Der HSV verliert in Wolfsburg mit zwei Toren. Die Hamburger blieben offensiv wieder sehr harmlos. Wolfsburg nutzt zwei HSV-Fehler für einen 2:0-Sieg und bleibt damit Bayern-Jäger.

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Hamburg. Wer keine Tore schießt, kann nicht gewinnen. Eine der einfachsten Regeln. Diese gilt vor allem dann, wenn selbst zwei Tore kassiert werden. Wieder einmal bleibt der HSV im Spiel gegen den VfL Wolfsburg viel zu harmlos im Angriff. Zwei HSV-Fehler entscheiden dann die Partie zu Gunsten der Gastgebenden Wölfe. Olic (27.) und Hunt (63.) waren für Wolfsburg erflogreich.

Mit dem Sieg konnten die Wolfsburger ihren Vereinsrekord auf acht Pflichtspiel-Siege in Folge ausbauen. Die Vorarbeit zu beiden Toren gab der seit Wochen überragende Kevin de Bruyne. Der Belgier hat nun bereits neun Tore in dieser Saison eingeleitet, in den großen europäischen Ligen hat nur Chelseas Cesc Fabregas genauso viele. In Deutschland kam zuletzt der Bremer Diego vor acht Jahren nach elf Spielen auf eine solche Quote.

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Für den HSV bleibt der Jubel weiter aus. Nach elf Spielen stehen die Rothosen nur mit vier eigenen Toren da. Im Spiel nach vorn fehlte trotz der erneut offensiv ausgerichteten Mannschaft der Zug zum Tor. Nach der Genesung von Marcell Jansen, ließ Trainer Josef Zinnbauer die gleiche Elf wie beim Sieg gegen Bayern Leverkusen auflaufen. Zunächst konnten die Hamburger gegen den Europa League Teilnehmer aus Niedersachsen auch gut mithalten. Chancen blieben anfangs aber Mangelware, weil der HSV die Räume sehr eng machte. Auch die Offensiv-Abteilung um Kapitän Rafael van der Vaart arbeitete in der Rückwärtsbewegung diszipliniert.

Erst nach dem Treffer von Olic fiel die Leistung der Rothosen bis zur Pause ab. Den Treffer leitete ein Missverständnis zwischen Behrami und Schlussmann Drobny ein. Der Schweizer köpfte ohne Einwirkung eines Gegners zur Ecke. Drobny hätte den Ball ohne Probleme aufnehmen können. Die Ecke brachte de Bruyne auf das Tor. Der Ex-HSVer Ivicia Olic brachte reaktionsschnell noch sein Bein in die Flugbahn und kann aus kurzer Distanz den Ball im Tor unterbringen. Dennis Diekmeier hatte am zweiten Pfosten das Abseits aufgehoben.

Die Hamburger ließen sich immer mehr in die eigene Hälfte drängen, machten viele Fehler. Der in der ersten Halbzeit völlig abgemeldete Stürmer Pierre-Michel Lasogga sah zudem wegen eines Frust-Fouls die Gelbe Karte (45.).

Einzelkritik

Nach der Pause versuchte der HSV noch mal alles. Innenverteidiger Heiko Westermann (50.) in seinem 300. Bundesligaspiel und Lasogga (59.) köpften jedoch jeweils knapp über das Tor. Durch den Offensivdrang ergaben sich aber Räume für die Wolfsburger. Nach einem HSV-Vorstoß liefen die Wolfsburger einen Konter über de Bruyne, der den Ball klasse in die Mitte auf Aaron Hunt ablegen konnte. Der Ex-Bremer guckte sich Drobny aus und versenkte den Ball zum 2:0.

Anschließend lief bei den Hamburger weiter nichts nach vorn. Auch die Einwechselung von Green und Nafiu brachten nicht den gewünschten Erfolg. Entsprechend versuchten die Verantwortlichen, die Niederlage in Niedersachsen möglichst schnell abzuhaken. Es blieben nun „14 Tage, um uns auf Werder vorzubereiten“, sagte Trainer Joe Zinnbauer. „Das ist ein Gegner, der auf Augenhöhe ist.“

Der VfL Wolfsburg war das sicher nicht, sondern mindestens eine Klasse besser. Das sei ein Gegner gewesen, „der einfach besser war als wir“, kommentierte der Hamburger Trainer völlig zu Recht und ohne Ausflüchte zu suchen.

Eher überraschend kam angesichts der Eindeutigkeit die Analyse von Marcell Jansen. „Das erste Tor kam aus dem Nichts, und das zweite kam auch aus dem Nichts“, sagte der ehemalige Nationalspieler. Tatsächlich waren die Treffer der Wolfsburger die Konsequenz der Überlegenheit der Gastgeber vor 30.000 Zuschauern, auch wenn es keine Vielzahl von Torchancen gab.

Treffender war der Kommentar von HSV-Sportdirektor Peter Knäbel zum ersten Gegentor: „Das ist eine Aneinanderreihung von Fehlern.“

Anders als Jansen brachte Dennis Diekmeier die Kräfteverhältnisse und die Chancenlosigkeit seines Teams auf den Punkt: „Die Wolfsburger waren besser und haben zu Recht gewonnen“, fasste der Verteidiger zusammen. „Wir wollten so auftreten wie letzte Woche, und das ist uns nicht gelungen. Wir waren von Anfang an nicht da.“

Auch Diekmeier wollte die Partie schnell abhaken. „In zwei Wochen beim Derby müssen wir ein besseres Spiel abliefern“, sagte der HSV-Profi vor dem Nord-Duell gegen die Bremer, die inzwischen mit zwei Siegen am HSV vorbeigezogen sind.

„Wir haben uns nichts zugetraut“, klagte Zinnbauer. Nur ein kurzes Aufbäumen schaffte der HSV. Nach dem Wechsel, als der VfL sich leicht zurückzog, konnten die Hanseaten sich etwas aus dem Klammergriff befreien. Ernsthafte Torchancen erarbeitete sich der Gast allerdings kaum. „In der zweiten Halbzeit hat uns der HSV ein bisschen Probleme bereitet“, war der nett gemeinte Kommentar dazu von Wolfsburg-Trainer Dieter Hecking.

„Wir wollten früher angreifen, aber haben immer einen Schritt nach hinten gemacht“, erklärte Zinnbauer. Er musste anerkennen: „Der Plan ist nicht aufgegangen. Im Moment reicht es nicht gegen Wolfsburg.“ Daher begann der Coach auch gleich mit der Motivation für die folgende Partie: „Jeder Spieler muss jetzt heiß sein auf das Spiel. Jeder weiß, dass im Derby alles abverlangt wird.“

Bei den Wolfsburgern gefielen neben de Bruyne auch Innenverteidiger Robin Knoche und Vieirinha, der auf der ungewohnten Linksverteidiger-Position stark aufspielte. Bei Hamburg überzeugten mit Abstrichen Westermann und Dennis Diekmeier.

Statistik:

Wolfsburg: Benaglio – Träsch, Naldo, Knoche, Vieirinha – Luiz Gustavo, Guilavogui (83. Malanda) – Perisic, Hunt (81. Arnold), De Bruyne – Olic (85. Bendtner). – Trainer: Hecking

Hamburg: Drobny – Diekmeier, Djourou, Westermann, Ostrzolek – Behrami – Nicolai Müller (79. Green), Holtby, van der Vaart (79. Nafiu), Jansen (70. Stieber) – Lasogga. – Trainer: Zinnbauer

Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)

Tore: 1:0 Olic (27.), 2:0 Hunt (63.)

Zuschauer: 30.000 (ausverkauft)

Beste Spieler: De Bruyne, Knoche, Vierinha – Diekmeier, Westermann

Gelbe Karten: Naldo (2), Hunt – Diekmeier (4), Ostrzolek (2), Lasogga

(HA/dpa/sid)