Der Linksfuß setzte sich bei der Abstimmung auf abendblatt.de vor Torhüter Rost und Stürmer Petric durch. Aktuell kämpft Jansen um die WM.

Hamburg. Es war der 12.12.2009 im easyCredit-Stadion, als Marcell Jansen laut aufhorchen ließ. Nach einer bis dahin durchwachsenen Saison mit Verletzungen und Kurzeinsätzen überragte der Nationalspieler beim 4:0-Auswärtssieg gegen den 1. FC Nürnberg. Rauf und runter rannte Jansen, erzielte ein Tor und bereitete ein weiteres vor - Kicker-Note 1! Eine Woche später wiederholte der 24-Jährige die Ausbeute auch gegen Werder Bremen, bevor ihn eine Bänderverletzung erneut aus der Bahn zu werfen schien. Doch Jansen gab Entwarnung, bereitete sich optimal auf die Rückrunde vor und startete dann richtig durch. Mit neun Scorerpunkten in neun Spielen zwischen dem 18. und 27. Spieltag machte sich Jansen für den HSV unverzichtbar und spielte sich auch zurück in den Stamm der Nationalmannschaft.

Dann der Schock: Am 26. März reißt dem Mittelfeldmotor im Training das Syndesmoseband im Sprunggelenk. Acht Wochen Pause und das Zittern um die Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Sommer. Auch den HSV trifft die Verletzung des Blondschopfes wie ein Schlag ins Gesicht. Ohne den bis dahin formstarken Jansen stürzt der HSV in der Bundesliga bis auf den siebten Platz ab - Europapokalteilnahme verpasst. Während die Saison für die Rothosen am Ende völlig scheitert, erhält der ehemalige Münchner und Gladbacher doch noch eine tolle Nachricht: Bundestrainer Joachim Löw nominierte ihn für das vorläufige Aufgebot für die WM in Südafrika.

Seitdem steht beim HSV-Profi vor allem eines auf dem Programm: Schuften. Löw will Jansen in den nächsten Wochen intensiv testen und seine WM-Tauglichkeit überprüfen. „Bei ihm setzen wir jetzt die höchste Belastung an, er wird am meisten arbeiten“, kündigte der DFB-Coach beim Start der Nationalmannschaft in die Vorbereitung auf Südafrika an. Löw schätzt den vielseitigen Hamburger, weil dieser auf der linken Seite defensiv wie offensiv eine wertvolle Option sein könnte. „Der Heilungsprozess ist gut“, berichtete Jansen vor wenigen Tagen: „Mein Ziel ist es, spätestens in Südtirol alles mitzumachen und mit der Mannschaft zu trainieren.“ Löw beobachtet seinen Schützling ganz genau: „Marcell ist jetzt voll belastbar. Aber das alleine reicht nicht“, sagte er vor den beiden Trainingscamps in Sizilien und Südtirol: „Ich werde in den nächsten Wochen erkennen, ob er in der Lage ist, so ein Turnier durchzustehen.“

Teamkollege Dennis Aogo sammelte beim 3:0-Erfolg der DFB-Auswahl gegen Malta Pluspunkte auf der Position links in der Viererkette. Sollte es für Jansen nicht reichen, hätte sein Vereinskollege das WM-Ticket wohl sicher. Die DFB-Fitnesstrainer sind indes zuversichtlich, dass Jansen schon bald wieder mit dem Ball arbeiten kann. „Marcell macht fantastische Fortschritte. Er ist sehr positiv. Wir kennen die Verletzung auch von Basketballspielern, das ist keine einfache Sache. Aber wenn es weiter so aufwärts geht, dann wird er auf jeden Fall rechtzeitig fit sein“, sagte DFB-Fitnesscoach Shad Forsythe.

Geht es nach den Hamburger Fans, wäre Marcell Jansen beim Treffen der besten Fußballmannschaften der Welt auf jeden Fall dabei. Die Abendblatt-Leser wählten ihn bei einer Abstimmung auf abendblatt.de zum HSV-Spieler der Saison. 35 Prozent der 4133 Stimmen fielen auf den sympathischen Flankenspezialist. Damit verdrängte Jansen Torhüter Frank Rost (24 Prozent) sowie Stürmer Mladen Petric (19) und Kapitän David Jarolim (13) auf die Plätze.