petersburg holte HSV-Chef Beiersdorfer den Portugiesen nach Russland.

Labbadia übernimmt Verantwortung

"Wir müssen schauen, dass wir aufstehen", sagte Labbadia nach dem Spiel bei "Sky": "Das ist heute kein schöner Tag. Die Enttäuschung ist riesig, das spürt man auch. Es war auch nicht notwendig, und ich bin als Erster in der Verantwortung.“

Während die Freiburger im Anschluss von ihren Fans gefeiert wurden, mussten sich die Hamburger Spieler vor dem Gästeblock dem enttäuschten eigenen Anhang stellen. Rund 400 von ihnen stand noch in der Nacht eine knapp 800 Kilometer lange Rückfahrt bevor.