Hamburg. Das Relegations-Gespenst geht in Hamburg wieder um. Der HSV sucht das Rezept gegen den Negativtrend. Hoffenheim macht es vor.

Die Spötter sprechen vom „Triple“, das der Hamburger SV in diesem Jahr holen kann. Dabei ist nicht wie beim FC Bayern München die Dreieinigkeit von Deutscher Meisterschaft, DFB-Pokalsieg und Gewinn der Champions League gemeint. Sondern es geht um den dritten Einzug nacheinander in die Relegation der Fußball-Bundesliga. Dieses Schicksal droht der eigentlich stark verbesserten Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia nach dem 1:3 gegen die totgeglaubten Hoffenhemier mit Jungtrainer Julian Nagelsmann wieder.

Als wären die nervenaufreibenden Zittereinlagen in den beiden Vorjahren nicht Mahnung genug, muss der hanseatische Bundesligist auch in dieser Saison bangen. Jüngster Verursacher der Misere ist Abstiegskandidat 1899 Hoffenheim, der als schlechteste Auswärtsmannschaft der Bundesliga an die Elbe gereist war und mit 3:1 siegte. Die Sicherheitszone zu Platz 16 beträgt für den HSV nur noch vier Punkte. „Die Situation ist nicht besser geworden. Aber ich habe keine Angst“, sagte Abwehrspieler Matthias Ostrzolek.

René Adler hätte Rot sehen müssen

Dabei hatten die Hamburger noch Glück, dass Schiedsrichter Knut Kircher nicht seinen besten Tag hatte. Anderenfalls wäre Torhüter René Adler bei seiner Strafraumattacke auf den einschussbereiten Hoffenheim-Stürmer Kevin Volland vom Platz geflogen. So gab es nur Gelb und Elfmeter.

Matz ab nach dem Hoffenheim-Spiel

„Knut Kircher ist ein innovativer Schiedsrichter und pfeift schon nach dem Regelwerk, das ab Juli gilt“, spottete Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen. Der Gescholtene räumte ein: „Nach Betrachten der Bilder wäre Rot für Adler möglich gewesen.“

HSV steht vor brutalem Abstiegskampf

Auch über einen gegebenen und einen nicht gegebenen Handelfmeter für den HSV gab es Streit. Die Entscheidung hätte in beiden Situationen auch andersrum fallen können. Ebenso löste der indirekte Freistoß für Hoffenheim im HSV-Strafraum Diskussionen aus, weil Torhüter Adler einen Rückpass von Ostrzolek mit der Hand annahm. „Das war kein Rückpass. Der Ball sollte ins Aus“, behauptete Ostrzolek. Den Freistoß von der Fünf-Meter-Linie hatte Volland überlegt eingeschoben.

Mit lediglich neun Punkten gehört der HSV zu den schlechtesten Rückrunden-Teams. In der Hinrunde war das noch 1899 Hoffenheim mit 13 Zählern. Nach zehn Partien der Rückrunde haben die Kraichgauer schon 14 Punkte und rufen dem HSV brutal ins Bewusstsein, wie der Abstiegskampf geführt werden muss.

Aaron Hunt warnt vor Negativtrend

„Wir sind an uns selbst gescheitert“, resümierte Trainer Bruno Labbadia. „Wir hatten extrem viele Möglichkeiten, haben sie aber nicht genutzt.“ Schon vor dem Spiel hatte der Trainer zwar eine positive Entwicklung in seinem Team erkannt, aber ein großes Defizit ausgemacht: „Jetzt bekommen wir Torchancen. Jetzt müssen wir sie aber auch reinmachen.“ Das aber passiert nicht. „Wir müssen das schleunigst ändern, sonst wird es auch nächstes Mal nicht klappen“, meinte HSV-Profi Aaron Hunt, der mit einem lässig verwandelten Elfmeter sein 50. Bundesliga-Tor erzielte.

Ostrzolek mahnt: „Jetzt kommen die wichtigen Spiele.“ Nach der Bundesliga-Spielpause tritt der HSV beim Tabellenletzten Hannover 96 an, eine Woche später kommt der ebenso abstiegsgefährdete Tabellennachbar Darmstadt 98 ins Volksparkstadion. Eigentlich wollen sich die Norddeutschen dann aller Sorgen entledigt haben.

Die Statistik

Hamburg: 15 Adler - 24 Gotoku Sakai, 3 Cleber, 4 Spahic, 22 Ostrzolek - 20 Ekdal, 8 Holtby (ab 76. Bahoui) - 23 Gregoritsch (ab 62. Schipplock), 14 Hunt, 7 Ilicevic - 16 Rudnevs (ab 68. Lasogga). - Trainer: Labbadia

Hoffenheim: 1 Baumann - 3 Kaderabek, 4 Bicakcic, 25 Süle, 15 Toljan - 6 Rudy, 12 Strobl (ab 86. Schär), 18 Amiri (ab 68. Ochs) - 27 Kramaric (ab 62. Vargas) - 19 Uth, 31 Volland. - Trainer: Nagelsmann

Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)

Zuschauer: 48.263

Tore: 0:1 Kramaric (20./FE), 0:2 Volland (23.), 1:2 Hunt (30./HE), 1:3 Vargas (67.)