Bundestrainer Löw will nur „hochbelastbare“ Spieler mit zur WM mitnehmen, da Brasilien eine körperliche Grenzerfahrung werde. Seinem Lieblingsspieler Khedira möchte er „keine Deadline“ setzen.
München. Joachim Löw macht seinen WM-Kandidaten eine klare Vorgabe für das begehrte Ticket nach Brasilien. „Ich möchte, dass alle Spieler in der Vorbereitung vollumfänglich hochbelastbar sind“, sagte der Bundestrainer vor der ersten Zusammenkunft der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im WM-Jahr in der „Bild am Sonntag“.
Langzeitverletzten wie Sami Khedira (Kreuzbandriss) oder dem seit Monaten pausierenden Torjäger Mario Gomez möchte Löw zwar fünf Monate vor dem Turnierbeginn „keine Deadline“ setzen. Trotzdem benannte Löw vor der Zusammenkunft von 26 Akteuren zu den Marketingtagen der DFB-Auswahl am Sonntagabend in München klare Voraussetzungen für die WM-Teilnahme. „Natürlich müssen wir gerade im April schauen, wie die Spieler in Form sind und wie es um ihre Fitness bestellt ist. Einen Spieler für die WM zu nominieren, der zuvor kein Pflichtspiel bestritten hat, wäre schwierig.“
Löw wird seinen erweiterten WM-Kader vor dem letzten Bundesliga-Spieltag am 10. Mai nominieren. Vom 21. bis 31. Mai findet dann das Trainingslager in Südtirol statt, dort werden die Grundlagen gelegt für das Turnier, das der deutschen Mannschaft in der Vorrunde drei strapaziöse Gruppenspiele gegen Portugal, Ghana und die USA im heißen Norden des riesigen Landes beschert. Am 2. Juni müssen die 32 Verbände dem Weltverband FIFA ihre endgültigen 23-Mann-Kader melden. Das DFB-Team fliegt am 7. Juni nach Brasilien und bezieht dort nach der Ankunft das Basisquartier in Santo André.
Löw hofft bei Stammkraft Khedira auf eine rechtzeitige Genesung. „Es läuft gut, Sami ist voll im Zeitplan“, sagte er der „BamS“. Der Mittelfeldspieler von Real Madrid hatte Mitte November beim 1:1 im Länderspiel gegen Italien einen Kreuzbandriss im Knie erlitten. Der Verlauf der Reha sei ermutigend, berichtete Löw: „Ich habe mit Sami vor drei Tagen telefoniert. Er fühlt sich gut, er macht leichtes Training auf dem Laufband, er hat keine Rückschläge hinnehmen müssen.“
Khedira zählt ebenso wie Leidensgenosse Gomez zu den 26 Spielern, die Löw zu einem zweitägigen Marketing-Treffen der Nationalmannschaft nach München eingeladen hat. Das Trio Mesut Özil, Per Mertesacker und Lukas Podolski vom FC Arsenal wird bei der Einstimmung auf die WM wegen Verpflichtungen für seinen englischen Arbeitgeber fehlen.
Die insgesamt 29 Akteure bilden „das Gerüst“, mit dem Löw auch die WM-Qualifikation erfolgreich bestritten hat. „Aber der WM-Kader steht noch nicht“, versicherte der Bundestrainer. Vor der Nominierung verbleibt Löw allerdings nur noch ein Länderspiel am 5. März in Stuttgart gegen den WM-Teilnahme Chile zur weiteren Sichtung.
Die personelle Entwicklung im defensiven Mittelfeld, in dem zuletzt in Khedira, Bastian Schweinsteiger und Ilkay Gündogan gleich drei fest eingeplante WM-Kräfte ausfielen, wird auch beeinflussen, welche Position Philipp Lahm bei der WM einnehmen wird. Beim FC Bayern München kam der Kapitän in der Hinrunde fast permanent im Mittelfeld zum Einsatz. Im DFB-Team müsste es dafür zu „personellen Ausnahmesituationen“ kommen, sagte Löw, der Lahm als rechten Verteidiger einplant: „Philipp muss, soll und wird rechtzeitig zum WM-Start wissen, wo er spielt“, versicherte der Bundestrainer.
Lahm hatte sich im Wintercamp des FC Bayern in Katar offen für alle Optionen gezeigt. „Solange man nicht jedes Spiel wechselt, ist es kein Problem.“ Mit der neuen Position im Verein hat er sich inzwischen auch angefreundet. „Ich fühle mich auf meiner Position sehr wohl. Es macht Spaß, die Herausforderungen im Mittelfeld anzunehmen“, sagte der 30-Jährige. Mit Blickrichtung WM ergänzte er: „Am liebsten will man als Spieler durchgängig auf einer Position spielen.“ In der Amtszeit von Löw hat er aber sogar schon während eines Turniers die Seiten als Außenverteidiger gewechselt.