Hamburg. Sportchef Knäbel spricht über die Kaderplanungen. Was würde ein Ausfall Lasoggas bedeuten? Einige Spieler werden den HSV verlassen.

Es dürfte kein leichtes Gespräch werden für Pierre-Michel Lasogga. An diesem Dienstag wird sich der HSV-Stürmer im UKE mit den Ärzten zusammensetzen und entscheiden, ob er sich an seiner lädierten Schulter operieren lässt. Schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate kugelte sich Lasogga am Sonnabend in Bremen die Schulter aus. Der 23-Jährige würde eine Operation gerne vermeiden, denn ein Eingriff zöge eine lange Pause nach sich. „Es tut mir unendlich leid“, sagte Lewis Holtby, der seinen Kollegen Lasogga bereits am Sonntagabend beim gemeinsamen Teamabend wieder versuchte aufzubauen. Ein Indiz, dass der Zusammenhalt in der Mannschaft groß ist wie lange nicht. „Die Charaktere passen zueinander und treiben sich als Konkurrenten gegenseitig an“, sagt Peter Knäbel, Direktor Profifußball, im Gespräch mit dem Abendblatt.

Beim 3:1-Sieg in Bremen bewies der HSV, dass er derzeit in der Lage ist, den Ausfall gleich mehrerer Stammspieler zu kompensieren und durch das Kollektiv aufzufangen. Ein längerer Ausfall Lasoggas könnte den Kaderplanungen in der anstehenden Wintertransferperiode nun aber neuen Wind verleihen. Denn trotz des jüngsten Vorstoßes von Investor Klaus-Michael Kühne, der HSV solle sich um einen neuen Stürmer bemühen, war die Position im Angriff nicht als Baustelle für einen Wintertransfer vorgesehen. Im Gegenteil. Bislang galt es als sicher, dass zwei Stürmer den HSV verlassen.

HSV feiert Sieg im Nordderby

Der HSV hat das 103. Nordderby gegen Werder Bremen mit 3:1 gewonnen
Der HSV hat das 103. Nordderby gegen Werder Bremen mit 3:1 gewonnen © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Bremen hatte sich nach der 0:6-Pleite in Wolfsburg viel vorgenommen
Bremen hatte sich nach der 0:6-Pleite in Wolfsburg viel vorgenommen © dpa | Jörg Sarbach
HSV-Schreck Claudio Pizarro blieb mit nur einer Chance blass
HSV-Schreck Claudio Pizarro blieb mit nur einer Chance blass © dpa | Jörg Sarbach
Ivo Ilicevic erzielte schon in der 3. Minute per Traumtor die HSV-Führung
Ivo Ilicevic erzielte schon in der 3. Minute per Traumtor die HSV-Führung © WITTERS | FrankPeters
Michael Gregoritsch erzielte nach einem Freistoß das 2:0
Michael Gregoritsch erzielte nach einem Freistoß das 2:0 © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Hamburgs Michael Gregoritsch (l) jubelt mit Lewis Holtby über sein Tor zum 2:0 in Bremen
Hamburgs Michael Gregoritsch (l) jubelt mit Lewis Holtby über sein Tor zum 2:0 in Bremen © dpa | Carmen Jaspersen
Schock für den HSV: Pierre-Michel Lasogga verletzte sich an der Schulter
Schock für den HSV: Pierre-Michel Lasogga verletzte sich an der Schulter © WITTERS | FrankPeters
Fin Bartels im Zweikampf mit Cleber
Fin Bartels im Zweikampf mit Cleber © WITTERS | FrankPeters
Hamburgs Torhüter Rene Adler (oben l) und Bremens Assani Lukimya kämpfen um den Ball
Hamburgs Torhüter Rene Adler (oben l) und Bremens Assani Lukimya kämpfen um den Ball © dpa | Jörg Sarbach
Lewis Holtbybeim Schussversuch
Lewis Holtbybeim Schussversuch © WITTERS | FrankPeters
René Adler zeigte wider gute Paraden
René Adler zeigte wider gute Paraden © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Claudio Pizarro in der Luft
Claudio Pizarro in der Luft © WITTERS | FrankPeters
Fin Bartels hatte die Chance auf den zwischenzeitlichen Ausgleich
Fin Bartels hatte die Chance auf den zwischenzeitlichen Ausgleich © WITTERS | FrankPeters
Kurz nachdem Ujah zum 1:2 aus Bremer Sicht getroffen hatte, konterte Müller über den halben Platz..
Kurz nachdem Ujah zum 1:2 aus Bremer Sicht getroffen hatte, konterte Müller über den halben Platz.. © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
und traf zur 3:1-Entscheidung
und traf zur 3:1-Entscheidung © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Die Freude bei den Hamburger ist groß
Die Freude bei den Hamburger ist groß © REUTERS | FABIAN BIMMER
Jannik Vestergaard im Luftkampf mit Torwart René Adler
Jannik Vestergaard im Luftkampf mit Torwart René Adler © WITTERS | FrankPeters
Der HSV steht zumindest für den Sonnabend auf dem 6. Tabellenplatz. Am Sonntag spielen noch Leverkusen und Schalke
Der HSV steht zumindest für den Sonnabend auf dem 6. Tabellenplatz. Am Sonntag spielen noch Leverkusen und Schalke © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Trainer Bruno Labbadia feiert mit seiner Mannschaft nach dem Spiel
Trainer Bruno Labbadia feiert mit seiner Mannschaft nach dem Spiel © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Frust dagegen bei Torwart Felix Wiedwald und seiner Mannschaft
Frust dagegen bei Torwart Felix Wiedwald und seiner Mannschaft © WITTERS | FrankPeters
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Wer wird im Winter gehen? Für den HSV machte Ivica Olic am Sonnabend in Bremen als Einwechselspieler sein 100. Bundesligaspiel. Dass es im Laufe der Saison noch einige mehr werden, schien bis zum Wochenende unwahrscheinlich. Der kroatische Nationalspieler ist mit seiner Reservistenrolle unzufrieden und würde den HSV im Winter gerne verlassen, um seine Teilnahme an der EM im Sommer nicht zu riskieren. Der Verein würde Olic dabei keine Steine in den Weg legen. Sollte Lasogga nun länger ausfallen, könnte in die Planspiele mit Olic neue Bewegung kommen. In die Rückrunde nur mit Sven Schipplock als Stürmer Nummer eins und Michel Gregoritsch als Alternative zu gehen, wäre fahrlässig. Denn noch sicherer als ein Wechsel von Olic gilt ein Abgang von Artjoms Rudnevs. Der Lette hat noch einen Vertrag bis zum Sommer, doch unter Trainer Bruno Labbadia gibt es für Rudnevs keine Zukunft. Trotz der Ausfälle von zuletzt fünf Stammspielern schaffte es der Stürmer nicht ein Mal in den Kader.

Ähnlich sieht es bei Zoltan Stieber aus. Der Ungar kam in dieser Saison bislang nur auf zwei Kurzeinsätze. Zu wenig, will er im Sommer mit seiner Nationalmannschaft zur EM nach Frankreich fahren. Stieber hat in Hamburg noch einen Vertrag bis Sommer 2017. Ein Leihgeschäft in der Rückrunde wäre die sinnvollste Lösung, da ein sofortiger Verkauf für den HSV keine nennenswerte Ablöse einbrächte. Ein weiterer Kandidat für eine Ausleihe ist Batuhan Altintas. Das 19 Jahre alte Sturmtalent hat seinen Trainingsrückstand nach einem Jahr ohne Wettkampfpraxis aufgeholt und soll nun die nötige Spielpraxis sammeln.

Wer soll kommen? Die Ausrichtung für die anstehende Transferperiode ist klar. „Die finanziellen Möglichkeiten sind im Winter überschaubar“, sagt Knäbel. In Kürze wird Finanzvorstand Frank Wettstein ein neues Rekordminus für das abgelaufene Geschäftsjahr verkünden. Sollte der HSV im Winter tätig werden, dürften mögliche Transfers eher in der Kategorie Perspektivspieler einzuordnen sein. Bei der U17-WM in Chile scoutete Knäbel kürzlich selbst nach Toptalenten. Der Brasilianer Leandrinho konnte dabei nicht überzeugen. Der Nigerianer Victor Osimhen, der sein Land mit zehn Toren zum Titel schoss und mit dem HSV in Verbindung gebracht wurde, wird von diversen Topclubs gejagt.

Wahrscheinlicher ist, dass der HSV auf dem deutschen Markt aktiv wird. Ziel ist es, das neue Gerüst um Spieler wie Lewis Holtby und Nicolai Müller zu stärken und den Kader gleichzeitig punktuell zu verbessern. „Wir vertrauen unseren Spielern. Aber wir befinden uns auch in einem Wettbewerb und da gilt es unseren Kader zu optimieren“, sagt Knäbel. Gescoutet wird insbesondere nach einem vielseitigen Linksfuß für die Defensive sowie nach einem offensiven Außenspieler.

Welche Verträge laufen aus? Neben Rudnevs und Olic besitzen fünf Spieler aus dem aktuellen Stammkader nur noch ein gültiges Arbeitspapier bis Juni 2016. Verlängern will der HSV mit Dennis Diekmeier. Die Gespräche mit dem Rechtsverteidiger laufen in Richtung Einigung. Mit Emir Spahic, Gojko Kacar und Ivo Ilicevic will sich der HSV im Frühjahr zusammensetzen und eine Perspektive ausloten. Alle drei hatten vor der Saison nur einen Jahresvertrag erhalten. Insbesondere bei Ilicevic ist augenscheinlich, dass die ungewisse Zukunft einen neuen Antrieb erzeugt hat. Der Kroate achtet verstärkt auf seinen Körper. In allen 14 Spielen kam Ilicevic bislang zum Einsatz – ein Novum, seit er 2011 zum HSV kam. „Ich habe nichts dagegen, hier noch ein paar Jahre dranzuhängen“, sagte Ilicevic nach seinem starken Spiel in Bremen.

Welche Talente machen Hoffnung? Offen ist die Zukunft von Ahmet Arslan. Der Kapitän der U23 feierte in Bremen sein Profidebüt. Zu gerne würde Arslan über den Sommer hinaus beim HSV bleiben. Im Wintertrainingslager muss er zeigen, ob es eine Perspektive bei den Profis gibt. In Verhandlungen geht Knäbel zudem mit den Talenten Dren Feka, 18, Finn Porath, 18, und Mats Köhlert, 17, deren Verträge im Sommer auslaufen. „Wir müssen den Übergang zu den Profis gestalten und ihnen einen Plan aufzeigen“, sagt Knäbel.