Arslan und Petric trafen das leere Tor nicht. Trainer Fink spricht offen vom Abstiegskampf und kritisiert das Verhalten seiner Spieler im Strafraum.

Hamburg. Verschärfter Abstiegskampf statt des erhofften Befreiungsschlages – der Hamburger SV hat das „Sechs-Punkte-Spiel“ im eigenen Stadion gegen den SC Freiburg mit 1:3 (0:2) verloren und steckt damit wieder mitten drin im Tabellenkeller. Johannes Flum (20.), Daniel Caligiuri (43.) und Cedric Makiadi (72.) schossen die Tore für die Breisgauer, die nach dem „Big Point“ im Kampf um den Klassenerhalt mit 25 Punkten wieder echte Chancen haben. Ivo Ilicevic (75.) war für den HSV erfolgreich.

Die Hamburger haben nach der siebten Heimniederlage der Saison weiterhin nur 27 Zähler auf dem Konto und stecken tief in der Krise. Der erste Abstieg aus der Bundesliga scheint diesmal wirklich möglich. Die lange Zeit erstaunlich geduldigen HSV-Fans unter den 52.414 Zuschauern brüllten „Wir haben die Schnauze voll“, während die Freiburger „Oh wie ist das schön“ sangen.

"Es bringt mir nichts, wenn wir im Mittelfeld die Zweikämpfe gewinnen und dann in der Box nicht da sind. Wir hätten eine Vorentscheidung schaffen können. Wir müssen den Abstiegskampf annehmen, was man jetzt wirklich mal in den Mund nehmen muss, und dann kommen wir da unten raus", erklärte HSV-Trainer Thorsten Fink. „Wir wollen natürlich eine Einheit sein. Die Mannschaft ist eine Einheit, wir im Verein sind eine Einheit, und ich glaube, die Fans stehen auch dahinter. Wir werden versuchen, weiter Gas zu geben, zu kämpfen. Meine Qualität als Fußballer war schon immer die Ausdauer und das werde ich jetzt auch als Trainer beweisen.“

Psychologische Probleme bei seinem Team seien nicht ausschlaggebend: „Das sind junge Leute, der ein oder andere braucht immer mal wieder Hilfe, das ist ganz normal. Dafür sind wir Trainer ja auch da, um eine Hilfe zu sein. Und ich werde ihnen das vorleben, mich gleich kämpferisch geben. Wir müssen uns auf Dauer was erarbeiten. Ich bin mir ganz sicher, dass die Mannschaft die Qualität hat, in der Klasse zu bleiben. Das ist unser Ziel, und den Auftrag und den Kampf nehmen wir an", führt Fink aus.

Auch Frank Arnesen meldete sich zu Wort und sprach über die Moral des Teams. „Die Mannschaft ist ganz down, das ist normal. Sie hat in der zweiten Hälfte alles gegeben, aber wieder nicht gewonnen zuhause. Es ist jetzt die Aufgabe von mir, Thorsten und dem ganzen Stab, die Moral wieder hochzukriegen. Da müssen wir alles für tun.“

DIE AKTUELLE TABELLE

Das Desaster bahnte sich schon in der zweiten Minute an. Tolgay Arslan schaffte das Kunststück, den Ball mit der Innenseite aus sieben Metern am leeren Freiburger Tor vorbei zu schieben. Mladen Petric hatte die riesige Chance über die linke Seite vorbereitet und den Deutsch-Türken mit einem Querpass in Position gebracht. Eine frühe Führung für die Hamburger hätte dem Spiel wahrscheinlich eine völlig andere Richtung gegeben.

So aber wuchs angesichts der Bedeutung der Partie die Nervosität beim HSV sichtbar von Minute zu Minute. Nur ein 20-Meter-Freistoß von Petric brachte in der zehnten Minute noch einmal Gefahr, aber SC-Keeper Oliver Baumann lenkte den Ball mit den Fingerspitzen noch über die Latte. Freiburg stand anschließend sicher, dem HSV fiel nicht mehr ein. Technische Fehler nahmen zu, Rück- und Querpässe bestimmten das Spiel.

Zu allem Überfluss aus Hamburger Sicht fiel dann noch der unglückliche erste Gegentreffer mit dem ersten Freiburger Torschuss überhaupt. Einen Freistoß von Johannes Schmid verlängerte David Jarolim in seinem 250. Bundesligaspiel für den HSV zu Flum, der am langen Pfosten nicht gedeckt wurde. Dessen Schuss wurde von Michael Mancienne und Mladen Petric zweimal ins Tor abgefälscht. Es war bereits der 19. Gegentreffer für den HSV nach Standards - Ligarekord.

Danach ging beim HSV gar nichts mehr. Die Fans pfiffen, die Spieler fürchteten sich. In der 37. Minute vergab Jan Rosenthal noch das zweite Tor, zwei Minuten vor der Pause konnte dann Caligiuri aus kurzer Distanz nach einer Flanke einschieben, weil sein Gegenspieler Dennis Diekmeier nicht aufpasste.

Nach dem Wechsel attackierten die Gastgeber endlich entschlossen das Freiburger Tor. Slobodan Rajkovic scheiterte aber an Baumann (50.). In der 59. Minute verpasste Petric den sicher scheinenden Anschlusstreffer. Der Kroate brachte das Kunststück fertig, einen Querpass von Heung Min Son wie vor ihm Arslan aus kurzer Distanz am leeren Tor vorbei zu schieben.

DAS SPIEL IM LIVETICKER

Diese erneut verpasste hundertprozentige Torchance brachte schließlich die Entscheidung. Als Makiadi zum 3:0 erneut nach einem Freistoß erhöhte, war die Partie im Prinzip trotz einer hektischen Schlussphase entschieden. Ilicevics Treffer blieb unbedeutend.

„Wir hatten uns viel vorgenommen, aber wir haben zu wenig geboten. Wir schießen die Gegentore praktisch selbst. Wir waren viel zu nervös, haben uns selbst unter Druck gesetzt. Wenn man zu viele Gegentore bekommt, kann man nicht gewinnen. Noch sind es acht Spiele, wir dürfen uns nicht aufgeben, es ist noch nichts verloren", sagte Hamburgs Kapitän David Jarolim.

(dapd/abendblatt.de)

Die Statistik

HSV: Jaroslav Drobny - Dennis Diekmeier, Jeffrey Bruma, Michael Mancienne, Slobodan Rajkovic - Gökhan Töre, Robert Tesche, David Jarolim, Ivo Ilicevic - Tolgay Arslan - Mladen Petric

Freiburg: Oliver Baumann - Oliver Sorg, Fallou Diagné, Matthias Ginter, Mensur Mujdza - Jonathan Schmid, Johannes Flum (ab 34. Schuster), Cedric Makiadi (ab 89. Santini), Daniel Caligiuri - Jan Rosenthal (ab 63. Guede) - Sebastian Freis

Schiedsrichter: Tobias Stieler (Obertshausen)

Zuschauer: 50.000

Tore: 0:1 Flum (20.) , 0:2 Caligiuri (43.) , 0:3 Makiadi (73.) , 1:3 Ilicevic (75.)