Der eine wohnt bei Muttern in Mümmelmannsberg, der andere traf im WM-Finale von Rio den Janeiro. Im DFB-Pokal könnten Ashton Götz und Mario Götze direkt aufeinandertreffen. Matti Steinmann mit Startelf-Chancen.

Hamburg. Zum Wochenbeginn gab es für Youngster Ashton Götz gleich mal ordentlich was um die Ohren. „Ash, spiel endlich ab!“, schrie Lewis Holtby am Montagmorgen, und auch Tolgay Arslan schimpfte während des Kleinfeldturniers der Profis neben der Arena wie ein Rohrspatz: „Ey, Ashton, beweg dich mal!“ Doch je länger die verbalen Schmähungen andauerten, desto mehr wurde deutlich, dass da etwas nicht stimmen konnte. Die Auflösung lieferte Josef Zinnbauer nach der Einheit: „Die Beschimpfungen gehörten zur Einheit dazu. Die einen durften nur schimpfen, die anderen nur loben“, erklärte der Trainer: „Wir waren gegen Berlin zu leise. Das wollten wir im Hinblick auf das Bayern-Spiel mit dieser Übung ändern.“

Der eher introvertierte Götz konnte nach der Schimpfeinheit also aufatmen. Ernst gemeinte Kritik an dem Talent gibt es nicht – ganz im Gegenteil: „Der Junge weiß genau, wie Fußball gespielt wird. Das hat er in den letzten beiden Partien auch über weite Strecken schon gezeigt“, lobte Zinnbauer, der seinem U23-Zögling nach Dennis Diekmeiers Oberschenkelverletzung auch im DFB-Pokalspiel gegen Bayern München am Mittwoch (20.30 Uhr/ARD und im Liveticker auf abendblatt.de) eine Einsatzgarantie bescheinigte: „Ashton hat gegen die Bayern doch nichts zu verlieren. Ich habe jedenfalls noch nie erlebt, dass er einen Gang zurückschaltet.“

Gegen München sollte Götz wohl auch besser einen Gang hochschalten. „So oder so wird Ashton einen Top-Mann gegen sich haben“, sagte Zinnbauer, der aber am Montag noch nicht wusste, ob dieser Franck Ribéry, Xherdan Shaquiri oder sogar Mario Götze heißt.

Götz gegen Götze – es wäre mit Sicherheit das symbolstärkste Duell dieses ungleichen Pokalspiels. Hier der 21 Jahre alte Jungprofi, der als einziger Hamburger noch bei seiner Mutter in einer Wohnung in Mümmelmannsberg wohnt. Dort der 22 Jahre alte Münchner, der nach seinem 35-Millionen-Euro-Transfer mit zwölf Millionen Euro Jahresgehalt zu den Topverdienern der Bundesliga gehört. Als Götze am 13. Juli in Rio de Janeiros Maracanã das entscheidende Tor im WM-Finale gegen Argentinien schoss, saß Götz auf dem Sofa in Mümmelmannsberg und jubelte. 778 Facebook-Freunde drücken am Mittwochabend dem HSV-Talent die Daumen, mehr als 9,3 Millionen Follower hoffen auf einen Sieg Götzes.

Dass Götz (Marktwert: 100.000 Euro) gegen Götze (Marktwert: 48 Millionen Euro) dem Druck nicht gewachsen sein könnte, befürchtet Trainer Zinnbauer nicht: „Er hat zwar gegen Berlin kein Raketenspiel gemacht, aber er ist beim 0:3 auch nicht untergegangen. Auf Ashton kann man sich verlassen.“

Auch Steinmann mit Chancen

Dabei ist der frühere Hamburger Auswahlspieler, der vor fünf Jahren immerhin mal zu Lehrgängen von Deutschlands U16 und U17 eingeladen wurde, keineswegs der einzige Nachwuchsspieler, der auf seinen Einsatz gegen das bajuwarische Starensemble hoffen darf. Auch der 19 Jahre Abiturient Matti Steinmann hat laut Zinnbauer ernsthafte Chancen, im zentralen Mittelfeld gegen Xabi Alonso (Weltmeister 2010) und Philipp Lahm (Weltmeister 2014) aufzulaufen. Der Grund: Der eigentliche gesetzte Mittelfeldchef Valon Behrami fällt aller Voraussicht nach wegen einer Verhärtung im Oberschenkel aus. „Bei ihm sieht es leider schlecht aus“, sagte Zinnbauer, der neben Steinmann auch über Petr Jiracek als Startelfkandidat nachdenkt. Dass der Tscheche in dieser Saison gerade mal 64 Bundesligaminuten hinter sich hat, stört Zinnbauer offenbar nicht. Gegen „die vielleicht beste Mannschaft der Welt“ (O-Ton Zinnbauer) will der gerade erst zum Profitrainer beförderte Fußballlehrer jedenfalls keine zusätzliche Offensivkraft wie Lewis Holtby als Behrami-Ersatz aufbieten. Ob nun also Holtby oder Rafael van der Vaart auf die Bank muss, konnte Zinnbauer am Montag noch nicht beantworten. „Diese Frage stellen wir uns auch selbst“, sagte er.

Und obwohl die Favoritenrolle selten so eindeutig schon vor dem Anpfiff geklärt war, ist die Zweitrundenpartie im Volkspark ausverkauft. Allerdings muss der HSV die Zuschauereinnahmen wie immer im Pokal mit dem Gast teilen. Und auch auf zusätzliche Gelder aus der Fernsehübertragung der ARD dürfen die Hamburger nicht rechnen. Seit dieser Saison werden die TV-Gelder unter allen Pokalteilnehmern aufgeteilt. Trotzdem rechnen die Verantwortlichen mit dringend benötigten Zusatzeinnahmen im siebenstelligen Bereich.

Ashton Götz dürften die Zahlen und Fakten vor der Partie herzlich egal sein. Seine Motivation ist eine andere. Denn während Fastnamensvetter Götze unter Erfolgen einen WM-Titel, drei deutsche Meisterschaften und zwei Pokalsiege vorweisen kann, ist die Auflistung des Hamburgers übersichtlicher. „Mein größter sportlicher Erfolg ist, dass ich es bis zur Profimannschaft des HSV geschafft habe“, sagt Götz. Es wird also höchste Zeit, das Kapitel Erfolge am Mittwoch nachhaltig zu erweitern.