Stefan Schnoor sticht bei Matz ab mit knackigen Analysen und Kritik am Verein heraus. Jung wäre für ihn unangefochtener Stammspieler.
Hamburg. 86 Tage mussten die HSV-Fans auf dieses Glücksgefühl warten. Beim spektakulären 3:2-Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach holten die Hamburger endlich mal wieder drei Punkte im Volkspark. Der letzte Heimsieg datierte vom 20. November gegen Dortmund (3:1), überhaupt war es erst der dritte Erfolg in dieser Saison vor heimischem Publikum. Dafür feierten die Anhänger umso ausgelassener.
Im Mittelpunkt der Jubelarien nach dem Spiel stand Matchwinner Artjoms Rudnevs, der in seinem ersten Startelf-Einsatz mit einem Tor und hohem läuferischen sowie kämpferischen Aufwand herausstach. „Es freut mich, dass er einmal der Held wurde“, sagte Stefan Schnoor in der Live-Sendung Matz ab. „Alle im Verein haben ihn immer abgeschrieben, obwohl er sich nie etwas zu Schulden hat kommen lassen. Er hat sich die Fangesänge verdient.“
Damit äußert der frühere HSV-Profi auch Kritik an den Club-Verantwortlichen. „Ihn jetzt auf einmal wieder spielen zu lassen, spricht nicht für die Geschlossenheit des Vereins.“ Dass der momentan formstärkste Stürmer in der Hinrunde nicht einmal im Kader stand, stößt bei Schnoor auf Unverständnis. „Du brauchst Tempo in der Offensive und das bringt Rudi mit“, hob der TV-Experte Rudnevs’ größte Stärke hervor und kritisierte zugleich, dass Bruno Labbadia den Letten lange Zeit abgeschrieben hatte. „Wenn du die Rückendeckung des Trainers hast, bist du intuitiv gleich ganz anders drauf.“
„Kann Labbadias Aussage nicht nachvollziehen“
Es war nicht die einzige Kritik am HSV-Trainer, der mit seinen Startelf-Nominierungen von Rudnevs und Gideon Jung sowie den Einwechslungen von Ivo Ilicevic und Dennis Diekmeier eigentlich ein glückliches Händchen bewies. Doch es war vor allem eine Aussage, die bei Schnoor ein Kopfschütteln auslöste.
Laut Labbadia war Abwehrchef Emir Spahic der Spieler des Spiels. „Diese Aussage kann ich nicht nachvollziehen“, sagte Schnoor. „Emir hat in der ersten Halbzeit lange Bälle auf Rudnevs gespielt, der 1,83 Meter groß ist und keine Kopfballduelle gewinnen kann.“ Darüber hinaus habe der Bosnier „zu viele Fehlpässe und unnötige Fouls“ in seinem Spiel gehabt. „Wenn er Größe gezeigt hätte, hätte er gesagt, Rudnevs ist der Spieler des Spiels. Aber Spahic jetzt zu nehmen, da hätte man das Spiel zu Null gewinnen müssen“, so Schnoor.
HSV schlägt Gladbach mit viel Offensivpower
Auch Blogger Scorpion teilte die Ansicht des früheren Verteidigers und stellte eine mutige These auf. „Dadurch hat Labbadia sich wohl einige Sympathien, die er sich zuvor durch richtige Entscheidungen erarbeitet hat, verspielt“, sagte er bei Matz ab.
Schnoor schwärmt von Jung
Als goldrichtig bezeichnete Schnoor hingegen Labbadias Entscheidungen, im Mittelfeld auf Jung zu setzen. „Für mich wäre er unangefochtener Stammspieler, weil er für sein Alter schon sehr weit ist“, schwärmte der 44-Jährige. „Er steht immer richtig, hält seine Position und weiß, was er nach einem Fehlpass zu tun hat.“
Einzelkritik: Jung spielte einfach gut
Selbst wenn Albin Ekdal nach langer Verletzungspause wieder bei 100 Prozent ist und für die Startelf infrage kommt, wäre Jung bei ihm gesetzt. „Egal, wer da noch kommt, ich würde Jung immer aufstellen“, sagte Schnoor, der auch dem Ligaverband noch einen mitgab. „Wahrscheinlich entscheidet jetzt wieder einer von der DFL, das 1:1 als Eigentor zu werten.“ Und so kam es auch. Der Ausgleichstreffer wurde offiziell als Eigentor von Gladbachs Martin Hinteregger gewertet.
Schnoors Wunsch („Gebt doch dem Jungen sein erstes Profitor“) wurde also nicht erfüllt. Vielleicht findet aber sein Vorschlag, Jung dauerhaft spielen zu lassen, Gehör bei Labbadia. Genug Eigenwerbung machte das 21-jährige Eigengewächs schon mal.