Mit zwei Last-Minute-Transfers verdeutlicht der Club seine Not

Man ist sie ja mittlerweile gewohnt, die Überraschungen beim HSV. Was sich am Montagabend im Volkspark abspielte, dürfte man aber gut und gern als besonders gelungene Überraschung bezeichnen. Als um 18 Uhr die Wintertransferperiode schloss, warteten die Fans nur noch auf die Bestätigung: Neben Josip Drmic sollte auch Sekou Sanogo von den Young Boys Bern zum HSV kommen. Die Vereine waren sich bereits einig. Wenige Minuten später vermeldeten die Hamburger dann auch den zweiten Transfer des Tages. Nabil Bahoui, 24, schwedischer Nationalspieler, kommt von Al-Ahli Dschidda aus Saudi-Arabien. Damit hatte wirklich niemand gerechnet.

Noch erstaunlicher ist die Begründung, warum es mit dem Sanogo-Transfer nicht klappte. Bern soll die Vertragsunterlagen nicht rechtzeitig an den HSV geschickt haben. Sagt der HSV. Bern sagt etwas anderes. Ein Vorfall, der in Hamburg Erinnerungen weckt. 2011 scheiterte der Wechsel von Maxim Choupo-Moting nach Köln an einem defekten Faxgerät. Bis heute gibt es unterschiedliche Meinungen, welcher Verein am Ende Schuld hatte. So wird es wohl auch diesmal laufen.

Der neuerliche Transfer-Ärger zeigt vor allem eins: Der HSV hat sich mal wieder durch viel zu lange Verzögerungen in der Kaderplanung in eine Notsituation manövriert. Nach dem sportlichen Fehlstart in das Jahr 2016 und angesichts von nur noch drei Punkten Vorsprung auf Relegationsplatz 16 war der HSV zum Handeln gezwungen. Mal wieder. Vieles erinnert verdächtig stark an die vergangenen beiden Jahre, als der Club im Winter aus der Not heraus im letzten Moment noch jeweils zwei Spieler verpflichtete. Nachhaltig helfen konnte keiner von ihnen, mal abgesehen von einem hinlänglich bekannten Freistoßtor.

Nun also Drmic und Bahoui. Die Hausaufgaben auf dem Transfermarkt, so hat es Sportchef Peter Knäbel mal gesagt, werden im Sommer gemacht. Gemessen an dieser Aussage fällt das Fazit der Wintertransferperiode vernichtend aus. Der HSV hat jetzt sechs Mittelstürmer im Kader, im defensiven Mittelfeld herrscht nach dem geplatzten Sanogo-Deal dagegen Not. Ein langfristiges Konzept, von dem der HSV gerne spricht, sieht anders aus.