Hamburg. Die sportlich und strukturell turbulente Saison 2014/15 endete für den HSV mit einem dicken Minus. Beiersdorfer findet deutliche Worte.

Mit erheblichen Verlusten war gerechnet worden, nicht aber in dieser Höhe: Der HSV hat das Geschäftsjahr 2014/15 mit einem Rekordminus von 16,9 Millionen Euro abgeschlossen. Das geht aus dem vorläufigen Konzernergebnis der Fußball AG hervor, die der Bundesligist am Mittwoch vorstellte. Das Eigenkapital stieg demnach im Vergleich zum Vorjahr um 5,9 Millionen Euro auf nunmehr 22,5 Millionen Euro. Dazu beigetragen haben ausschließlich Anteilsverkäufe. Die komplette Bilanz soll erst in den ersten Monaten des nächsten Jahres veröffentlicht werden.

Bis zuletzt war für die vergangene Saison ein Minus von zehn Millionen Euro prognostiziert worden. Noch im Oktober 2014 hatte die Clubführung auf einen Verlust vor Steuern in Höhe von „nur“ drei bis fünf Millionen Euro gehofft, so hieß es im Prognosebericht. Doch die fußballerische Talfahrt machte diese Finanzplanungen zunichte. Es ist das fünfte Minus in Folge, das das negative Eigenkapital (2014 betrug es bereits 26,9 Millionen Euro) erneut in die Höhe schnellen lassen wird.

2010/11 lag das Defizit bei 4,9 Millionen Euro, 2011/12 bei 6,6, 2012/13 bei 9,8 und im vorletzten Jahr bei 6,6 Millionen Euro. Die Liquidität und die Lizenz sollen nicht gefährdet sein, hieß es aus Vereinskreisen. Den Gesamtumsatz des Konzerns habe man um sieben Millionen Euro auf 128,1 Millionen Euro gesteigert, verkündete der Verein.

Mehrfacher Kader-Umbau einer der Gründe

Der bislang höchste Verlust der Vereinsgeschichte sei vor allem auf den sportlichen Misserfolg und die hohen Kader-Investitionen der Vergangenheit zurückzuführen, hieß es. "Die Begleiterscheinungen waren eine hohe Fluktuation in der sportlichen Führungsetage und ein daraus resultierender mehrfacher Kader-Umbau verbunden mit Investitionen und Abfindungen in Millionen-Höhe", sagte Finanzvorstand Frank Wettstein.

Zur Erinnerung: Im Winter hatte der HSV mit Ivica Olic und Marcelo Diaz für jeweils 3,5 Millionen Euro zwei weitere Akteure verpflichtet, die das Gehaltsniveau auf über 52 Millionen Euro anhoben. Die schlechte Tabellenplatzierung vergrößerte das Millionenminus weiter, da der Club in seiner Planungsrechnung von Rang zehn ausgegangen war. Auch die Ausgaben im Bereich Geschäftsstelle stiegen beachtlich an.

Beiersdorfer: Investitionen sind "unumgänglich"

Dietmar Beiersdorfer wurde noch deutlicher: "Der HSV hat in vier Jahren dreimal gegen den Abstieg gespielt und in vielen Bereichen seine Wettbewerbsfähigkeit verloren", sagte der HSV-Boss. Investitionen in die komplette Infrastruktur inklusive Campus-Neuplanung seien daher "unumgänglich" gewesen, um den HSV für die Zukunft konkurrenzfähig zu machen.

Wie geht es nun weiter? "Eine vollständige finanzielle Gesundung erreichen wir nur, wenn die Investitionen in die Mannschaft und in den gesamten Sportbereich von Erfolg gekennzeichnet sind", sagte Aufsichtsratschef Karl Gernandt: "Solidität und Liquidität müssen unsere Richtschnur bleiben. Wir haben auf dem Wege der Restrukturierung schon einiges erreicht, haben in vielen Bereichen aufgeräumt. Die Aufgabe bleibt dennoch weiterhin sehr anspruchsvoll für uns.“

Was in den nächsten Jahren außerdem auf den Verein zukommt: 2019 muss die Fananleihe (18 Millionen Euro) zurückgezahlt werden. Auch für das laufende Jahr rechnen die Vorstände mit einem Millionen-Minus.