Hamburg. Immer weitere Enthüllungen über die Verhandlungen mit dem Wunschtrainer. Zerwürfnis zwischen Rieckhoff und Kühne-Spezl Gernandt.
Das Erstaunen war groß, als HSVPlus-Initiator Otto Rieckhoff am Sonntag bei der Mitgliederversammlung mit scharfen Worten den Aufsichtsratsvorsitzenden Karl Gernandt angriff. Und viele Mitglieder fragten sich: Wie ging das Verhältnis in die Brüche?
Spannungen gab es von Anfang an. Bereits bei der Abstimmung am 25. Mai 2014 passte es Rieckhoff nicht, dass Gernandt im Vorfeld so offen mit der Personalie Dietmar Beiersdorfer Wahlkampf betrieb. Dem HSVPlus-Lager fiel damals auch auf, wie Gernandt vor der Bekanntgabe der Abstimmung plötzlich auf der Tribüne die Nähe zu Rieckhoff (und den Fotografen) suchte.
Nur vier Wochen dauerte es, bis sich Stephan Rebbe, der die Kampagne für HSVPlus maßgeblich gestaltet hatte, in einer „Bilanz“-Kolumne entsetzt über „die zerstörerische Kraft persönlicher Eitelkeit“ zeigte. Als Rieckhoff intern Rebbes Meinung teilte, geriet er zum ersten Mal heftig mit Gernandt aneinander.
„Zu große Abhängigkeit zum Investor“
Zum endgültigen Bruch kam es dann beim Verkauf der HSV-Anteile. Während Rieckhoff 2014 noch ein Unternehmenswert von bis zu 400 Millionen Euro vorschwebte, errechneten die Wirtschaftsprüfer von KPMG in ihrem Gutachten eine Bandbreite mit einem Wert von bis zu 330 Millionen Euro. Dass Investor Klaus-Michael Kühne schließlich für 18,75 Millionen Euro 7,5 Prozent der Anteile erwarb (HSV-Wert: 250 Millionen Euro), passte Rieckhoff überhaupt nicht.
Die laut Rieckhoff „zu große Abhängigkeit zum Investor“ wurde für Rieckhoff auch deutlich, als Trainer-Wunschkandidat Thomas Tuchel bei Kühne vorstellig wurde. Wie das Abendblatt erfuhr, wurde Tuchel eine Privatmaschine von Frankfurt nach Palma de Mallorca zur Verfügung gestellt. Kostenpunkt: rund 20.000 Euro. Als kritisch erachtet Rieckhoff auch den Umstand, dass der Versicherungsmakler Nacora aus Kühnes Konzern die Policen des Clubs überprüft.