Hamburg. HSV auch im sechsten Spiel in Folge ohne Sieg, rettet Feierlichkeiten zum runden Geburtstag des Trainers aber durch das 1:1 gegen Köln.

So ganz leicht wird es Bruno Labbadia nicht fallen, seinen 50. Geburtstag an diesem Montag mit einem zufriedenen Gefühl zu feiern. „Ich muss ja“, sagte der Trainer des HSV am Sonntag nach dem 1:1 (0:1) gegen den 1. FC Köln. Mit viel Mühe und einem sehenswerten Tor von Nicolai Müller (47.) war es seiner Mannschaft gelungen, die vierte Niederlage in Folge gerade noch abzuwenden. Mit dem ersten Punkt des Jahres konnten die Hamburger den Vorsprung auf Relegationsplatz 16 wieder auf vier Zähler ausbauen. „Entscheidend war, dass wir eine Reaktion gezeigt haben. Wir müssen mit dem Ergebnis leben, auch wenn ich lieber mit drei Punkten gefeiert hätte“, sagte Labbadia, der mit seiner Familie und Freunden bereits um Mitternacht auf seinen Geburtstag angestoßen hatte.

Eine lange Nacht dürfte es aber nicht gewesen sein. Schon an diesem Montagvormittag bittet er seine Mannschaft zum Auslaufen, während in Köln der Rosenmontagsumzug beginnt. Einen Feiertag wird aber auch der FC nicht veranstalten. „Wir hätten hier mehr verdient gehabt als einen Punkt“, sagte ein enttäuschter Kölner Trainer Peter Stöger nach dem Spiel. 20:5 Torschüsse für sein Team hatte er zuvor auf dem Statistikbogen gelesen, 55 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Zudem scheiterten Anthony Modeste (38.) und Marcel Risse (66.) an der Latte. Mehr als das Tor von Simon Zoller (41.) wollte aber nicht gelingen.

Zumindest vor dem Spiel hatten die mitgereisten Kölner Fans ein wenig Karneval in Hamburg gefeiert. Mit einer farbenfrohen Pyroshow vernebelten die Anhänger vor dem Anpfiff kurzerhand den Rasen des Volksparkstadions. Auf Kostüme verzichteten in der ersten Halbzeit allerdings sowohl der HSV als auch der FC. Die Hamburger präsentierten sich vor 51.999 Zuschauern im gewohnten Bild der vergangenen Heimspiele, während die Kölner ihre bekannte Auswärtsstärke an den Tag legten. Labbadia hatte seine Startelf nach dem schwachen Auftritt in Stuttgart mit dem wieder genesenen Emir Spahic, dem Japaner Gotoku Sakai und Neuzugang Josip Drmic auf gleich drei Positionen verändert. Wirklich verbessern konnte das HSV-Spiel aber keiner von ihnen. Im ersten Durchgang ging es fast ausschließlich auf das Tor von René Adler. Der HSV hatte zwar bis zu 63 Prozent Ballbesitz, wusste damit aber nichts anzufangen. Stattdessen häuften sich mit zunehmender Spielzeit die individuellen Fehler. Den folgenschwersten begann Kapitän Johan Djourou, der sich in einem Dribbling verzettelte. Nationalspieler Jonas Hector reagierte gedankenschnell und spielte den Ball in den Lauf von Zoller, der Adler aus elf Metern überwand. „Das Gegentor hat uns verunsichert, das hat man gemerkt“, sagte Linksverteidiger Matthias Ostrzolek.

Nicolai Müllers Treffer in der 47. Minute
war der einzige Höhepunkt
Nicolai Müllers Treffer in der 47. Minute war der einzige Höhepunkt © dpa | Markus Scholz

Der HSV blieb dagegen bis zur Halbzeit ohne eine nennenswerte Torchance und wurde entsprechend mit Pfiffen in die Kabine begleitet. „Die Stimmung in der Halbzeit war schwierig“, sagte Labbadia, der aber offenbar die richtigen Worte wählte. „Der Trainer hat uns in der Halbzeit gesagt, dass wir direkt aufgeben oder noch 45 Minuten kämpfen können“, erzählte Nicolai Müller. Auch Torhüter Adler nannte die Halbzeitansprache als Schlüsselmoment für die Wende. „Wir haben gesagt, dass wir eine geile Truppe sind und Moral haben.“

Labbadia hatte zudem eine überraschende, aber ziemlich gute Idee: Für den wirkungslosen Pierre-Michel Lasogga brachte er mit Artjoms Rudnevs einen neuen Stürmer. Dass sich dieser Wechsel als gute Idee entpuppen sollte, wurde schon zehn Sekunden nach Wiederanpfiff deutlich. Mit einer beherzten Balleroberung weckte der Lette das bis dahin bemerkenswert ruhige Hamburger Publikum auf. Und auch seine Teamkollegen ließen sich von den Ruuudneeeevs-Sprechchören offensichtlich infizieren. Der bis dahin phlegmatische Gojko Kacar leitete eine Minute später die beste Hamburger Kombination ein. Mit vier direkt gespielten Pässen hebelte der HSV die kompakte Dreierabwehrkette der Kölner aus. Rudnevs legte den Ball schließlich genau in den Lauf von Müller, der aus 16 Metern mit seinem schwächeren linken Fuß in den linken Winkel zielte. „So ein Tor gibt Selbstvertrauen“, sagte der Schütze über sein viertes Saisontor.

Selbstvertrauen, das der HSV dringend benötigte. Denn nach dem Ausgleich schien es zunächst so, als würden die Hamburger das Spiel drehen können. Kölns Keeper Timo Horn entschärfte einen Fernschuss von Kacar (50.), der belebende Rudnevs verfehlte das Tor knapp (55.). Doch in der Folge wurde Köln wieder stärker und war dem Siegtreffer näher als der HSV. „Wir hatten wieder zu viele Ballverluste“, sagte Labbadia, der sich am Ende schließlich doch zufrieden geben musste mit dem 1:1. „Wir hätten unserem Trainer gerne drei Punkte geschenkt und einen großen Schritt gemacht“, sagte Ostrzolek. „Leider ist es nur ein kleiner geworden. Aber darauf können wir aufbauen.

Zumindest blieb dem HSV die vierte Heimniederlage in Folge erspart. Die gab es in der Vereinsgeschichte zuvor nämlich erst zweimal. Zumindest das sollte Labbadia an seinem 50. Geburtstag etwas zufrieden stimmen.