Hamburg. Der HSV hofft, dass der formstarke Angreifer um eine Schulteroperation herumkommt. Erste Planspiele für einen Lasogga-Ersatz.
Er war so gut drauf wie eigentlich noch nie, seit er für den HSV spielt. Das Führungstor beim 3:1 (2:0)-Sieg gegen Werder Bremen durch Ivo Ilicevic hatte er durch einen klugen Pass vorbereitet und in der 15. Minute per Außenrist dafür gesorgt, dass Michael Gregoritsch frei auf Felix Wiedwald zulaufen konnte und eigentlich das 2:0 machen musste. Pierre-Michel Lasogga, bis dato mit sechs Saisontoren bester Angreifer, strotzte förmlich vor Kraft und Selbstvertrauen und war der auffälligste Spieler. Doch dann, in der 22. Minute, blieb der 23-Jährige nach einem Zweikampf mit Zlatko Junuzovic liegen.
Wieder die Schulter.
Schon beim Auswärtsspiel in Stuttgart im Mai (1:2) hatte sich Lasogga die rechte Schulter ausgekugelt und musste ausgewechselt werden. Weil er im Abstiegskampf unbedingt helfen wollte, stand der Stürmer am 34. Spieltag gegen Schalke wieder auf dem Platz. Als er jedoch nach einem harten Einsteigen von Matija Nastasic auf das lädierte Gelenk fiel (17.), ging nichts mehr. Rechtzeitig zu den beiden Relegationsspielen gegen Karlsruhe meldete sich Lasogga jedoch fit zurück und hielt jeweils die volle Spielzeit durch.
HSV feiert Sieg im Nordderby
„Pierres Schmerzen waren einfach zu groß“
Anders als noch in Stuttgart konnte Mannschaftsarzt Götz Welsch im Weserstadion jedoch die Schulter nicht wieder einrenken. „Pierres Schmerzen waren einfach zu groß“, berichtete Trainer Bruno Labbadia bei der Pressekonferenz. „Es sieht nicht gut aus, wenn wir Pech haben, muss er operiert werden und fällt monatelang aus.“
Noch während der Partie wurde Lasogga in ein Bremer Krankenhaus gebracht, wo das Einrenken schließlich doch gelang. Ein sofortiger Eingriff wurde von den Ärzten als nicht notwendig erachtet. Am Sonntag folgte die nächste Untersuchung in Hamburg, Dienstag will sich Lasogga noch einmal mit den Ärzten besprechen, ob eine Operation erfolgen muss – oder nicht.
Die Spieler reagierten geschockt auf die Verletzung Lasoggas: „Wenn man einen Mitspieler mit solchen Schmerzen sieht, dann überragt das erst mal alles“, sagte Lewis Holtby, „mir tut es unendlich leid für ihn. Als ich die Schulter gesehen habe, erinnerte mich das an meine Narbe.“ Wegen eines Schlüsselbeinbruchs und anschließender Operation war der Mittelfeldspieler monatelang ausgefallen.
Schon gegen Werder drei Talente auf der Bank
Bei der langen Liste der Ausfälle beim HSV ist der aktuelle Tabellenstand umso erstaunlicher, schließlich fehlen Labbadia regelmäßig etliche Stammkräfte. Vor dem Nordderby hatte sich Emir Spahic (Bänderanriss im Sprunggelenk) bereits abgemeldet. Unter der Woche zog sich dann noch Gojko Kacar bei einem Zweikampf mit Matthias Ostrzolek einen Innenbandanriss zu. Auch Aaron Hunt, der gerade von einem Muskelfaserriss genesen war, musste wegen eines grippalen Infekts passen, Zoltan Stieber meldete sich mit einem Darmvirus ab.
Längere Zeit verzichten muss der HSV-Coach bereits auf Dennis Diekmeier (Bänderriss im Knöchel) und Albin Ekdal (Luxation der Peroneus-Longus-Sehne im linken Sprunggelenk). So saßen gegen Bremen neben Marcelo Díaz, Ivica Olic und Sven Schipplock mit Ashton-Philipp Götz, 22, Kerim Carolus, 21, und Ahmet Arslan, 21, gleich drei Talente auf der Ersatzbank, von denen nur Götz zuvor schon Bundesliga-Luft schnuppern konnte. Gegen Bremen durfte der in der 90. Minute für Ivo Ilicevic eingewechselte Arslan seine Erstliga-Premiere feiern.
Planspiele für den Fall eines Lasogga-Ausfalls
Nach Lasoggas Ausfall könnte es nun kurzfristig vor allem auf Schipplock ankommen, der in den ersten drei Saisonspielen von Beginn an auflaufen durfte, dann seinen Stammplatz an eben jenen Lasogga verlor und in bisher zehn Einsätzen noch ohne Torerfolg blieb. In Bremen machte sich die fehlende Matchpraxis des 27-Jährigen deutlich bemerkbar, er fiel als einziger Profi in einem insgesamt sehr homogenen HSV-Team ab. Dass er nur einen Torschuss abgeben konnte, war ein Beleg für die geringe Torgefahr, die er ausstrahlte. Eine Alternative wäre, Michael Gregoritsch als Anspielstation im Angriffszentrum zu postieren, wenn Hunt wieder einsatzfähig ist.
Aber einen Lasogga in der Verfassung zu ersetzen, in der er sich zuletzt präsentiert hatte, mit dieser Präsenz und positiven Ausstrahlung auf dem Platz, erscheint kaum möglich. Bleibt die Hoffnung der Fans, dass ihm eine Operation, um der Schulter wieder die Stabilität zu verleihen, erspart bleibt.