Hamburg. Knäbel äußert sich zur Posse um Sanogo. Neuzugang Drmic ist voller Vorfreude. Auch der Bahoui-Deal hat eine Schweizer Note.
Der Tag begann gut für den HSV. Pünktlich um 8 Uhr landete Josip Drmic am Flughafen in Fuhlsbüttel. Anschließend fuhr der Stürmer, der noch am Freitagabend für Borussia Mönchengladbach in Mainz spielte, zum Medizincheck ins UKE. Alles lief glatt. Mit dem Auto ging es anschließend ins Volksparkstadion. Im Büro von Peter Knäbel, Direktor Profifußball, unterschrieb der 23 Jahre alte Schweizer Nationalspieler einen Vertrag bis zum Sommer. Der HSV zahlt eine Leihgebühr von 1,2 Millionen Euro, eine Kaufoption wurde nicht vereinbart. Um 14.45 Uhr präsentierte Drmic im Stadion das Trikot mit der Nummer 18. „Ich bin glücklich, dass der Transfer so kurzfristig zustande gekommen ist“, sagte Drmic in die Kameramikrofone. „Herzlich willkommen, Josip“, schrieb Landsmann und HSV-Kapitän Johan Djourou via Twitter.
Josip Drmic menschlich gesehen
Der Tag hätte so gut enden können, wie er begann. Denn zur Mittagszeit absolvierte auch Sekou Sanogo in Hamburg den Medizincheck. Der defensive Mittelfeldspieler von den Young Boys Bern sollte der zweite Transfer werden. Zwar konnte sich Knäbel mit dem Schweizer Erstligisten nicht ganz so schnell einigen wie mit Gladbachs Manager Max Eberl, doch am späten Nachmittag hatten sich beide Parteien entscheidend angenähert. Nur der Vollzug stand noch aus. Um 18.10 Uhr vermeldete der HSV via Twitter schließlich den nächsten Neuzugang. Allerdings nicht Sanogo. „Wir verpflichten den schwedischen Nationalspieler Nabil Bahoui! Er erhält einen Vertrag bis Sommer 2018.“ Der 24-jährige Linksaußen kommt ablösefrei vom saudi-arabischen Verein Al-Ahli Dschidda. „Nabil ist ein technisch starker Spieler, der auf Außen immer wieder 1:1-Situationen sucht und von der Position aus sehr torgefährlich ist“, sagte Knäbel.
Die Neuzugänge des HSV:
Drmic und Bahoui sind die nächsten HSV-Neuzugänge
Schon wieder einen HSV-Faxposse
Dass der Sportchef über die Stärken von Bahoui und nicht über den Ivorer Sanogo sprach, war eine echte Überraschung. Ebenso überraschend mutete die Begründung an, warum der geplante Sanogo-Transfer in letzter Minute scheiterte. Nach Auskunft des HSV reichten die Schweizer erst nach 18 Uhr die nötigen Vertragsunterlagen in Hamburg ein. „Das ist sehr ärgerlich. Mir tut es leid für den Spieler, der gerne für den HSV gespielt hätte“, sagte Knäbel in einer ersten Stellungnahme über den Vorfall, den es in ähnlicher Form beim HSV schon einmal gab. 2011 wollte Maxim Choupo-Moting nach Köln wechseln, doch ein defektes Faxgerät ließ den Transfer in letzter Minute scheitern.
Wegen Fällen wie diesen gibt es seit dieser Saison das Transfer-Online-Registrierungssystem TOR. Das Programm soll die Abläufe bei Transfers vereinfachen, indem Registrierungen von Spielern und Anträge auf Erteilung der Spielberechtigung nur über dieses System stattfinden.
Doch auch ein modernes System nützt nichts, wenn es zu spät benutzt wird. Für den HSV dürfte der Vorfall einigen Ärger nach sich ziehen. Im defensiven Mittelfeld hätte der Verein eine Alternative benötigt, nachdem Marcelo Díaz den Club im Winter verlassen hat, Gojko Kacar nach langer Verletzungspause noch nicht wieder in Form ist und Albin Ekdal noch wochenlang fehlen wird.
Drmic: Es war eine schwierige Phase“
Zumindest in der Offensive konnte der HSV zwei Verstärkungen vermelden. Während die Qualitäten von Außenbahnspieler Bahoui trotz acht Länderspielen für Schweden weitestgehend unbekannt sind, hat Drmic seine Fähigkeiten in der Bundesliga bereits unter Beweis gestellt. In der Saison 2013/14 schoss er für den 1. FC Nürnberg 17 Tore, stieg mit dem Verein dennoch in die Zweite Liga ab. Drmic wechselte zu Bayer Leverkusen, konnte sich dort aber nicht durchsetzen. Bereits im vergangenen Winter hätte der HSV den Stürmer daher gerne verpflichtet. „Wir kennen Josip sehr gut. Es ist ja kein Geheimnis, dass wir ihn schon einmal nach Hamburg lotsen wollten“, sagt Knäbel, der erneut seine Kontakte aus seiner Zeit als technischer Direktor des Schweizer Fußballverbandes nutzte. Vor einem Jahr hatte er Marcelo Díaz ebenfalls am letzten Tag der Wintertransferperiode gekauft.
Der Wechsel von Drmic zum HSV scheiterte damals. Stattdessen ging er im Sommer für zehn Millionen Euro nach Mönchengladbach. Doch auch bei der Borussia kam Drmic nicht über die Rolle des Ersatzspielers hinaus. „Es war eine schwierige Phase für mich. Umso glücklicher bin ich, dass der Wechsel so kurzfristig geklappt hat. Ich kann es kaum erwarten, für den HSV zu spielen“, sagte Drmic am Montag. In der Offensive kann der schnelle Stürmer sowohl im Zentrum als auch auf den Außenpositionen spielen. „Mit ihm können wir vielseitiger und unberechenbarer werden“, sagt Knäbel. Als wahrscheinlich gilt, dass Drmic im linken Mittelfeld anstelle von Ivo Ilicevic aufläuft. „Von dort habe ich in Nürnberg die meisten Tore gemacht“, sagt der Neuzugang, der schon in elf Tagen im Volkspark wieder auf seine Gladbacher trifft.
Ekdal freut sich auf Bahoui
Spannend wird sein, wie sich Nabil Bahoui beim HSV zurechtfinden wird. Beim vom Schweizer Christian Gross trainierten Verein in Saudi Arabien kam er nicht wie gewünscht zum Zug. Ein Hamburger freut sich in jedem Fall schon jetzt über den Neuzugang. „Willkommen Nabbe“, schrieb Landsmann Albin Ekdal. Natürlich via Twitter.