Hamburg. HSV-Chef will bis Ende August noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen. Insgesamt drei Brasilianer und zwei Deutsche im Fokus.
Deutschlandflagge rechts, Deutschlandflagge links. Stilecht mit Schwarz-Rot-Gold auf beiden Wangen verfolgte HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer in der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag an Rios de Janeiros Copacabana das goldene Beachvolleyballfinale der HSV-Aushängeschilder Laura Ludwig und Kira Walkenhorst. „Eine großartige Leistung von Laura und Kira an einem außergewöhnlichen Wettkampfort“, sagte Beiersdorfer, der bis kurz vor 1 Uhr morgens Ortszeit in der 12.000-Zuschauer-Arena direkt am Atlantik durchhalten musste, ehe er sich über die erste und einzige HSV-Medaille der Olympischen Spiele freuen durfte: „Deutschland, Hamburg und der HSV können sehr stolz auf sie sein.“
Der Ausflug zum Strand war für Beiersdorfer eine willkommene Abwechslung – der eigentliche Grund für die weite Reise nach Brasilien war allerdings ein anderer: nicht Beachvolleyball, sondern natürlich Fußball. So schaute sich der HSV-Chef bereits vor dem Triumph von Ludwig und Walkenhorst das Fußball-Halbfinale der Herren im Maracanã zwischen Brasilien und Honduras (6:0) an, für Sonnabend (22.30 Uhr/MEZ) hat er sich für das Endspiel zwischen Brasilien und Deutschland angemeldet. Der Hintergrund: Bis zum 31. August hat der HSV noch Zeit, ein letztes Mal auf dem Transfermarkt zuzuschlagen. Und wie es der Zufall will, kann Beiersdorfer im Olympiafinale im Maracanã gleich mehrere Kandidaten vor Ort beobachten.
Geringe Chancen bei Ginter und Toljan
Kein Geheimnis mehr ist das grundsätzliche Interesse des HSV an Borussia Dortmunds Matthias Ginter, der ein starkes Turnier in Brasilien spielt. Das Problem: Zum einen will Dortmund den Defensivallrounder nicht abgeben, zum anderen hat der VfL Wolfsburg starkes Interesse. Hinter vorgehaltener Hand hieß es zuletzt immer, dass Ginter einen Verbleib in Dortmund oder einen Wechsel nach Wolfsburg präferieren würde. Ähnlich wie im Fall Onyinye Ndidi geht der HSV nicht mehr von einer ernsthaften Wechselchance aus.
Ähnliches gilt auch für Ginters Mannschaftskollegen Filip Toljan, der ebenfalls seit längerer Zeit vom HSV beobachtet wird. „Der HSV hat sein konkretes Interesse hinterlegt“, sagt sein Hamburger Berater Michael Decker. Ein Wechsel des Hoffenheimers, an dem auch Paris Saint-Germain und RB Leipzig interessiert sein sollen, gilt allerdings als äußerst unwahrscheinlich.
Drei Brasilianer auf dem Zettel
Ganz anders ist die Ausgangslage beim vielseitigen Defensivmann Walace, der es Beiersdorfer schon seit Längerem angetan hat. Der 21 Jahre alte Nationalspieler von Grêmio Porto Alegre, der beim 6:0-Triumph der Brasilianer gegen Honduras durchspielte, hat laut transfermarkt.de einen Marktwert von neun Millionen Euro. Obwohl seine deutschen Berater eine Kontaktaufnahme des HSV dementieren, ist Walace nach Abendblatt-Informationen einer von drei Brasilianern, die sich Beiersdorfer in diesen Tagen unter die Lupe nimmt.
Hamburgs Clubchef will die Reise allerdings auch nutzen, um seine Kontakte im umkämpftesten Fußballmarkt der Welt aufzufrischen. Am Donnerstag war Beiersdorfer unter anderem mit Jochen Lösch im Austausch, der seit 2007 als President International Business für Traffic in Brasilien aktiv ist.
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Beiersdorfer will sich positionieren
Lösch hatte sich bereits vor drei Jahren mit Beiersdorfers Vorstandskollegen Joachim Hilke und Ex-Sportchef Oliver Kreuzer in São Paulo getroffen, um die Möglichkeit einer Kooperation auszuloten. „Es wäre sehr schön, wenn der HSV und wir ins Geschäft kommen würden“, hatte Lösch seinerzeit im Anschluss an den Besuch gesagt.
Ähnlich wie SportsTotal in Deutschland, mit dessen Chef Volker Struth Beiersdorfer sämtliche Transfers vorab abspricht, gilt auch Traffic in Brasilien als Schwergewicht. Bleibt zu hoffen, dass der HSV-Chef am Sonntag neben Olympiagold auch gute Transfer-Nachrichten beim Rückflug aus Rio im Gepäck dabei hat.