Bei Eintracht Frankfurt haben etliche eine HSV-Vergangenheit: Stürmer Alexander Meier, Vereinschef Heribert Bruchhagen und Trainer Armin Veh.

„Zögen alle an einem Strang, würde die Welt kentern.“ Besagt ein israelisches Sprichwort. Dieses Kentern mag eventuell für unsere große Kugel gelten, für die kleine aber nicht.

Im Fußball ist es nicht nur angebracht, dass alle an einem Strang ziehen, sondern dringend erforderlich, wenn sich Erfolge einstellen sollen. Das hat nun offenbar auch der HSV für sich entdeckt. Wie schön. Beim Auswärtsspiel in Köln war das zu erkennen, beim überraschenden 3:0-Sieg in Mönchengladbach erst recht. Trainer Bruno Labbadia hat es, so sieht es jetzt aus, geschafft, aus der einstmals so leblosen HSV-Truppe eine Einheit zu formen. Einer für alle, jeder für den Nebenmann – es scheint in Hamburg endlich wieder zu funktionieren. Ohne Gewähr. Rückschläge sind nicht auszuschließen, aber jeder Erfolg ist gut für die Moral und stärkt das Selbstvertrauen.

Ob das im Falle des HSV schon so fein funktioniert, wie in der Theorie beschrieben, bleibt abzuwarten. Morgen kommt Frankfurt in den Volkspark, wieder ein unbequemer Gegner – wie alle in der Bundesliga. Die Hessen aber sind aus einem besonderen Grund äußerst unangenehm, denn in allen Ebenen der Eintracht sind ehemalige Hamburger anzutreffen, die einst beim HSV für gescheitert erklärt und deshalb vor die Tür gesetzt wurden.

Zu dieser unrühmlichen Vergangenheit der Rothosen gehört Eintracht-Stürmer Alexander Meier, 32, der es von 1999 bis 2001 auf nur vier Erstligaeinsätze für den HSV brachte. Seit Jahren aber schießt das Phänomen aus Buchholz schon Treffer am Fließband für die Hessen, er ist längst zu einer Tormaschine geworden, die jeder Club gern hätte.

Von 1992 bis 1995 war Heribert Bruchhagen, 67, HSV-Manager, dann wurde er von Präsident Ronald Wulff entlassen. Dass Bruchhagen aber Qualität hat, das zeigt er seit vielen Jahren eindrucksvoll. Er war in der DFL stellvertretender Geschäftsführer, und er ist seit 2003 Vorstandsvorsitzender der Eintracht und genießt in der Liga einen hervorragenden Ruf.

Gleiches gilt für Armin Veh, 2007 noch Meistertrainer des VfB Stuttgart und nun zum zweiten Mal in Frankfurt – auch ein Qualitätsbeweis. Der 54-Jährige heuerte 2010 beim HSV an, kündigte seinen Vertrag aber schon vor Ablauf des ersten Jahres – und wurde nach einem 0:6 gegen Bayern München vorzeitig entlassen. Veh damals: „Beim HSV geht es teilweise nicht mehr um Fußball, was aber mein Job ist. Man braucht eine Perspektive, die ist aber hier für mich nicht vorhanden.“ Keine exklusive Erkenntnis, denn zu dieser Ansicht gelangten auch etliche andere Trainerkollegen.

So bereitet sich der HSV auf Frankfurt vor

Trainer Bruno Labbadia schaut ganz genau hin, was seine Mannschaft auf dem Platz so treibt
Trainer Bruno Labbadia schaut ganz genau hin, was seine Mannschaft auf dem Platz so treibt © WITTERS | TimGroothuis
Artjoms Rudnevs erst mit dem Fuß...
Artjoms Rudnevs erst mit dem Fuß... © WITTERS | TimGroothuis
... später dann mit dem Kopf am Ball
... später dann mit dem Kopf am Ball © WITTERS | TimGroothuis
Immer nur mit einem Ball spielen, wird auf Dauer ja auch langweilig – Marcelo Diaz auf dem Trainingsplatz mit vier Bällen
Immer nur mit einem Ball spielen, wird auf Dauer ja auch langweilig – Marcelo Diaz auf dem Trainingsplatz mit vier Bällen © WITTERS | TimGroothuis
Rollenwechsel? Lewis Holtby stellt sich ins Tor und pariert einen Schuss
Rollenwechsel? Lewis Holtby stellt sich ins Tor und pariert einen Schuss © WITTERS | TimGroothuis
Nicolai Müller bei der Ballannahme
Nicolai Müller bei der Ballannahme © WITTERS | TimGroothuis
Trainer Bruno Labbadia steckt die „Gegner“ in den Boden
Trainer Bruno Labbadia steckt die „Gegner“ in den Boden © WITTERS | TimGroothuis
Mit zwei Siegen im Gepäck trainiert es sich lockerer: Artjoms Rudnevs und Sven Schipplock
Mit zwei Siegen im Gepäck trainiert es sich lockerer: Artjoms Rudnevs und Sven Schipplock © WITTERS | TimGroothuis
Pierre-Michel Lasogga bei der Ballannahme
Pierre-Michel Lasogga bei der Ballannahme © WITTERS | TimGroothuis
Emir Spahic war wieder mit dabei
Emir Spahic war wieder mit dabei © WITTERS | TimGroothuis
Trainer Bruno Labbadia begutachtet einen Kopfball von Ivica Olic
Trainer Bruno Labbadia begutachtet einen Kopfball von Ivica Olic © WITTERS | TimGroothuis
Kunststückchen von Marcelo Diaz
Kunststückchen von Marcelo Diaz © WITTERS | TimGroothuis
Pierre-Michel Lasogga und Torwart Jaroslav Drobny
Pierre-Michel Lasogga und Torwart Jaroslav Drobny © WITTERS | TimGroothuis
Sven Schipplock beim Schussversuch
Sven Schipplock beim Schussversuch © WITTERS | TimGroothuis
Ivo Ilicevic mit neuer Zweikampftechnik?
Ivo Ilicevic mit neuer Zweikampftechnik? © WITTERS | TimGroothuis
Pierre-Michel Lasogga am Boden
Pierre-Michel Lasogga am Boden © WITTERS | TimGroothuis
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Wie schön, dass nun Meier, Bruchhagen und Veh wieder in den Volkspark zurückkehren. Das ist bester Anschauungsunterricht für den HSV, wie gnadenlos falsch so viele Personalien in der Vergangenheit gelaufen sind. Wobei sich diese Fehler beileibe nicht nur auf Frankfurt beschränken. Es gibt unzählige und auch ganz aktuelle Beispiele dafür, dass ehemalige Hamburger für andere Arbeitgeber hervorragende Leistungen gebracht haben – oder noch bringen. In Hamburg haben sie die Talente vielfach nicht erkannt, oder sie hatten schlicht zu wenig Geduld.

Und genau daraus sollten alle Beteiligten endlich die richtigen Lehren ziehen. Der HSV scheint auf einem guten Weg, jetzt ist Kontinuität gefragt. Und Geduld, sollte es einmal eine Negativserie geben. Wobei nicht nur die Verantwortlichen des Clubs gefordert sind, sondern auch die Fans – sowie die Medien.

Jetzt gilt endlich einmal kühlen Kopf zu bewahren, bei Misserfolgen nicht sofort alles infrage zu stellen – was selbstverständlich auch im Falle einer eventuellen HSV-Niederlage gegen Frankfurt gilt. Alle immer schön kräftig an einem Strang ziehen und nicht loslassen. Besser ist.

Die HSV-Kolumne Matz ab erscheint täglich auch unter www.abendblatt.de/matz-ab