Der verschollene Brasilianer begründet seine Abwesenheit in einem Telefonat mit “familiären Problemen“.
Belek. Wer sich der Bedeutung des Wortes "Telenovela" nicht im Klaren ist, wird im Internetlexikon Wikipedia schnell fündig. "Bei dieser Art von Serie wird normalerweise täglich ein neues Kapitel ausgestrahlt", wird die südamerikanische Art der Seifenoper, die sich besonders in Brasilien größter Beliebtheit erfreut, im Online-Nachschlagewerk erklärt. Und obwohl es unklar ist, ob auch Hamburgs Brasilianer Zé Roberto dieses TV-Format bevorzugt, darf sich der zuletzt verschwundene HSV-Profi rühmen, trotz Abwesenheit in den vergangenen Tagen für eine Telenovela der ganz besonderen Art im HSV-Trainingslager in Belek gesorgt zu haben.
So wurde am Sonntag das Fehlen des 35-Jährigen festgestellt. Am Montag sorgte der prominente Abwesende vor allem bei seinen Mitspielern und den mitgereisten Fans für Gesprächsstoff, der gestern in einer Entschuldigung am Telefon gipfelte.
"Telenovelas sind auf einem großen Handlungsbogen angelegt. Anders als Seifenopern haben Telenovelas einen klar definierten Anfang und vorher festgelegtes Ende." Aus der Definition in Wikipedia
Ob die Telenovela beim HSV tatsächlich im üblichen Happy End mündet, werden erst die nächsten Wochen zeigen. "Zé Roberto hat mir am Telefon gesagt, dass er Fehler gemacht hat", sagte gestern Nachmittag Bruno Labbadia. Der verantwortliche Trainer wirkte irgendwie erleichtert, betonte aber gleichzeitig, dass er mit der unerlaubten Urlaubsverlängerung seines Mittelfeldstars nach wie vor nicht einverstanden ist: "Wir haben ihm klar gemacht, dass wir es nicht akzeptieren können, wie es bislang gelaufen ist."
Daran änderte auch Zé Robertos Anruf in der Nacht zum Dienstag nichts. In dem 30-minütigen Telefonat versuchte er Labbadia die Beweggründe seiner Abwesenheit darzulegen. "Ich habe ein ernstes familiäres Problem, welches ich nur vor Ort in Brasilien lösen kann", teilte der HSV-Profi seinem Trainer mit. Er versprach auch, seinen Vorgesetzten von nun an auf dem Laufenden zu halten: "Ich hoffe, so schnell wie möglich nach Hamburg kommen zu können und werde Kontakt zu den Verantwortlichen halten."
"Bei Telenovelas gibt es genügend Raum für Spannung, Dramatik, Tränen und glückliche Momente."
So ganz dürfte die HSV-Telenovela allerdings erst beendet sein, wenn Zé Roberto tatsächlich wieder zur Mannschaft stößt. Schließlich sorgte auch die Fußverletzung, die er sich vor neun Wochen im Spiel gegen Hannover 96 zugezogen hatte, für reichlich Gesprächsstoff. "Meinem Fuß geht es besser. Ich will jetzt nur noch Wadenmuskulatur aufbauen, die durch den Gips verloren gegangen ist", sagte Zé Roberto. Bis zur Klärung seiner "familiären Probleme", über die er sich öffentlich nicht äußerte, arbeitet er weiter in Sao Paulo mit seinem japanischen Physiotherapeuten Sacaki.
Eine Rückkehr in den Kader schloss Labbadia zum Rückrundenauftakt gegen Freiburg aus. "Zé ist derzeit mehr mit seinem Kopf als mit seinem Fuß beschäftigt", sagte der Trainer. "Es war aber wichtig, dass er nun den ersten Schritt gemacht hat - auch für die Mannschaft. Trotzdem können wir über die Sache nicht so einfach hinweggehen."
Um die bereits angekündigte Geldstrafe von mindestens 10 000 Euro wird Zé Roberto also trotz seiner Entschuldigung nicht herumkommen.
"Aus Kostengründen wird bei Telenovelas häufig auf ein abgerundetes Ende verzichtet."
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