Jens Meier ist erwartungsgemäß auf der HSV-Mitgliederversammlung zum Präsidenten des Gesamtvereins gewählt worden. Überraschend gab ECE-Chef Alexander Otto bekannt, das Campus-Projekt mit zehn Millionen Euro zu unterstützen. Beister trifft bei Testspiel gegen Odense zum 1:1-Endstand.

Hamburg. Nach dem Überraschungseinstieg von Klaus-Michael Kühne als Investor in die Fußball-AG, gab ECE-Chef Alexander Otto auf der HSV-Mitgliederversammlung am Sonntag, nur drei Tage später, im CCH bekannt, das Campus-Projekt des Bundesliga-Dinos mit zehn Millionen Euro zu unterstützen. Das war wohl die überraschendste Neuigkeit bei der Versammlung des Vereins.

Erstmals in der Geschichte des HSV ist nach der Ausgliederung der Fußballer im Sommer im Zuge der Versammlung ein Präsident des Hauptvereins gewählt worden. Einziger Kandidat im CCH war Hafenchef Jens Meier. Der 48-Jährige ist mit 84,5 Prozent der Stimmen zum neuen Präsidenten gewählt worden. Die Versammlung verlief verhältnismäßig ruhig. Es waren rund 800 Mitglieder vor Ort. Anders als bei vorherigen Mitgliederversammlungen gab es keine Zwischenfälle. Meier wird Nachfolger von Carl Jarchow, der das Amt seit dem Sommer innehatte. Nach Jahren der Grabenkämpfe rief der Verein am Sonntag zur Geschlossenheit auf – und will endlich in eine bessere Zukunft durchstarten.

„Der HSV ist eine Einheit“, rief Beiersdorfer in den Saal und forderte, die „verinnerlichte Depression der vergangenen Jahre“ abzustreifen: „Wir hatten uns ans Verlieren gewöhnt. Das wollen wir ändern. Wir müssen fleißig und gierig sein, um uns zu verbessern.“

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Neben Beiersdorfer erntete der ehemalige Aufsichtsrats-Chef Alexander Otto auf der ersten Mitgliederversammlung nach der Profi-Ausgliederung im Sommer den meisten Beifall. Der jüngste Sohn des Hamburger Versandhausgründers Werner Otto spendet dem Fußball-Bundesligisten zehn Millionen Euro für die Realisierung des neuen Nachwuchsleistungszentrums. Damit legte der Unternehmer die Basis für den zuletzt immer wieder verschobenen Baubeginn des geplanten HSV-Campus in diesem Jahr. Die Fertigstellung ist für den Sommer 2017 geplant.

Die Campus GmbH vermietet das 4600 Quadratmeter große Gebäude an die Fußball-AG. Die ursprünglich für das Projekt eingesammelten und inzwischen vom Verein verbrauchten 17,5 Millionen Euro als siebenjährige Anleihen wird der HSV zurückzahlen.

„Das ist wirklich ein großer Schritt in der Entwicklung des HSV“, sagte Beiersdorfer. Und Otto meinte unter Standing Ovations: „Ich bin überzeugt, dass die Weichen beim HSV mit der jetzigen sportlichen Leitung und dem Campus für eine erfolgreiche Zukunft gestellt sind.“ Die Beobachter rieben sich verwundert die Augen. Schließlich lagen sich plötzlich die oft so zerstrittenen HSV-Anhänger in den Armen.

Minus von 6,6 Millionen Euro

Die gute Stimmung konnte auch das erneute Minus von 6,6 Millionen Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr 2013/14 nicht trüben. Einem Gesamtvermögen von 144 Millionen Euro stehen Verbindlichkeiten von knapp 100 Millionen Euro gegenüber. Die Eigenkapitalquote der HSV-Fußball-AG liegt bei rund elf Prozent.

Die Beteiligung von Milliardär Klaus-Michael Kühne, der zuletzt für 18,75 Millionen Euro Anteile an der HSV-AG erworben und zudem für 16 Millionen Euro die Namensrechte an der Arena für die nächsten vier Jahre gesichert hatte, sind in diesen Zahlen noch nicht berücksichtigt.

„Wir schwimmen nicht in Geld, aber haben die finanzielle Basis des Vereins stabilisiert“, sagte Beiersdorfer, der noch nicht den erhofften neuen Stürmer präsentieren konnte: „Aber wir führen viele Gespräche. Nach nur neun Treffern in der Hinrunde (Beiersdorfer: „Inakzeptabel.“) ist der HSV besonders an Angreifer Josip Drmic (Bayer Leverkusen) interessiert. Auch Trainer Joe Zinnbauer sehnt sich nach einem treffsicheren Angreifer: „Natürlich würden wir uns über einen weiteren Knipser, der uns vorne helfen kann, freuen.“ Der Trainer bekam von Beiersdorfer Sonderlob für seine Arbeit: „In Joe haben wir einen ehrgeizigen Trainer, der anpackt, wenn es nötig ist.“ Die Aufgabe, die Defensive zu stabilisieren, sei gelungen, nun müsse in der Offensive nachgearbeitet werden.

Meier nun auch Aufsichtsrats-Mitglied

Meier erhält laut Satzung einen Posten im Aufsichtsrat der Profi-Fußball-AG. Auch Meier beschwor die Einheit. „Ich werde mich für ein Miteinander einsetzen. Mit mir wird es kein Nachtreten geben, auch kein Zurück in die Vergangenheit“, sagte er: „Ich beschäftige mich mit der Zukunft.“ Meier war vor der Ausgliederung im Sommer für kurze Zeit Aufsichtsrats-Chef.

Am Ende zog Beiersdorfer ein durchweg positives Fazit. „Es ist zu erkennen, dass wir als HSV in eine Richtung gehen wollen“, sagte der Erneuerer: „Das war ein sehr, sehr guter Tag für den HSV.“ Jetzt sei die Mannschaft zum Rückrundenauftakt gegen den 1. FC Köln (Sonnabend, 15.30 Uhr/ im Liveticker auf abendblatt.de und sky) gefordert: „Wir wollen uns so schnell wie möglich aus dem Tabellenkeller in höhere Gefilde verbessern.“

Mit den Wahlen endete auch die Amtszeit von Oliver Scheel. Der Mitbegründer des Supporters Clubs war seit 2008 im HSV-Vorstand für die Mitgliederbelange verantwortlich und amtierte nach der Ausgliederung im e.V. als Schatzmeister.

Am Nachmittag fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit noch ein Testspiel der Profi-Mannschaft statt. Das Spiel gegen den dänischen Club Odense BK endete 1:1. Maximilian Beister schoss in der 74. Minute das 1:1. Der zuletzt am Oberschenkel verletzte Stürmer Pierre-Michel Lasogga gab ein Comeback über 25 Minuten.