Rafael van der Vaart hat nach vier Jahren in einem Testspiel wieder das Trikot des HSV getragen. Der „kleine Engel“ soll die Hanseaten wiederbeleben.
Hamburg. Das Spiel lief noch, als für Rafael van der Vaart die Arbeit erst richtig begann. 2500 Fans stürmten nach der Auswechslung auf den Hoffnungsträger des Hamburger SV zu und wollten unbedingt ein Autogramm oder ein Foto ergattern. Der als Messias gefeierte Rückkehrer nahm sich die Zeit, lächelte in jede Kamera und schrieb seinen Namen auf Kappen, Bälle, Poster und Unterarme.
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Bei der Akkord-Arbeit geriet der 29 Jahre alte Superstar fast mehr ins Schwitzen als in den 61. Minuten zuvor im Testkick gegen die Feierabend-Fußballer des SC Schwarzenbek (12:0) vor den Toren Hamburgs.
Endlich ist der verlorene Sohn also zurück auf dem Platz und machte auch gleich sein erstes Tor. Und dann versuchte er sich sogar noch an einem Fallrückzieher - das hatten die Fans des HSV schon lange nicht mehr gesehen.
Nach vier Jahren im Exil bei Real Madrid und Tottenham Hotspur war es für van der Vaart das erste Spiel im Trikot der Hamburger. Und die Aufregung kannte, wie schon bei jedem Auftritt des Ballkünstlers seit seiner Vorstellung am Freitag, keine Grenzen. Druck verspürt der Niederländer angesichts der hohen Erwartungen an seine Person und Ideen aber nicht - im Gegenteil. Van der Vaart genießt das Theater: „Ich mag den Hype um mich. Jetzt kann es so richtig losgehen.“
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Zwar gab es für den Sieg gegen den Landesligisten keine Bundesliga-Punkte, davon hat der HSV trotz der vdV-Verpflichtung weiter keinen auf dem Konto, aber der neue alte Superstar weckte bei Trainer Thorsten Fink mit seiner Vorstellung gegen den Dorfklub Hoffnungen auf eine bessere Zukunft. „Rafael bringt uns positive Energie“, sagte Fink, „das Spiel wird mit ihm deutlich kreativer, besser. Und daran werden auch andere Spieler wieder wachsen.“
Nach dem Fehlstart in die Saison mit drei Pflichtspielniederlagen in Folge und teilweise grotesken Auftritten werden in Hamburg alle Sehnsüchte auf eine doch noch erfolgreiche Saison auf van der Vaart projiziert. Der kleine Regisseur soll das Spiel der Hanseaten ähnlich dynamisch ankurbeln wie zwischen 2005 und 2008 und möglichst noch ein paar Liga-Tore mehr schießen als die 29 während seiner ersten Schaffenszeit. Dafür haben die HSV-Verantwortlichen einen finanziellen Kraftakt gestemmt und in Zusammenarbeit mit Gönner Klaus-Michael Kühne eine Ablösesumme von 13 Millionen Euro zusammengekratzt.
+++ Der Van-der-Vaart-Transfer rechnet sich +++
Van der Vaart deutete im Test an, dass er eine Lösung des HSV-Problems sein kann. Er forderte die Bälle, verteilte sie auch mal sicher über mehr als fünf Meter und war anspielbar, wenn die Kollegen in Bedrängnis gerieten. „Ich bin hier, um Verantwortung zu übernehmen“, sagte van der Vaart, „wir haben viele Spieler, die sehr gut kicken können. Ich hoffe, dass durch mich ein wenig Selbstvertrauen zurückkommt.“ Die Anhänger nickten selig.
Doch richtig ernst wird es erst am 16. September im Spiel beim Tabellenzweiten Eintracht Frankfurt. Dann wird van der Vaart wohl sogar noch mehr schwitzen als beim Autogrammeschreiben in Schwarzenbek.