Hamburg. Der Serbe flankte gegen Ingolstadt rekordverdächtige elfmal, fand aber nur selten einen Kollegen. Daher übt Kostic Selbstkritik.

Man konnte Filip Kostic nachsehen, dass der Serbe nach dem 1:1 gegen Ingolstadt ein wenig den Überblick verloren hatte. Ob er denn schätzen könne, wie oft er in den 90 Minuten geflankt habe, wurde Kostic nach dem Spiel gefragt. Der Neuhamburger überlegte kurz und beließ es dann bei einer ungefähren Antwort: „A lot.“ Oft.

Genau genommen war es sehr oft. Denn ganz genau genommen waren es elf Flanken. Und ganz, ganz genau genommen war das bereits im ersten Spiel der Saison ein rekordverdächtiger Wert. So flankte der statistisch gesehen beste Flankengeber der vergangenen Saison (149 Flanken in 30 Spielen) mehr als doppelt so häufig von der linken Seite in den Ingolstädter Strafraum als bundesligaweit der zweitbeste Flankengeber (Bremens Yatabare, Dortmunds Dembele und Ingolstadts Suttner/je fünf Flanken) am ersten Spieltag.

Der Bundesliga-Auftakt des HSV gegen Ingolstadt

Ingolstadt-Experten unter sich: Michael Gregoritsch (r.) jubelt mit Bobby Wood über dessen Treffer gegen die Oberbayern
Ingolstadt-Experten unter sich: Michael Gregoritsch (r.) jubelt mit Bobby Wood über dessen Treffer gegen die Oberbayern © Getty Images
Neuzugang Wood avancierte damit zum ersten HSV-Torschützen der neuen Saison
Neuzugang Wood avancierte damit zum ersten HSV-Torschützen der neuen Saison © Imago/Michael Schwarz
Und es wollten noch mehr Mitspieler über das Großereignis in der 30. Minute jubeln
Und es wollten noch mehr Mitspieler über das Großereignis in der 30. Minute jubeln © Getty Images
Woods Dank galt auch René Adler, der den Angriff durch einen weiten Schlag einleitete
Woods Dank galt auch René Adler, der den Angriff durch einen weiten Schlag einleitete © Witters
Damit konnte sich der Torhüter bereits über seinen dritten Assist im 237. Bundesligaspiel freuen
Damit konnte sich der Torhüter bereits über seinen dritten Assist im 237. Bundesligaspiel freuen © Witters
Adler zeigte auch hinten wieder seine Klasse
Adler zeigte auch hinten wieder seine Klasse © Imago/Baering
In der 66. Minute entschied sich Labbadia zu einem Dreifachwechsel, doch auch die frischen Kräfte Laen Halilovic, Pierre-Michel Lasogga und Dennis Diekmeier konnten den Sieg nicht über die Runden bringen
In der 66. Minute entschied sich Labbadia zu einem Dreifachwechsel, doch auch die frischen Kräfte Laen Halilovic, Pierre-Michel Lasogga und Dennis Diekmeier konnten den Sieg nicht über die Runden bringen © Imago/Baering
Doch es nützte wenig, in der 79. Minute schob Lukas Hinterseer nach einem Cléber-Aussetzer zum Ausgleich ein
Doch es nützte wenig, in der 79. Minute schob Lukas Hinterseer nach einem Cléber-Aussetzer zum Ausgleich ein © Imago/Nordphoto
Anschließend mahnte Hinterseer, der schon in der Vorsaison zum Ausgleich traf, zur Ruhe
Anschließend mahnte Hinterseer, der schon in der Vorsaison zum Ausgleich traf, zur Ruhe © Imago/Nordphoto
Nach dem verpassten Auftaktsieg gegen Ingolstadt stand den HSV-Profis die Enttäuschung in die Gesichter geschrieben
Nach dem verpassten Auftaktsieg gegen Ingolstadt stand den HSV-Profis die Enttäuschung in die Gesichter geschrieben © Witters
Zufrieden sieht anders aus: Bruno Labbadia während des Spiels
Zufrieden sieht anders aus: Bruno Labbadia während des Spiels © dpa
Kampf ist Trumpf: Nicolai Müller gegen Ingolstadt Matthew Leckie
Kampf ist Trumpf: Nicolai Müller gegen Ingolstadt Matthew Leckie © Witters
Fingerzeig in Richtung mehr Offensive? Neuzugang Filip Kostic gegen Ingolstadts Tobias Levels
Fingerzeig in Richtung mehr Offensive? Neuzugang Filip Kostic gegen Ingolstadts Tobias Levels © Witters
Teambuilding: Vor dem Spiel beschwor die Startelf noch einmal den Mannschaftsgeist
Teambuilding: Vor dem Spiel beschwor die Startelf noch einmal den Mannschaftsgeist © Witters
Das HSV-Trainergespann Bruno Labbadia (r.) und Bernhard Trares vor dem Anstoß gegen Ingolstadt
Das HSV-Trainergespann Bruno Labbadia (r.) und Bernhard Trares vor dem Anstoß gegen Ingolstadt © Witters
Top-Talent Alen Halilovic beorderten sie erst einmal auf die Ersatzbank
Top-Talent Alen Halilovic beorderten sie erst einmal auf die Ersatzbank © Imago/Baering
Kennen sich noch gut aus der Relegation: Bruno Labbadia und Markus Kauczinski, der vor Ingolstadt den Karlsruher SC trainierte
Kennen sich noch gut aus der Relegation: Bruno Labbadia und Markus Kauczinski, der vor Ingolstadt den Karlsruher SC trainierte © Witters
Vor dem Anpfiff gab es eine Schweigeminute für Hamburgs verstorbenen Altbürgermeister Henning Voscherau
Vor dem Anpfiff gab es eine Schweigeminute für Hamburgs verstorbenen Altbürgermeister Henning Voscherau © Witters
Gute Stimmung im Fanblock, doch ausverkauft war das Volksparkstadion mit rund 50.000 Zuschauern nicht
Gute Stimmung im Fanblock, doch ausverkauft war das Volksparkstadion mit rund 50.000 Zuschauern nicht © Witters
Im Rahmen des Spiels überreichten sich HSV-Boss Didi Beiersdorfer (r.) und Finanzsenator Dr. Peter Tschentscher Patenschaftsurkunden für die Stiftung ''Hamburger Weg''
Im Rahmen des Spiels überreichten sich HSV-Boss Didi Beiersdorfer (r.) und Finanzsenator Dr. Peter Tschentscher Patenschaftsurkunden für die Stiftung ''Hamburger Weg'' © Witters
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„Ich weiß gar nicht, wie viele Flanken der Filip heute in den Sechzehner gejagt hat“, zollte später Torhüter René Adler dem Neuzugang aus Stuttgart Respekt, um gleichzeitig zu bemängeln, dass der einzige Pass, der zum Tor führte, von ihm und nicht von Flankenkönig Kostic kam: „Bei so vielen Flanken müssen wir den Strafraum einfach besser besetzen. Da müssen wir galliger sein.“

Nun ist Kostic ein höflicher Mensch, zurückhaltend, man könnte ihn gar introvertiert nennen. Deswegen nahm er den verbalen Steilpass nicht auf, sondern suchte die Schuld bei sich selbst. Die Quantität seiner Hereingaben habe gestimmt, an der Qualität gelte es zu arbeiten. „Vielleicht waren meine Flanken ein wenig zu schnell. Die Flanken müssen auch härter kommen.“

Zu schnell? Zu lasch? Tatsächlich wurde am Tag nach dem viel zu laschen 1:1 weniger über die mutmaßlich fehlende Qualität des Absenders als viel mehr über die vermeintliche Qualität der Empfänger diskutiert. „Bei den vielen Flanken müssen wir präsenter in der Mitte sein“, kritisierte Aaron Hunt.

Kommentar: Wie voll ist das HSV-Glas?

Aus naheliegendem Grund kann die Länderspielpause zur besseren Abstimmung allerdings nicht genutzt werden: Kostic selbst ist auf Länderspielreise. Am kommenden Montag tritt der HSV-Flügelflitzer in Belgrad gegen Irland in der WM-Qualifikation an.

In einem Mischmasch aus gebrochenem Englisch und gebrochenem Deutsch machte der serbische Königstransfer aber vor seinem Abflug deutlich, dass sich niemand zu sorgen bräuchte. „Ich habe ein gutes Gefühl“, sagte Kostic, der am Wochenende nicht nur rekordverdächtige elf Flanken geschlagen hatte. In der gerade einmal zwei Minuten langen Frage-und-Antwort-Runde danach schaffte er es auch, rekordverdächtige viermal den Satz zu sagen: „Wir müssen positiv bleiben.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.