Hamburg . Auch in dieser Saison wird der HSV wieder ein negatives Bilanzergebnis präsentieren - Platz zehn war in der Liga geplant.

Auf der Internetseite des HSV fristet sie ein unbeachtetes Dasein. Zu finden ist sie nur nach gezielter Suche unter „Verein“, Unterkategorie „Über uns“, Unterkategorie „Jahresabschlüsse.“ Als sie dort eingestellt wurde, gab es keinen speziellen Hinweis darauf auf der Startseite. Aber wer wollte es dem Club verdenken. Hätte man schreiben sollen: „Hurra, liebe HSV-Fans, die neue Konzern-Bilanz ist da – das Minus beträgt dieses Mal 9,7 Millionen Euro?“

Strategisch geschickt hatte der HSV-Vorsitzende Dietmar Beiersdorfer den Mitgliedern im Januar nur mitgeteilt, dass das Minus der HSV-AG zum 30. Juni 2014 6,6 Millionen Euro betragen habe. Klang nicht ganz so schlimm wie jene 9,757 Millionen Euro Minus bei allen Aktivitäten der HSV-Familie (im Konzernabschluss des e.V.). Der Rest ging im Jubel über die 10-Millionen-Euro-Spende von Alexander Otto für das Campus-Projekt unter.

Auch in diesen Tagen ist man beim HSV äußerst zurückhaltend mit Äußerungen zur finanziellen Lage. Man steckt in den letzten Zügen beim Lizenzierungsverfahren der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für die kommende Saison. Da der 15. März auf einen Sonntag fällt, muss der Club die Unterlagen bis zum 16. März, 15.30 Uhr, abgegeben haben. Voraussichtlich am 19. April gibt die DFL dann die Ergebnisse der Prüfungen bekannt.

Nachdem der HSV im vergangenen Jahr die Spielberechtigung erst in der zweiten Lizenzierungsphase und mit Auflagen erhielt, ist man beim Club sehr sparsam mit Ankündigungen und Mutmaßungen. Auf Abendblatt-Nachfrage teilte der HSV offiziell nur mit, dass der Lizenzantrag fristgerecht eingereicht werde und man davon ausgehe, die Voraussetzungen zur Lizenzerteilung zu erfüllen. Bei einem Blick auf die Zahlen der jüngsten HSV-Bilanz wird jedoch schnell ersichtlich, wie angespannt die finanzielle Lage noch ist. So teilt die Clubführung im Konzern-Lagebericht unter Punkt 3.3., Gesamtaussage zur Ertrags-, Finanz und Vermögenslage recht trocken mit: „Insgesamt wird der Geschäftsverlauf sowie die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage des abgelaufenen Geschäftsjahres als nicht zufriedenstellend beurteilt.“

Positiv, das soll nicht unerwähnt bleiben, ist der Fakt, dass die Verbindlichkeiten im Vergleich zu 2013 um 9,1 Millionen Euro auf 90,5 Millionen Euro gesenkt werden konnten. Außerdem betrug das Ergebnis der „gewöhnlichen Geschäftstätigkeit“ nur noch minus 10,9 Millionen Euro (2013 noch 20,1 Millionen Euro). Das bedeutet aber auch, dass der Club immer noch mehr Geld ausgibt als er verdient.

Negativ: Durch das vierte Minus in Folge (2011 4,9 Millionen Euro, 2012 6,6, 2013 9,8) stieg das negative Eigenkapital auf die neue Rekordzahl von 26,9 Millionen Euro (2013 17,2). Auch die liquiden Mittel reduzierten sich von 9,2 auf nur noch 1,8 Millionen Euro. Interessant auch: Vermarkter Sportfive musste der HSV einen sogenannten „Besserungsschein“ in Höhe von bis zu 3,3 Millionen Euro gewähren. „Dieser besteht aus möglichen Prämienzahlungen an Sportfive, die vom Eintritt festgeschriebener sportlicher Erfolge in der Zukunft abhängig sind“, heißt es im Bericht. Ein Schuldenverzicht auf Zeit des Vermarkters – nur ein weiterer Beleg, wie es um die Finanzen bestellt ist und wie dringend der HSV das Geld von Klaus-Michael Kühne benötigte.

„Insgesamt ist davon auszugehen, dass der Verlust vor Steuern im Geschäftsjahr 2014/15 auf drei bis fünf Millionen Euro reduziert werden kann“, hieß es im (im Oktober 2014 erstellten) Prognosebericht der HSV-AG. Dabei wird vom Erreichen des zehnten Tabellenplatzes in der Bundesliga ausgegangen und einem Ausscheiden in der zweiten DFB-Pokalrunde.

Personalkosten steigen

Da sich abzeichnet, dass die Hamburger erneut nicht die sportlichen Ziele erreichen, drohen bei den medialen Rechten (2013/14: 26 Millionen Euro), die sich nach dem erreichten Tabellenplatz richten, erneut deutlich weniger Erlöse als geplant. Erst nach dem Prognosebericht verpflichtet wurden Ivica Olic und Marcelo Diaz, die zusammen rund 3,5 Millionen Euro Ablösen kosteten und das Gehaltsniveau bei den Profis auf rund 55 Millionen Euro anheben dürften. So werden die gesamten HSV-Personalkosten (inklusive Vorstand, Geschäftstelle etc.) wohl von 58 auf über 65 Millionen Euro steigen.

Freuen darf sich Finanz-Vorstand, dass der Bau des HSV-Campus durch die Otto-Spende die leere Kasse nicht weiter belastet und vom 25-Millionen-Euro-Darlehen Kühnes 18,75 Millionen Euro in Clubanteile umgewandelt werden konnten. Die nächsten Ausgaben stehen aber bereits fest: Die erste Rate des Lewis-Holtby-Transfers (6,5 Millionen Euro) wird im Sommer fällig. Laut Bilanz waren zum 30. Juni außerdem noch Transferzahlungen in Höhe von 11,7 Millionen Euro fällig. Und dass alle danach folgenden Transfers dieser Saison schon bezahlt sind, darf getrost mit Nein beantwortet werden.