Der Manager giftet gegen den Ex-Trainer, der Oberkontrolleur bittet den Clubchef zum Gespräch: Beim HSV gibt es mal wieder reichlich Redebedarf. Und dies kurz vor dem Augsburg-Spiel, wo die Profis um den Klassenerhalt kämpfen.
Hamburg. Eigentlich ist die Situation des HSV so dramatisch, dass sich niemand im Verein störende Nebengeräusche leisten kann. Doch selbst auf der Zielgeraden dieser für den Bundesliga-Dino so existenziell bedrohlichen Fußball-Saison wird die Vorbereitung auf eine wichtige Partie von Dingen abseits des Rasens begleitet. Anstatt dass sich alle beim Tabellen-16. ganz auf das Spiel am Sonntag (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) beim FC Augsburg konzentrieren, sorgen die HSV-Chefstrategen mal wieder für Diskussionsstoff.
Manager Oliver Kreuzer liefert sich einen öffentlichen Disput mit Ex-Trainer Thorsten Fink, Aufsichtsratschef Jens Meier bittet den Vorstandsvorsitzenden Carl Jarchow zum klärenden Gespräch – eine totale Fokussierung auf den Abstiegskampf sieht anders aus.
Dabei hatte Trainer Mirko Slomka – zumindest mit Blick auf seine Profis – auf der Abschlusspressekonferenz vor der Reise ins Kurztrainingslager nach Augsburg noch betont: „Jeder hat begriffen, worum es geht.“ Und das ist zuvorderst die sportliche Rettung, sei es nach 34 Spieltagen als Tabellen-15. oder über den Umweg Relegation.
Jansen und Badelj wieder fit, van der Vaart fällt aus
Dafür stehen Slomka in Augsburg wieder Nationalspieler Marcell Jansen und Defensivstratege Milan Badelj zur Verfügung, auch die Niederländer Ola John und Ouasim Bouy sind wieder fit. Verzichten muss der Coach dagegen weiter auf Rafael van der Vaart, Pierre-Michel Lasogga und Johan Djourou. Dennoch glaubt Slomka, „dass wir eine sehr schlagkräftige Truppe aufbieten können“.
Als Einstimmung auf die Aufgabe in Augsburg sieht sich der HSV-Tross am Sonnabend gemeinsam im Fernsehen an, wie sich die Kontrahenten Braunschweig und Nürnberg schlagen – um einen Tag später selbst ran zu müssen.
Kreuzer richtete indes seinen Blick auch zurück. Sieben Monate nach der Trennung von Ex-Trainer Fink attackierte der Manager seinen früheren Weggefährten scharf. Nachdem Fink in der „Sport Bild“ erklärt hatte, unter seiner Führung hätte der HSV „mit dem Abstieg nichts zu tun“, erwiderte Kreuzer in der Bild-Zeitung: „Thorsten soll sich nicht als Messias darstellen. Anscheinend steckt der Stachel des Rauswurfs noch tief.“ Er empfahl Fink, „endlich den Mund“ zu halten. Denn auch durch die desaströsen Auftritte unter Fink seien die Hanseaten in die aktuell schwierige Situation geraten.
Kreuzer verrät pikante Details über Fink
Kreuzer erklärte weiter, dass der am 16. September nach dem 2:6 gegen Borussia Dortmund beurlaubte Fink zweimal seinen Rücktritt angeboten habe. Erst nach dem 1:5 am dritten Spieltag gegen 1899 Hoffenheim, dann nach der Pleite gegen Dortmund. „Spätestens während der BVB-Partie, er spielte dort drei verschiedene Systeme in einer Halbzeit, hatte er den Überblick verloren, war durch den Wind“, sagte Kreuzer.
Finks Sticheleien bringen Kreuzer offenbar vor Wut zum Kochen und lassen ihn pikante Details ausplaudern. Nach einem 2:6 bei Borussia Dortmund habe sich Fink „sogar auf der Rückbank des Autos eines Freundes aus dem Stadion schleusen lassen, um nach dem Debakel gegen Dortmund den Medienvertretern nicht Rede und Antwort stehen zu müssen“, sagte Kreuzer: „Das hat damals niemand mitbekommen. Thorsten weiß, was vorgefallen ist.“
Als schwierig stellt sich derzeit nicht nur die sportliche Situation dar. Ebenso knifflig ist die finanzielle Lage des HSV, den Verbindlichkeiten von knapp 100 Millionen Euro drücken. Eine Quittung: Die Hanseaten erhielten die Lizenz für die kommende Saison nur unter Bedingungen. Clubchef Jarchow musste am Freitagvormittag Oberkontrolleur Meier diesbezüglich einige Fragen erklären. Ruhe im Existenzkampf sieht anders aus.
Nach dem Spiel am Sonntag folgt um 18 Uhr Matz ab live auf abendblatt.de. Zu Gast sein wird Lotto King Karl, der das Spiel in Augsburg gemeinsam mit den HSV-Experten Marcus Scholz und Dieter Matz analysiert.