Hamburg. Seit 40 Jahren vermittelte die Agentur des Ex-Profis Willi Schulz den HSV-Gebäudeschutz. Jetzt erhält das Mandat eine Kühne-Tochter.
HSVplus-Initiator Ernst-Otto Rieckhoff hatte das Thema bei seiner Generalabrechnung mit der HSV AG nur gestreift. Es ging fast unter in der Kritik an sportlichen Fehlentscheidungen und dem angeblich unzeitgemäßen Verkauf von AG-Anteilen. Und doch steckt Brisanz in dem Thema: dem Versicherungsschutz des HSV, vor allem für seine Gebäude.
Die bisherigen Verträge werden laut Finanzvorstand Frank Wettstein seit „rund 40 Jahren“ von der Agentur des einstigen Mannschaftskapitäns Willi Schulz ausgearbeitet, vermittelt und bei dessen Partnerversicherung (Signal Iduna) abgeschlossen. Diese Praxis hat der AG-Vorstand unter der Federführung von Wettstein nun geändert. Erstmals wurde ein anderer Versicherungsmakler damit beauftragt, die bestehenden Verträge des HSV auf ihre Sinnhaftigkeit und damit auch auf Einsparpotenziale zu prüfen. Ein grundsätzlich vernünftiger Vorgang.
Nacora gehört zu Kühne + Nagel
Allerdings gibt es dabei ein „Geschmäckle“: Die beauftragte Firma Nacora gehört dem Konzern Kühne + Nagel des HSV-Anteilseigners Klaus-Michael Kühne an. Das Unternehmen stellte seine Tätigkeit bislang laut Wettstein kostenfrei zur Verfügung, würde aber bei Abschluss eines anderen Vertrages eine Provision kassieren. „Bislang hat sich nichts geändert, die abgeschlossenen Verträge bleiben bestehen und Willi Schulz unser Ansprechpartner“, beteuerte Wettstein, sagte aber auch: „Es ist in der Wirtschaft normal, dass Versicherungsverträge immer wieder auf aktuelle Notwendigkeiten hin überprüft werden.“
Turbulenzen bei der HSV-Mitgliederversammlung
Wettstein erklärte auch die Anteilsverkäufe an Kühne (7,5 Prozent für 18,75 Millionen Euro) und den Agrarunternehmer Helmut Bohnhorst, der für vier Millionen Euro 1,5 Prozent an der HSV Fußball AG erworben hat. „Als ich im November meinen Posten beim HSV angetreten habe, war das Geld beider Herren bereits als Darlehen eingegangen“, sagte Wettstein, „durch die Umwandlung in Anteile im März konnten wir die Verbindlichkeiten von knapp 90 Millionen Euro auf rund 60 Millionen reduzieren.“