Hamburg. Remis gegen Ingolstadt: Zum sechsten Mal hintereinander ist der Hamburger SV sieglos in die neue Bundesliga-Saison gestartet.

Mit gequältem Gesichtsausdruck, die Pfiffe der Fans noch im Ohr, brachte Aaron Hunt die alte Misere trotz neuer Stars am besten auf den Punkt. "Das war wie ein Abziehbild der vergangenen Saison", kommentierte der Ex-Nationalspieler den sechsten misslungenen Saisonstart des Hamburger SV in Serie. Das müde 1:1 (1:0) gegen den FC Ingolstadt warf erste Fragen nach der Transferbilanz der Hanseaten auf.

Denn nur der neue Torjäger Bobby Wood erfüllte mit einem sehenswerten Treffer in der 30. Minute sein Soll. Der Ex-Stuttgarter Filip Kostic tauchte nach guten Ansätzen in der zweiten Halbzeit weitgehend ab. Und das Jungtalent vom FC Barcelona, der Kroate Alen Halilovic, kam gar erst in der 66. Minute aufs Spielfeld und war anschließend kaum zu sehen.

Der Bundesliga-Auftakt des HSV gegen Ingolstadt

Ingolstadt-Experten unter sich: Michael Gregoritsch (r.) jubelt mit Bobby Wood über dessen Treffer gegen die Oberbayern
Ingolstadt-Experten unter sich: Michael Gregoritsch (r.) jubelt mit Bobby Wood über dessen Treffer gegen die Oberbayern © Getty Images
Neuzugang Wood avancierte damit zum ersten HSV-Torschützen der neuen Saison
Neuzugang Wood avancierte damit zum ersten HSV-Torschützen der neuen Saison © Imago/Michael Schwarz
Und es wollten noch mehr Mitspieler über das Großereignis in der 30. Minute jubeln
Und es wollten noch mehr Mitspieler über das Großereignis in der 30. Minute jubeln © Getty Images
Woods Dank galt auch René Adler, der den Angriff durch einen weiten Schlag einleitete
Woods Dank galt auch René Adler, der den Angriff durch einen weiten Schlag einleitete © Witters
Damit konnte sich der Torhüter bereits über seinen dritten Assist im 237. Bundesligaspiel freuen
Damit konnte sich der Torhüter bereits über seinen dritten Assist im 237. Bundesligaspiel freuen © Witters
Adler zeigte auch hinten wieder seine Klasse
Adler zeigte auch hinten wieder seine Klasse © Imago/Baering
In der 66. Minute entschied sich Labbadia zu einem Dreifachwechsel, doch auch die frischen Kräfte Laen Halilovic, Pierre-Michel Lasogga und Dennis Diekmeier konnten den Sieg nicht über die Runden bringen
In der 66. Minute entschied sich Labbadia zu einem Dreifachwechsel, doch auch die frischen Kräfte Laen Halilovic, Pierre-Michel Lasogga und Dennis Diekmeier konnten den Sieg nicht über die Runden bringen © Imago/Baering
Doch es nützte wenig, in der 79. Minute schob Lukas Hinterseer nach einem Cléber-Aussetzer zum Ausgleich ein
Doch es nützte wenig, in der 79. Minute schob Lukas Hinterseer nach einem Cléber-Aussetzer zum Ausgleich ein © Imago/Nordphoto
Anschließend mahnte Hinterseer, der schon in der Vorsaison zum Ausgleich traf, zur Ruhe
Anschließend mahnte Hinterseer, der schon in der Vorsaison zum Ausgleich traf, zur Ruhe © Imago/Nordphoto
Nach dem verpassten Auftaktsieg gegen Ingolstadt stand den HSV-Profis die Enttäuschung in die Gesichter geschrieben
Nach dem verpassten Auftaktsieg gegen Ingolstadt stand den HSV-Profis die Enttäuschung in die Gesichter geschrieben © Witters
Zufrieden sieht anders aus: Bruno Labbadia während des Spiels
Zufrieden sieht anders aus: Bruno Labbadia während des Spiels © dpa
Kampf ist Trumpf: Nicolai Müller gegen Ingolstadt Matthew Leckie
Kampf ist Trumpf: Nicolai Müller gegen Ingolstadt Matthew Leckie © Witters
Fingerzeig in Richtung mehr Offensive? Neuzugang Filip Kostic gegen Ingolstadts Tobias Levels
Fingerzeig in Richtung mehr Offensive? Neuzugang Filip Kostic gegen Ingolstadts Tobias Levels © Witters
Teambuilding: Vor dem Spiel beschwor die Startelf noch einmal den Mannschaftsgeist
Teambuilding: Vor dem Spiel beschwor die Startelf noch einmal den Mannschaftsgeist © Witters
Das HSV-Trainergespann Bruno Labbadia (r.) und Bernhard Trares vor dem Anstoß gegen Ingolstadt
Das HSV-Trainergespann Bruno Labbadia (r.) und Bernhard Trares vor dem Anstoß gegen Ingolstadt © Witters
Top-Talent Alen Halilovic beorderten sie erst einmal auf die Ersatzbank
Top-Talent Alen Halilovic beorderten sie erst einmal auf die Ersatzbank © Imago/Baering
Kennen sich noch gut aus der Relegation: Bruno Labbadia und Markus Kauczinski, der vor Ingolstadt den Karlsruher SC trainierte
Kennen sich noch gut aus der Relegation: Bruno Labbadia und Markus Kauczinski, der vor Ingolstadt den Karlsruher SC trainierte © Witters
Vor dem Anpfiff gab es eine Schweigeminute für Hamburgs verstorbenen Altbürgermeister Henning Voscherau
Vor dem Anpfiff gab es eine Schweigeminute für Hamburgs verstorbenen Altbürgermeister Henning Voscherau © Witters
Gute Stimmung im Fanblock, doch ausverkauft war das Volksparkstadion mit rund 50.000 Zuschauern nicht
Gute Stimmung im Fanblock, doch ausverkauft war das Volksparkstadion mit rund 50.000 Zuschauern nicht © Witters
Im Rahmen des Spiels überreichten sich HSV-Boss Didi Beiersdorfer (r.) und Finanzsenator Dr. Peter Tschentscher Patenschaftsurkunden für die Stiftung ''Hamburger Weg''
Im Rahmen des Spiels überreichten sich HSV-Boss Didi Beiersdorfer (r.) und Finanzsenator Dr. Peter Tschentscher Patenschaftsurkunden für die Stiftung ''Hamburger Weg'' © Witters
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Vielmehr war zu erkennen, dass die Gäste die Partie mehr und mehr kontrollierten und durch den eingewechselten Lukas Hinterseer (79.) zum verdienten Ausgleich kamen. "Wir haben ja förmlich um dieses Gegentor gebettelt", echauffierte sich Torhüter Rene Adler, der schon das nächste Auswärtsspiel bei seinem ehemaligen Arbeitgeber Bayer Leverkusen im Hinterkopf hatte: "Das ist ein Gegner auf einem ganz anderen Level, da müssen wir ein bis zwei Schippen drauflegen."

Auch Labbadia hatte sich mehr versprochen

In dieser Verfassung jedenfalls werden die Norddeutschen in direkten Duellen mit den Topteams der Liga regelmäßig den Kürzeren ziehen, auch Trainer Bruno Labbadia hatte sich vom Ligaauftakt im Volksparkstadion viel mehr versprochen: "Das war alles andere als ein Topspiel von uns. Wir haben als Mannschaft nicht so richtig funktioniert."

Neun Wochen lang hatte der Coach seinen Kader auf die neue Spielzeit vorbereitet, vielleicht zu lang. Dies jedenfalls ließ Mannschaftskapitän Johan Djourou durchblicken. "Uns fehlte die Power", meinte der Schweizer vielsagend.

Die Gäste hingegen steigerten sich vor 50.107 Zuschauern zum Spielende hin und bescherten ihrem neuen Coach Markus Kauczinski einen erfreulichen Bundesliga-Einstand. "Phasenweise haben wir sehr gut Fußball gespielt, das war mir fast noch wichtiger als der Punktgewinn", sagte der Fußballlehrer, der die grundsätzliche Spielausrichtung seines Vorgängers Ralph Hasenhüttl weitgehend beibehalten hat.

Ein Platz im Mittelfeld ist für den HSV fast schon Pflicht

Mit giftigem Zweikampfverhalten und einer den Gegner stark fordernden Laufarbeit wollen sich die Schanzer auch in ihrem zweiten Erstligajahr vom Tabellenende fernhalten. Für Kauczinski absolut kein Hexenwerk, "wenn wir immer so auftreten, wie wir es in Hamburg getan haben".

In der Hansestadt indes sind die Ansprüche, befeuert durch die Transfermillionen von Geldgeber Klaus-Michael Kühne, nach wir vor höher, ein Platz im Mittelfeld ist fast schon Pflicht. Daran lässt auch Labbadia keinen Zweifel.

"Nach Rang zehn im letzten Jahr ist klar, dass wir uns einen einstelligen Tabellenplatz vornehmen", erklärte der 50-Jährige. Wenigstens am ersten Spieltag ist das seinen Schützlingen zumindest rein rechnerisch gelungen...

Statistik

HSV: Adler - Gotoku Sakai, Cleber, Djourou, Ostrzolek - Gideon Jung (ab 66. Diekmeier), Hunt - Nicolai Müller (ab 66. Halilovic), Gregoritsch (ab 67. Lasogga), Kostic - Wood. - Trainer: Labbadia

Ingolstadt: Nyland - Levels, Marvin Matip, Bregerie, Suttner - Roger - Groß, Morales - Hartmann (ab 66. Hinterseer), Leckie - Lezcano (ab 90. Lex). - Trainer: Kauczinski

Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)

Tore: 1:0 Wood (30.), 1:1 Hinterseer (79.)

Gelbe Karten: Sakai - Suttner, Morales

Zuschauer: 50.000