Hamburg. Der HSV-Stürmer verzichtet auf eine Schulteroperation, fällt aber aus. Gregoritsch, Schipplock und Olic sind die Alternativen.
Er wollte keine Zeit verlieren. Kurz nach seinem Termin beim Arzt saß Pierre-Michel Lasogga schon wieder auf dem Fahrradergometer. Weil seine Mitspieler zwischen den beiden Trainingseinheiten gerade im Kabinenbereich einen Mittagsschlaf hielten, schob der HSV-Stürmer das Gerät in die Dusche und absolvierte dort die erste Fitnessübung des Tages.
Gemeinsam mit den Ärzten hatte Lasogga zuvor entschieden, sich an der lädierten Schulter nicht operieren zu lassen. Beim Derbysieg in Bremen hatte sich der 23-Jährige nach einem Zweikampf mit Zlatko Junuzovic zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate das Gelenk ausgekugelt. Nun stand Lasogga vor der Entscheidung: Operation und eine mehrmonatige Pause? Oder eine konservative Behandlung mit dem Risiko, die Schulter zu einem Dauerproblem werden zu lassen? In Absprache mit den Ärzten entschied sich Lasogga am Dienstag schließlich für die zweite Variante – mit der Aussicht, schon bald wieder spielen zu können.
„Pierre hat klar gesagt, dass er es noch mal probieren will. Er fühlt sich gut. Die Ärzte haben ihr Okay gegeben. Wir stehen als gesamter Club dahinter“, sagte Trainer Bruno Labbadia nach der Entscheidung. Wann Lasogga wieder einsatzfähig ist, lässt sich allerdings noch nicht sagen. Möglicherweise kann er in zwei Wochen wieder spielen, möglicherweise fällt er für den Rest der Hinrunde aus. Durch ein spezielles Krafttraining soll der Muskelapparat um die Schulter herum gestärkt werden. „Wichtig ist, dass er wieder Sicherheit in seiner Schulter verspürt“, sagt Labbadia.
Sicher ist, dass Lasogga am Sonnabend im Heimspiel gegen Mainz (15.30 Uhr) nicht dabei ist. „Das tut natürlich weh, weil er richtig gut drauf war“, sagt der ehemalige Mainzer Nicolai Müller, der in Bremen eines seiner besten Spiele für den HSV machte und nun gegen seinen Ex-Club noch mehr gefordert ist, die Lasogga-Lücke zu schließen. Der Rechtsaußen ist sich sicher, dass der Mannschaft die Aufgabe gelingen wird. „Wir haben schon so viele Spieler ersetzen müssen in dieser Saison, das werden wir jetzt auch schaffen. Schippo hat es in Bremen ja schon gut gemacht“, sagt Müller.
Schippo, das ist der Spitzname von HSV-Stürmer Sven Schipplock. Der 27-Jährige, der im Sommer für 2,5 Millionen Euro aus Hoffenheim kam, vertrat Lasogga bereits nach dessen Auswechslung in Bremen und wäre der logische Kandidat. Allerdings wartet Schipplock noch auf sein erstes Tor für den HSV. In Bremen präsentierte er sich zwar in läuferischer Bestform, vor dem Tor fehlt ihm aber bereits seit Wochen das Selbstvertrauen. „Das muss er sich jetzt im Training wiederholen. Er arbeitet immer gut für die Mannschaft, auch wenn es bei ihm selbst nicht so gut läuft. Das ist seine Stärke“, sagt Labbadia und deutete an, dass Schipplock gute Aussichten hat, gegen Mainz aufzulaufen. „Er ist sicher einer der ersten Anwärter. Aber auch Ivi ist noch da.“
Eindrucksvolle Szenen aus dem 103. Nordderby
Ivi, das ist der Spitzname von Ivica Olic. Der Kroate machte in Bremen sein 100. Bundesligaspiel für den HSV. In dieser Saison war es aber erst sein sechster Kurzeinsatz. Seit Wochen hofft der 36-Jährige auf die Startelf. Entsprechend groß ist die Enttäuschung, dass Labbadia nicht mehr auf ihn setzt. Da Lasogga nun nicht wie befürchtet mehrere Monate ausfällt, gilt der Abschied des Publikumslieblings in der Winterpause als sicher. Olic braucht Spiele, um seine Karriere im Sommer mit der Nominierung für die EM abzurunden. Ein Einsatz am Wochenende wäre allerdings eine Überraschung. „Er ist stärker, wenn wir mit zwei Spitzen spielen“, sagt Labbadia.
Diese taktische Variante, wie sie Labbadia gegen Hannover und in Darmstadt probierte, ist gegen Mainz aber unwahrscheinlich. Zumal sich mit Michael Gregoritsch und Aaron Hunt gleich zwei Spieler für die Position hinter der Spitze bewerben. Hunt trainierte am Dienstag nach Mandelentzündung und Oberschenkelproblemen wieder mit und könnte gegen Mainz sein Comeback feiern. „Er ist wieder ein Option“, sagt Labbadia. Doch was passiert dann mit Gregoritsch? In Bremen zeigte der 21-Jährige erneut, dass er im Zentrum besser aufgehoben ist als auf dem Flügel. Also wäre da noch die dritte Variante, um Lasogga zu ersetzen. „Michael kann auch im Sturm spielen“, sagt Labbadia. Wie gut Gregoritsch das kann, zeigt der Österreicher seit Monaten in der U-21-Nationalmannschaft. Dort spielt Gregoritsch im Sturm, schoss in fünf Spielen der EM-Qualifikation neun Tore. Zuletzt traf er gegen Deutschland doppelt.
Auch beim HSV hat er nachgewiesen, dass er weiß, wo das Tor steht, wenngleich zwei seiner drei Saisontore abgefälschte Freistöße waren. Hinter Lasogga (sechs Treffer) ist Gregoritsch bereits der zweitbeste Torschütze. Seinen Konkurrenten Schipplock und Olic hat er damit drei entscheidende Argumente voraus.