Hamburg. Burmeister erwirbt 1,5 Prozent AG-Anteile, Kühne stockt sein Aktienpaket auf. Wirbel um den Agrar-Unternehmer Bohnhorst.

Schon Stunden vor dem Spiel gegen Köln war die Aufregung einiger HSV-Anhänger im Internet groß. So hatte am Sonntagvormittag ein Fan-Blog berichtet, dass Agrar-Unternehmer Horst Bohnhorst, der vor gut einem Jahr 1,5 Prozent der HSV-Anteile für vier Millionen Euro erworben hatte, seine AG-Anteile im Ärger wieder verkauft hätte. Eine starke Geschichte – mit einem kleinen Haken: Sie stimmte nicht. Der Fan-Blog war auf die Karnevalsausgabe „Die Forke“ der Nienburger Lokalzeitung „Die Harke“ hereingefallen, die sich den Anteilsverkauf schlicht und einfach ausgedacht hatte. „Ich hoffe, dass uns der HSV-Fan nicht böse ist. Aber obwohl wir unsere Jux-Ausgabe deutlich kennzeichnen, ist er nicht der Erste, der auf unsere Späße hereingefallen ist“, sagte Ressortleiter Stefan Schwierß.

Alles andere als ein Spaß war dagegen der Bericht der „Bild“-Zeitung, die am Sonnabend über einen weiteren Verkauf von Anteilen berichtet hatte. So habe die Hamburger Unternehmersfamilie Burmeister, die als Großimporteur mit Früchten und Gemüse handelt, ebenfalls 1,5 Prozent der HSV-Anteile für 4,03 Millionen Euro erworben. Merkwürdig: Der HSV wollte den Bericht nicht kommentieren, obwohl die Kapitalerhöhung bereits Ende November beschlossen wurde. Dies ist auch deswegen erstaunlich, weil Finanzvorstand Frank Wettstein kürzlich bei einem Fan-Infoabend auf dem Kiez berichtet hatte, dass der HSV lediglich vorhabe, weitere Anteile zu verkaufen. Dies war zu dem Zeitpunkt längst geschehen. Auf Nachfrage des Abendblatts wollte sich weder Wettstein noch HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer oder Aufsichtsratschef Karl Gernandt zum Verkauf äußern.

Kommentar: Mehr HSV-Geld – weniger Strategie

Dabei gebe es durchaus Gesprächsbedarf. Erst vor Kurzem hatte Wettstein den HSV im „Finance Magazine“ als „Sanierungsfall“ bezeichnet. In dem Interview sprach Wettstein von Gesamtverbindlichkeiten von 90 Millionen Euro, nachdem er die Finanzschulden noch im November auf 56 Millionen Euro beziffert hatte. Kein Wunder also, dass der HSV rechtzeitig vor dem Einreichen der Lizenzierungsunterlagen im März auf eine Verbesserung der Finanzen angewiesen ist.

So berichtete die „Bild“ weiter, dass neben dem erneuten Anteilsverkauf an die Frucht-Unternehmer Burmeister auch Investor Klaus-Michael Kühne sein Aktienpaket still und heimlich von 7,5 Prozent auf elf Prozent aufgestockt habe. „Frisches Geld“ habe der HSV allerdings nicht erhalten, da Kühne ein älteres Darlehen in Anteile umgewandelt habe. Somit sind 14,75 Prozent der HSV-Anteile verkauft, nur noch 10,15 Prozent bis zur nicht zustimmungspflichtigen Obergrenze von 24,9 Prozent wären noch zu haben.