Hamburg. Karlsruhes früherer Erfolgstrainer über die Chancen des KSC gegen Hamburg, die Personalie Bruno Labbadia und den HSV-Witz des Jahres.
Wenn am Donnerstag um 20.30 Uhr das Relegationshinspiel zwischen HSV und Karlsruher SC angepfiffen wird, sitzt Winfried Schäfer, von 1986 bis 1998 Trainer im Wildpark, gerade beim Mittagessen. Die Trainerlegende des KSC lebt seit zwei Jahren auf Jamaika und betreut dort die Nationalmannschaft. Wir haben ihn in der Karibik via Skype erreicht.
Hamburger Abendblatt: Herr Schäfer, haben Sie schon einen Flug für das Rückspiel in Karlsruhe gebucht?
Winfried Schäfer : Nein, das ist zeitlich nicht möglich, da wir mit der Nationalmannschaft nach Chile fliegen. Ich werde die Spiele aber hier im Internet gucken und würde mich freuen, wenn der KSC den Aufstieg schafft.
Wie stehen denn die Chancen?
Schäfer : In diesem Jahr wird es für den Zweitligisten schwieriger. Der HSV hat wieder mehr Selbstbewusstsein. Im Vorjahr war Hamburg leblos, eine Mannschaft ohne Emotionen. Das hat man schon am Fernseher gemerkt. Jetzt ist mit Bruno Labbadia ein Trainer da, der die Emotionen reinbringt. Er bringt Begeisterung und Teamspirit mit. Er kann eine Mannschaft verbinden. Hamburg ist der Favorit.
Wie wichtig ist die Erfahrung eines Trainers in der Relegation?
Schäfer : Enorm wichtig. Du musst die Spieler in dieser Phase nicht mehr motivieren. Entscheidend ist, die Ruhe zu bewahren und den Gegner so zu analysieren, dass du Stärken und Schwächen kennst und weißt, wo er zu packen ist.
Und wie ist der HSV zu packen?
Schäfer : Der HSV steht unter einem gewaltigen Druck. Karlsruhe dagegen bringt eine Euphorie mit, hat nichts zu verlieren. Die Schwächen der Hamburger müssen im Training immer wieder taktisch durchgespielt werden. Beim Warmmachen müssen die Hamburger dann schon spüren, dass der Gegner gut drauf ist. Außerdem darf der KSC im Wildpark kein Gegentor kassieren.
In den vergangenen Jahren fiel der KSC vor allem durch ein unruhiges Umfeld auf.
Schäfer : Der KSC hat nach meiner Zeit den gleichen Fehler gemacht wie zuvor. Es wurden immer wieder neue Trainer geholt, die nicht nach Karlsruhe passten. So ging es 20 Jahre, dann ist der Verein überschuldet worden und zu Recht in die Dritte Liga abgestiegen. Auch unter Manager Oliver Kreuzer wurden mehrere Trainer in kurzer Zeit verschlissen. Da kannst du doch keinen Erfolg haben.
Mit Markus Kauczinski ist wieder Ruhe auf dem Trainerposten eingekehrt.
Schäfer : Es werden keine Leute mehr infrage gestellt. Für Oliver Kreuzer hat man Jens Todt geholt, der einen ganz ruhigen Job macht. Mit Vizepräsident Günter Pilarsky hat man zudem einen finanziellen Rückhalt. Kauczinski wurde das Vertrauen gegeben. Er könnte noch mehrere Jahre beim KSC bleiben.
Das haben Sie auch über ihren ehemaligen KSC-Spieler Joe Zinnbauer gesagt, als der beim HSV Trainer wurde.
Schäfer : Im Nachhinein konnte er es nicht länger schaffen. Das Problem beim HSV kommt von oben. Der Wechsel von Peter Knäbel auf die Trainerbank war ja der Witz des Jahres. Da hätte man auch mit Zinnbauer weitermachen können. Zum Glück hat der HSV noch Bruno Labbadia zurückgeholt, sonst wäre er schon lange abgestiegen.
Rückholaktionen von Trainern sind in der Bundesliga selten gut gegangen.
Schäfer : Das ist auch unheimlich schwer. Bei Frank Pagelsdorf hat es in Rostock nicht funktioniert, bei Armin Veh in Stuttgart auch nicht. Jupp Heynckes und Ottmar Hitzfeld haben es in München geschafft, aber wenn man einen Uli Hoeneß hinter sich hat, kann dir auch nichts passieren.
Auch Sie standen 2004 vor der Rückkehr zum KSC. Warum hat es nicht geklappt?
Schäfer : Die EnBW wollte mich zurück. Ich wäre aber nur als Manager gekommen. Meine Idee war, Thorsten Fink nach seiner Spielerkarriere zum Trainer zu machen, so wie es Carl-Heinz Rühl 1986 mit mir gemacht hat. Ich bin überzeugt, es hätte geklappt.