Hamburg. Der Serbe flankte gegen Ingolstadt rekordverdächtige elfmal, fand aber nur selten einen Kollegen. Daher übt Kostic Selbstkritik.
Man konnte Filip Kostic nachsehen, dass der Serbe nach dem 1:1 gegen Ingolstadt ein wenig den Überblick verloren hatte. Ob er denn schätzen könne, wie oft er in den 90 Minuten geflankt habe, wurde Kostic nach dem Spiel gefragt. Der Neuhamburger überlegte kurz und beließ es dann bei einer ungefähren Antwort: „A lot.“ Oft.
Genau genommen war es sehr oft. Denn ganz genau genommen waren es elf Flanken. Und ganz, ganz genau genommen war das bereits im ersten Spiel der Saison ein rekordverdächtiger Wert. So flankte der statistisch gesehen beste Flankengeber der vergangenen Saison (149 Flanken in 30 Spielen) mehr als doppelt so häufig von der linken Seite in den Ingolstädter Strafraum als bundesligaweit der zweitbeste Flankengeber (Bremens Yatabare, Dortmunds Dembele und Ingolstadts Suttner/je fünf Flanken) am ersten Spieltag.
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„Ich weiß gar nicht, wie viele Flanken der Filip heute in den Sechzehner gejagt hat“, zollte später Torhüter René Adler dem Neuzugang aus Stuttgart Respekt, um gleichzeitig zu bemängeln, dass der einzige Pass, der zum Tor führte, von ihm und nicht von Flankenkönig Kostic kam: „Bei so vielen Flanken müssen wir den Strafraum einfach besser besetzen. Da müssen wir galliger sein.“
Nun ist Kostic ein höflicher Mensch, zurückhaltend, man könnte ihn gar introvertiert nennen. Deswegen nahm er den verbalen Steilpass nicht auf, sondern suchte die Schuld bei sich selbst. Die Quantität seiner Hereingaben habe gestimmt, an der Qualität gelte es zu arbeiten. „Vielleicht waren meine Flanken ein wenig zu schnell. Die Flanken müssen auch härter kommen.“
Zu schnell? Zu lasch? Tatsächlich wurde am Tag nach dem viel zu laschen 1:1 weniger über die mutmaßlich fehlende Qualität des Absenders als viel mehr über die vermeintliche Qualität der Empfänger diskutiert. „Bei den vielen Flanken müssen wir präsenter in der Mitte sein“, kritisierte Aaron Hunt.
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Aus naheliegendem Grund kann die Länderspielpause zur besseren Abstimmung allerdings nicht genutzt werden: Kostic selbst ist auf Länderspielreise. Am kommenden Montag tritt der HSV-Flügelflitzer in Belgrad gegen Irland in der WM-Qualifikation an.
In einem Mischmasch aus gebrochenem Englisch und gebrochenem Deutsch machte der serbische Königstransfer aber vor seinem Abflug deutlich, dass sich niemand zu sorgen bräuchte. „Ich habe ein gutes Gefühl“, sagte Kostic, der am Wochenende nicht nur rekordverdächtige elf Flanken geschlagen hatte. In der gerade einmal zwei Minuten langen Frage-und-Antwort-Runde danach schaffte er es auch, rekordverdächtige viermal den Satz zu sagen: „Wir müssen positiv bleiben.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.