Hamburg. Das Trikot des Serben war nach dem 1:1 gegen Freiburg heiß begehrt. Sportdirektor Knäbel betont: “Ich habe ihn nicht aussortiert.“
Bruno Labbadia rannte nach dem späten Ausgleichstreffer gegen den SC Freiburg wie aufgezogen über den Platz, brüllte seine Freude und Erleichterung heraus. "Abstiegskampf ist sch..., das zerrt an den Nerven", sagte der Hamburger Trainer mitgenommen. Aber die Stehaufmännchen vom HSV sind weiter mit dabei - was der Bundesliga-Dino wieder einmal Gojko Kacar zu verdanken hatte.
Der eigentlich schon aussortierte Serbe traf in der 90. Minute zum 1:1 (0:1) gegen den Abstiegskonkurrenten aus Freiburg und füllte Hamburg wie in der Vorwoche mit seinem Siegtreffer in Mainz das Punktekonto. Plötzlich wird der Geschmähte also immer mehr zum Retter des Klubs.
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"Wir haben uns reingebissen, Moral und Charakter gezeigt", sagte der Torschütze. "Es ist egal, wer die Tore macht, wichtig sind nur die Punkte", sagte Kacar. Sieben Zähler aus drei Partien - das gab es in Hamburg zuletzt vor über anderthalb Jahren unter Bert van Marwijk.
Kacar: "Ich bin superglücklich"
Vor 57.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena machten Kapitän Rafael van der Vaart und Co. vermutlich ihr schlechtestes Spiel, wirkten unkonzentriert und müde. Doch das interessierte hinterher niemanden mehr. Schließlich "konnten wir Freiburg hinter uns lassen", sagte Kacar.
„Ich bin superglücklich“, sagte Kacar, dessen spätes Tor Emotionen freisetzte. Labbadia explodierte förmlich an der Seitenlinie und legte einen Jubellauf wie einst als Stürmer hin. „Niemals 2. Liga“ skandierten die Fans in der Nordkurve minutenlang. „Das war ein sehr emotionaler Moment, den wir gebraucht haben", sagte Labbadia.
Um Kacars Fußball-Trikot rissen sich die Fans in der Kurve. Monatelang spielte der 28-Jährige nur eine Nebenrolle, im finalen Abstiegskampf wird er zum Trumpf des Liga-Dinos. Labbadia: „Es freut mich besonders, dass gerade er sich selbst belohnt hat.“
Kacar sei das Sinnbild der Mannschaft: erste Halbzeit mit hängendem Kopf, zum Schluss mit einer anderen Körpersprache und Mut. Und im richtigen Moment an der rechten Stelle: „Vom Zeitpunkt war das extrem wichtig. Es ist ein tolles Gefühl“, sagte Kacar. Dass der ehemalige Berliner solche Momente in Hamburg noch erleben würde, damit hat wohl niemand gerechnet. Erst aussortiert, dann verletzt und schon fast zu Konkurrent Hannover 96 transferiert, blüht er unter Labbadia auf.
Der Hesse verstand es auch, der entmutigten HSV-Mannschaft den Glauben an den Liga-Verbleib zurückzugeben. „Wenn du sechs Spieltage vor Schluss einen Tabellenletzten übernimmst, brauchst du ein paar Spieler, die sich durchschießen und die keiner auf der Rechnung hat.“
Labbadia will sich für Kacar einsetzen
Einer davon heißt Kacar. Ob der mit rund zwei Millionen Euro pro Jahr fürstlich entlohnte Serbe nun noch eine Zukunft bei den Norddeutschen hat, wird die große Frage sein. „Ich freue mich unheimlich für ihn. Ich habe ihn nicht aussortiert“, betonte Sportdirektor Peter Knäbel.
Labbadia wird sich für den Techniker einsetzen - schon vor fünf Jahren favorisierte er den Kauf des Herthaners, war vor seiner Verpflichtung im Sommer 2010 aber bereits zwischen zwei Europa-League-Halbfinalspielen gegen den FC Fulham entlassen worden.
Ebenso wie Labbadia beim HSV noch etwas zu Ende bringen möchte, was man ihm damals nahm, will Kacar nicht absteigen und dann allzu gern bleiben: „Hamburg ist mein Verein“, sagte der so oft Gescholtene. (HA/dpa/sid)