Eine weitere Verletzung beim HSV: Mancienne postet seine Platzwunde. Nach einem Zweikampf mit Westermann musste er mit sechs Stichen genäht werden. Van der Vaart und Djourou fallen gegen Augsburg aus.

Hamburg. Trotz einer am Donnerstag im Training erlittenen Platzwunde am Kinn wird Innenverteidiger Michael Mancienne dem abstiegsbedrohten HSV im Auswärtsspiel am Sonntag (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) beim FC Augsburg zur Verfügung stehen. Der Engländer wurde nach einem Zusammenprall im Training mit Abwehrspieler Heiko Westermann mit sechs Stichen genäht.

Während Nationalspieler Marcell Jansen nach auskuriertem Bänderriss am Sprunggelenk wieder im Kader des Tabellen-16. steht, muss Mannschaftskapitän Rafael van der Vaart (Wadenzerrung) ebenso passen wie Torjäger Pierre-Michel Lasogga (Muskelfaserriss im Oberschenkel).

Auch Verteidiger Johan Djourou (Adduktorenprobleme) wird in Augsburg nicht auflaufen können. Manciennes Platzwunde kommt deshalb zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Einen weiteren Ausfall in der Defensive kann sich der HSV nicht leisten, denn auch Jonathan Tah pausierte zuletzt wegen eines grippalen Infekts. Milan Badelj ist hingegen rechtzeitig fit geworden und steht im Kader der Hamburger.

„Ich erwarte totale Hingabe, es geht um das Überleben eines ganzen Vereins“, sagte HSV-Sportdirektor Oliver Kreuzer, an die Ehre der Spieler appellierend. Auch Trainer Mirko Slomka erwartet eine Reaktion auf die 1:3-Heimniederlage am vergangenen Wochenende im Nordderby gegen den VfL Wolfsburg. „Jeder hat jetzt wohl verstanden, worum es geht“, sagte der Coach. Die Hanseaten sind nur einen Punkt von Rang 17 und damit dem Direktabstieg entfernt.

Kein Geld, wenig Hoffnung, viel Angst


Die Schulden sind immens hoch, die Erwartungen mittlerweile erschreckend niedrig und die Abstiegsängste immer realer – beim krisengeschüttelten HSV stehen 127 Jahre Erstklassigkeit auf dem Spiel. 270 Bundesliga-Minuten haben die Hanseaten nur noch Zeit, den drohenden Absturz zu verhindern.

Den Relegationsplatz verteidigen – mehr traut sich der Bundesliga-Dino nach der schwächsten Saison seiner Liga-Geschichte selbst schon gar nicht mehr zu. Und so versucht Coach Mirko Slomka mit ungewöhnlichen Maßnahmen, seine lethargischen Profis zu wecken. Bereits am Freitag fliegt der HSV-Tross nach Bayern, 48 Stunden vor dem Auswärtsspiel am Sonntag.

Doch selbst wenn in Augsburg der erste Auswärtssieg der Rückrunde gelingen sollte, bleiben die Norddeutschen 16. – und die wirtschaftliche Situation ist unverändert brisant. Seit der HSV nicht mehr im internationalen Geschäft mitmischt, wachsen die Verbindlichkeiten kontinuierlich an. Lag das Minus 2011 noch bei 4,9 Millionen Euro, waren es 2012 bereits 6,6 Millionen, im vergangenen Jahr bereits 9,8 Millionen. Am Ende dieser Spielzeit könnte es erstmals Rote Zahlen im zweistelligen Bereich geben.

Calhanoglu ist heiß begehrt


Zwar erhielt der HSV die vorläufige Spielberechtigung für die nächste Spielzeit, doch der einstige Europapokalsieger hat dafür Bedingungen und Auflagen zu erfüllen. „Wir werden das innerhalb der vorgegebenen Frist tun“, versprach Klubchef Carl Jarchow.

Was mit dem schon für die erste Liga viel zu teuren Kader (40 Millionen Euro) im Bundesliga-Unterhaus erst recht nicht möglich sein wird. Schon baggern englische Clubs, aber auch Ligarivale Bayer Leverkusen, an Hakan Calhanoglu. Der 20 Jahre alte Türke ist einer der wenigen Hamburger, die in dieser Spielzeit konstant fußballerische Klasse nachweisen konnten. Im Abstiegsfall wird man an der Elbe nicht umhin können, den Ausnahmekicker für einen zweistelligen Millionenbetrag aus seinem bis 2018 laufenden Vertrag herauskaufen zu lassen.

Angesichts der sportlichen Brisanz rückt die für den Verein richtungsweisende Außerordentliche Mitgliederversammlung am 25. Mai (11 Uhr) derzeit in den Hintergrund. Sollte dort die Ausgliederung der Fußball-Abteilung, HSVPlus genannt, vollzogen werden, hat der milliardenschwere HSV-Fan Klaus-Michael Kühne versprochen, „den HSV maßgeblich zu unterstützen“. Und das, so der 76-Jährige in einer Erklärung. „auch im Falle eines Abstiegs in die 2. Liga“.