Marcell Jansen besticht seit Wochen als Leistungsträger. Gegen Anderlecht (19.00 Uhr im Live-Ticker) ist er der Hoffnungsträger des HSV.
Hamburg. Marcell Jansen fühlt sich derzeit pudelwohl. Für den Fußball-Profi vom Hamburger SV kann dieses Jahr ein besonderes werden. Beim Bundesligisten gehört der 24-Jährige zu den Leistungs-, in der Nationalmannschaft zu den Hoffnungsträgern. „Ich fühle mich wirklich gut“, versichert der Mittelfeldspieler auf der linken Außenbahn.
Kein Wunder: Sechs Tore hat er in dieser Bundesliga-Saison erzielt, zwei in der Europa League – so viel wie nie zuvor in seiner Profi-Karriere. Vor anderthalb Jahren ursprünglich als Linksverteidiger verpflichtet, tummelt sich der gebürtige Mönchengladbacher nun in der Offensive. „Das liegt mir“, sagt der „Linke“ mit Torriecher. Was einst eine Notlösung unter Trainer Martin Jol war, entpuppt sich seit Monaten als Erfolgsrezept.
Unter Trainer Bruno Labbadia hat Jansen sein Spiel auf der Außenbahn verfeinert. Seine Dynamik und sein Durchsetzungsvermögen kommen ihm als Flügelläufer entgegen. „Als linker Mittelfeldspieler trete ich automatisch häufiger in Erscheinung, stehe mehr im Fokus, weil ich viel mehr Aktionen in der Offensive habe“, sagte Jansen der Internetseite der deutschen Nationalmannschaft. „Mir macht das großen Spaß, und ich habe gezeigt, dass ich auf dieser Position sehr effizient sein kann.“
Sich selbst sieht Jansen als Straßenfußballer. Im Mönchengladbacher Stadtteil Lürrip, wo er als Kind so oft wie nur möglich mit Freunden gekickt hat, wurde er nur an Toren gemessen. „Da musste man sich eben durchsetzen“, sagt Jansen. Dass er sich durchsetzen kann, findet auch Bundestrainer Joachim Löw und hat den Blondschopf für die WM in Südafrika als feste Größe in seinen Planungen. Mit dem DFB-Team hat er bereits Erfolge gefeiert: 2006 WM- Dritter, 2008 EM-Zweiter.
„Mittlerweile bin ich älter, erfahrener, besser geworden“, meint Jansen. Deswegen gebe es gute Gründe, warum er bei der WM dabei sein werde. Der 30-malige Nationalspieler ist selbstbewusst. „Wenn ich fit war, habe ich immer gespielt“, sagt er. Doch die Fitness, weiß Jansen, ist bei ihm keine fixe Größe. Der für rund acht Millionen Euro von Bayern München geholte Profi gilt als verletzungsanfällig, musste immer wieder aussetzen. Faserriss im Oberschenkel, Kapseleinriss im Knie, Sprunggelenkprobleme – und dazu eine lange nicht erkannte Lebensmittel-Allergie. Einige Milchprodukte und Brotsorten verträgt sein Verdauungssystem nicht.
„Seit ich meine Ernährung umgestellt habe, fühle ich mich wesentlich besser“, sagte der 1,91 Meter große Profi. Jansen beschreibt sich selbst als zuverlässig, offen und bodenständig. Seine Lebensmaxime deutet darauf hin, dass er trotz seiner privilegierten Stellung in der Gesellschaft nicht abzuheben droht: „Sei einfach, dann bist du was Besonderes.“ Seine Freunde aus Jugendtagen bestätigen ihm das: „Die sagen, dass ich derselbe bin wie früher.“