Hamburg. Ja, nein, vielleicht: Schiedsrichter Knut Kircher bezieht Stellung zu drei strittigen Szenen bei der 1:3-Niederlage gegen Hoffenheim.
Am Ende wusste sich Knut Kircher nur noch mit einem Satz zu helfen: „Hätte, hätte, Fahrradkette“, sagte der Schiedsrichter in den Katakomben des Volksparkstadions. Eine Stunde zuvor hatte er das Spiel zwischen dem HSV und Hoffenheim (1:3) abgepfiffen. Ein Spiel, das der Unparteiische mit einigen fragwürdigen Entscheidungen maßgeblich mitgeprägt hatte. Und so stand er hinterher da und diskutierte und diskutierte. Schließlich kam Kircher zum Entschluss: „Ich denke mittlerweile, dass es Szenen gibt, in denen ein Videobeweis helfen würde.“
Drei umstrittene Szenen
Szene Nummer eins in Hamburg: Kevin Volland umkurvt René Adler, der sich im Strafraum nur noch mit einer Notbremse zu helfen weiß (19.). Ein klarer Elfmeter, Kircher liegt richtig. Und eine klare Rote Karte, denn Adler verhindert als letzter Mann eine klare Torchance. Doch Kircher zeigt Gelb und liegt damit falsch. Hätte der Videobeweis geholfen? „Nach Ansicht der Bilder wäre die Entscheidung knapp für Rot ausgefallen“, sagte Kircher.
Szene Nummer zwei: Matthias
Ostrzolek spielt den Ball im eigenen Strafraum quer, Adler nimmt ihn in die Hand (22.). Kircher entscheidet auf Rückpass. Den indirekten Freistoß verwandelt Volland zum 0:2. Eine Entscheidung, die die Meinungen auch nach Ansicht der Videobilder in zwei Lager teilte. „Ich will den Ball nach außen klären. Das war kein gezielter Pass“, sagte Ostrzolek. „Ich traue einem Bundesligaspieler einen kontrollierten Pass über vier Meter zu“, sagte Kircher. Hätte der Videobeweis geholfen? „Ich bleibe bei meiner Meinung“, sagte Kircher. „Eine krasse Fehlentscheidung“, entgegnete Ostrzolek.
Kommentar: Der HSV ist in die Jahre gekommen
Szene Nummer drei: Hoffenheims Pavel Kaderabek bekommt im Strafraum eine Hereingabe von Ivo Ilicevic an den Arm (29.). Kircher pfeift Elfmeter. Eine Fehlentscheidung, denn Kaderabek dreht den Arm sogar weg, vergrößert seine Körperfläche nicht. Hätte der Videobeweis geholfen? „Für mich war das nicht klar. Es wird auch mit dem Videobeweis immer einen Graubereich geben“, sagte Kircher.
HSV gegen Hoffenheim
HSV hätte noch einen Elfer bekommen können
Letztlich hatte der Schiedsrichter Glück, dass die Szenen das Endergebnis nicht entscheidend beeinflussten. „Ich war nicht gut in Regelkunde, aber es hat sich ausgeglichen“, sagte Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann. Nach Regelkunde hätte Hamburg zu zehnt spielen können, hätte aber auch einen zweiten Elfmeter bekommen können, als Tobias Strobl den Ball im Strafraum mit der Hand spielte (31.). Hätte, hätte, Fahrradkette. Sicher war sich Kircher an diesem Nachmittag nur in einer Frage. „Der Videobeweis wird kommen.“ Mit dieser Einschätzung dürfte er tatsächlich richtig liegen.