Trainer will Vieraugengespräch mit Lasogga. Forderte Labbadia eine Korrektur von Kühne? Papa Halilovic meldet sich zu Wort.
Labbadia wackelt – Das sagen die Fans
Wie lange kann sich Bruno Labbadia noch halten? Nach der 0:4-Niederlage gegen Aufsteiger Leipzig wirkt der Trainer hilflos – und die Diskussion um seine Zukunft beim HSV ist in vollem Gang. Das Abendblatt hat mit Anhängern des Hamburger SV gesprochen: Die neue Mannschaft brauche noch Zeit und die müsse man ihr geben, sagen die einen. Andere hingegen trauen Labbadia nicht zu, dass er die Mannschaft hochziehen kann – und denken bereits über seine Nachfolge nach. Alle Stimmen dazu in unserem Video.
Labbadia will mit Lasogga sprechen
Die kurzfristige Nichtberücksichtigung Pierre-Michel Lasoggas für das Spiel gegen Leipzig war am Sonnabend eine echte Überraschung. Nach der Ausbootung stellte Bruno Labbadia dem Stürmer frei, sich den Auftritt seiner Kollegen im Stadion oder von zuhause aus anzuschauen. Lasogga entschied sich für den Volkspark und erlebte das 0:4 schließlich hautnah an der Seite seiner Mutter Kerstin Lasogga und Freundin Salina Vanessa auf der Tribüne mit. Ob Labbadia den degradierten Angreifer für das richtungsweisende Spiel gegen Freiburg wieder nominiert, soll sich auch nach einem Vieraugengespräch klären.
20er Kader für Freiburg steht
Ob Lasogga tatsächlich die Chance auf einen Einsatz erhält, war auch am Montagnachmittag noch nicht absehbar. Immerhin durfte der Stürmer zusammen mit 19 weiteren Kollegen Richtung Schwarzwald abheben. In den vorläufigen 20er Kader berief Labbadia die gleichen Spieler wie gegen Leipzig plus eben Lasogga und Nabil Bahoui. Morgen muss sich der Trainer dann entscheiden, welche 18 Profis endgültig auf dem Spielberichtsbogen der DFL erscheinen sollen.
Papa Halilovic nimmt Stellung
Auch Alen Halilovic kann also weiter auf sein Startelf-Debüt hoffen. Nach der Frust-Andeutung von Kollege Ashton Götz bei "Matz ab" (siehe Eintrag weiter unten) hat sich nun auch der Vater des kroatischen Talents über die Situation für seinen Filius geäußert. "Als wir mit dem HSV in Verhandlungen waren, haben uns viele gewarnt, Alen nicht nach Hamburg gehen zu lassen, weil der Trainer kein großer Fan von jungen Spielern sei", sagte Sejad Halilovic in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der "Sport Bild".
Allerdings habe Labbadia ihm und seinem Sohn bei einem Treffen zugesichert, an ihn zu glauben und ihn weiterentwickeln zu wollen. "Die Zeit wird zeigen, ob der HSV die richtige Adresse für talentierte Spieler wie Alen ist", sagte Halilovic senior weiter. Noch glaube er daran, dass "Alen am Ende in Hamburg glücklich sein wird". Auf die Frage nach der optimalen Position für seinen Sprößling antwortete Sejad Halilovic: "Ich als sein Vater würde sagen, dass Alen im Zentrum am wertvollsten für das Team ist, weil er dort oft am Ball ist. Mit dem Ball am Fuß ist Alen am stärksten."
Trainer-Berater klingeln bei Kühne durch
Dass Klaus-Michael Kühne auch in der Trainerfrage mitredet, ist bekannt. Dem Vernehmen nach sollen nach dem kapitalen Fehlstart bereits die ersten Berater direkt beim Investor anrufen und Mandanten für die Nachfolge von Bruno Labbadia ins Spiel bringen. Mit Horst Hrubesch, Markus Gisdol oder Martin Jol machen im Boulevard bereits die ersten Namen die Runde.
"Abwarten, ob der Trainer das Team in Form bringen kann", sagte Kühne unlängst. Und weiter: "Der HSV wird wohl irgendwo zwischen Platz sechs und acht landen." Zwei Sätze, die hinter den Kulissen für Aufregung gesorgt hatten. Labbadia soll nach Abendblatt-Informationen entgegen seiner eigenen Aussage ("Das war abgesprochen“) intern sogar gefordert haben, dass Kühne die Aussagen öffentlich relativiert.
Schiri Schmidt als Glücksbringer?
Die Schiedsrichteransetzung steht: In Freiburg wird Markus Schmidt (Stuttgart) pfeifen. Während die Herkunft des 43-Jährigen aus Baden-Württemberg im ersten Impuls für ein "Gschmäckle" sorgen könnte, lohnt zum Entkräften ein Blick auf die Statistik. Denn Schmidt brachte tatsächlich dem Nordlicht bislang mehr Glück als den Südbadenern.
Unter der Leitung des Personalentwicklers siegte der HSV sechsmal, vier Spiele endeten unentschieden, drei mit einer Niederlage. Außerdem schickte Schmidt, der seit 2003 in der ersten Liga eingesetzt wird, mehr Gegner vom Platz (3) als HSV-Profis (1: Slobodan Rajkovic beim 1:1 gegen Lautern am 30. Oktober 2011). Zittern müssen eher die Freiburger: Denn die beendeten gleich zehn der 15 Schmidt-Spiele mit einer Niederlage (davon eine im Pokal).
Freiburgs Streich ist unbeeindruckt
Freiburgs Trainer Christian Streich hält nichts vom Krisengerede rund um den kommenden Gegner. "Der HSV hat sehr starke Umschaltspieler und sich im Sommer nochmal extrem verstärkt", sagte der Coach des Aufsteigers am Montag: "Ich lese nicht das, was in den Zeitungen steht. Ich konzentriere mich lieber auf meine Arbeit."
verzichten muss der 51-Jährige wohl auf Jonas Meffert und Lucas Hufnagel. Beide Spieler seien angeschlagen. Auch einen Einsatz des zuletzt schwächelnden Innenverteidigers Caglar Söyüncü ließ Streich offen: "Kann sein, dass er spielt, kann auch nicht sein.“ Der 20 Jahre alte Türke könnte von Neuzugang Georg Niedermeier ersetzt werden. Streich rechnet nicht damit, dass sein Team nach dem 0:3 in Köln verunsichert in die Partie gehen wird. „Die Mannschaft liegt nicht am Boden, sie kann mit Enttäuschungen umgehen“, sagte er.
Schon wieder eine Relegationswette
Der erste Buchmacher holt schon wieder die Relegationswette aus der Schublade. Das Hamburger Portal mybet.com zahlt das Dreifache zurück, sollte man auf Platz 16 des HSV in der Endabrechnung setzen. Für wahrscheinlicher hält das Wettbüro allerdings jedes andere Szenario, für das die Quote 1.30 angeboten wird.
Ertel verneint Abrechnungsgedanken
Manfred Ertel hat sein Buch „Hört die Kurve! - Ein ganz persönliches HSV-Lesebuch“ am Dienstag im Schmidt-Theater vorgestellt. Es sei „keine Abrechnung mit dem HSV“, eher „die Beschreibung (...) einer Fußball-Liebe und wie sie kaputt ging“, erklärte der einstige Aufsichtsratsvorsitzende. In dem Buch beschreibt Ertel, wie er die Vorgänge im Verein als Mitglied und später Chef des Aufsichtsrats miterlebte und wie ihm „die zunehmende Kommerzialisierung den Spaß am Fußball“ genommen habe, sagte er.
Er habe immer noch eine „Rest-Loyalität“ zum Hamburger SV und würde auch noch ab und an ins Stadion gehen, jedoch nicht mehr so häufig wie früher, berichtete Ertel weiter. Der langjährige Redakteur des Magazins „Der Spiegel“ saß von 2011 bis 2014 in dem Kontrollgremium des HSV. Im Februar 2014 trat er vom Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden zurück.
Große Unterstützung aus dem Süden
Für das Spiel in Freiburg wurden bislang rund 2000 Karten an HSV-Fans abgesetzt. Davon reist allerdings nur gut ein Fünftel aus der Hansestadt an, der Rest rekrutiert sich aus Anhängern aus Süddeutschland. "Dort haben wir sehr viele Fans", sagte Fanbetreuerin Nicole Fister dem Abendblatt. Dennoch ist die Vorfreude auf das Schwarzwald-Stadion ein wenig getrübt. "Im Gästeblock herrschen schlechte Sichtverhältnisse", sagte Fister. Ausgeschöpft ist das Gästekontingent noch nicht, Restkarten für den HSV-Bereich wird es aller Voraussicht nach noch an der Abendkasse geben. Für die Auswärts-Supporter aus Hamburg ist der Trip einer der längsten innerhalb der Bundesliga, die meisten Busse werden erst am Mittwochmorgen um 7 Uhr zurück im Norden erwartet.
Bilder vom Spiel gegen Leipzig:
HSV geht mit 0:4 gegen RB Leipzig unter
Aufregende Statistik gegen Freiburg
Was die HSV-Fans allerdings hoffen lässt: Die Auswärtsbilanz gegen Freiburg ist mit sechs Siegen bei sieben Unentschieden und drei Niederlagen positiv. In den letzten acht Gastspielen im Breisgau musste der Dino nur eine Pleite einstecken (0:1 am 4. Dezember 2010). Der SC spielte wiederum gegen keinen anderen Bundesligisten so oft Remis wie gegen Hamburg (zwölfmal, davon fünfmal 0:0). Fünf Elfmeter erhielten die Freiburger gegen den HSV – und verschossen die letzten vier. Den einzigen Treffer vom Punkt schaffte Martin Braun am 12. Februar 1994 gegen den späteren Freiburger Torwart Richard Golz. Labbadia kann in seinem 100. Bundesliga-Auswärtsspiel mit einem Unentschieden den 100. Punkt für den HSV holen.
Doppelpacker Jatta erhält Maulkorb
Für Hochgefühle beim derzeit tristen sportlichen Bild des Hamburger SV sorgt weiter Bakery Jatta. Der 18-Jährige Flüchtling aus Gambia schnürte beim 3:1 gegen Hildesheim seinen zweiten Doppelpack im zweiten Pflichtspiel. Seine Top-Torjägerquote hätte Jatta sogar ausbauen müssen.
Dank seines gigantischen Antritts war er fast nie zu halten und hätte mindestens einen Treffer mehr erzielen müssen. Ein Interview mit dem HSV-Helden gestattete der Verein nach Spielschluss nicht. Dafür sprach HSV II-Coach Dirk Kunert: „Die Duplizitität der Ereignisse finde ich witzig. Schon letzte Woche traf Bakery in Rehden mit dem Kopf und mit dem Fuß. Ich freue mich sehr über seine Leistung.“
Dörfel legt Finger in Einbruch-Wunde
Auch Charlie Dörfel ist der Einbruch des HSV in den Schlussphasen der Spiele ein Rätsel. "Sind wir untertrainiert?", fragte der deutsche Meister von 1960 an seinem 77. Geburtstag, den er am Sonntag in Meckelfeld feierte. Die nackten Zahlen belegen: Der HSV hat tatsächlich zum Ende hin Probleme - alle acht Gegentreffer kassierte das Team ab der 66. Minute. Ein eigener Treffer wurde in diesem Zeitraum dagegen nur in der ersten Pokalrunde in Zwickau erzielt (Alen Halilovic/70.). Außerdem waren die HSV-Gegner allein an den ersten drei Bundesliga-Spieltagen sieben Mal durch Einwechselspieler erfolgreich. Auch hier steht nur der Halilovic-Treffer dagegen. Macht in der Summe null Punkte und Platz 18 in der separaten Bundesligatabelle für die zweite Halbzeit.
Badelj mit goldenem Tor in Italien
Für den HSV traf Milan Badelj in 62 Bundesligaspielen zweimal ins Schwarze, bei seinem Nachfolgerverein hat er diese Quote nun schon im 52. Auftritt getoppt. Am Sonntag schoss der Kroate den AC Florenz in der 83. Minute zum 1:0 (0:0)-Sieg gegen den AS Rom und vereitelte damit den Sprung der Hauptstädter an die Tabellenspitze der Serie A.
Götz berichtet von Halilovic-Frust
In der Analyse des 0:4 gegen RB Leipzig bei "Matz ab" fand Ashton Götz offene Worte über die Situation in der Mannschaft. Neben der Aussage des 23-Jährigen, dass offenbar nicht jeder seiner Kollegen Gebrauch von angebotenem Videomaterial über die bevorstehenden Gegenspieler macht, gab er auch einen Einblick in das Gefühlsleben Alen Halilovics. "Ein Stück weit Frustration hat er sicherlich dadurch, dass er wenig spielt", sagte Götz über den aus seiner Sicht "besonderen Kicker". Halilovic habe Fähigkeiten, die der mannschaft auf jeden Fall weiterhelfen würden. "Im Zweikampftraining habe ich mich letztens dreimal im Kreis gedreht, weil er mir einen Drehwurm verpasst hat", erzählte Götz.
Diekmeier analysiert das Freiburg-Spiel
Auch nach dem Spiel in Freiburg gibt es ein "Matz ab". Zur Live-Analyse begrüßt Abendblatt-Experte Marcus Scholz dann ab 22 Uhr den derzeit verletzten HSV-Profi Dennis Diekmeier sowie den ehemaligen Torhüter Sven Neuhaus, der inzwischen als Koordinator für die Projekte der HSV-Stiftung "Der Hamburger Weg" arbeitet.