Zé Roberto ärgert sich, dass sein Image als “Mr. Zuverlässig“ infrage gestellt wird. Für HSV-Trainer Labbadia ist das Thema abgehakt.
Hamburg. Diesmal war er wirklich früh dran. Um 8.35 Uhr landete Zé Roberto gestern nach einem Zwischenstopp in München in Hamburg und fuhr umgehend zum Trainingsgelände. Dort erschien er gestern zeitig zum Training des HSV - allerdings satte zehn Tage zu spät. "Schwere private Probleme" gab der Brasilianer als Begründung an, dass er erst einen Tag nach Beginn des Trainingslagers HSV-Trainer Bruno Labbadia über sein dauerhaftes Fernbleiben informiert hatte. "Es war wichtig, in Brasilien zu bleiben. Aber es war ein Fehler, nichtpünktlich Bescheid zu geben", sagte Zé Roberto gestern, "daher akzeptiere ich meine Strafe auch."
Zuvor hatte sich der HSV-Führungsspieler gestern bei Klubboss Bernd Hoffmann und anschließend mehr als eine Stunde lang bei Labbadia erklärt. "Wir haben sehr, sehr lange gesprochen. Wir haben jetzt eine klare Sprachregelung getroffen und werden uns von Vereinsseite nicht mehr zu diesem Thema äußern", entledigte sich der HSV-Coach weiterer Nachfragen rigoros und wortkarg. Der Trainer wirkte ebenso wie Zé Roberto bemüht, dem Streit kurz vor Rückrundenbeginn nicht zu viel Gewicht beizumessen, den Fokus eher auf die Partie am Sonnabend gegen Freiburg zu richten.
Mit zunächst mäßigem Erfolg. Schließlich sah sich der Gescholtene selbst noch in Erklärungsnot. Denn so sehr sich Zé Roberto um abschließende Klärung bemühte, die Tatsache, dass sein Image als "Mr. Zuverlässig" infrage gestellt worden war, vermochte er überhaupt nicht nachzuvollziehen. Im Gegenteil, er wurde richtig wütend: "Ich verstehe das Theater nicht. Ich bin seit zehn Jahren in der Bundesliga, und mir ist so was noch nie passiert. Ich habe mir in der ganzen Zeit nie etwas zuschulden kommen lassen. Jeder, der mich kennt, der weiß, dass das eine Ausnahme war."
Das wiederum wird Zé Robertos Messlatte in den kommenden Monaten in Hamburg sein. Das Vertrauen war beim HSV derart groß, dass ihm fast wöchentlich ein gesonderter Heimataufenthalt bei seiner Familie in München erlaubt worden war. Weil der Brasilianer als tadellos galt. Als Musterprofi. Einen erneuten Vertrauensmissbrauch dürfte jedoch auch Labbadia nicht entschuldigen. Die vorläufige Ruhe ist ein Frieden auf Probe.
Auch die Mannschaft hatte in Person von Mannschaftskapitän David Jarolim ("Das ist schon enttäuschend") das eigenwillige Fernbleiben ihres wertvollen Kollegen mit Befremden aufgenommen. Labbadia beschwichtigte: "Er hat sich entschuldigt und wir haben es akzeptiert. Damit ist das Thema durch. Zé ist ein wichtiger Spieler. Jetzt hoffen wir, dass er möglichst schnell wieder fit wird."
Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Rund 20 000 Euro Geldstrafe stehen dem Brasilianer ins Haus. Eine Summe, dessen beachtliche Höhe sich durchaus vertreten lässt. Schließlich hatte Zé Roberto bereits im Vorfeld des Trainingslagers um einen Aufschub seines Heimataufenthaltes in Sao Paulo gebeten - und vom Trainer wie auch vom Klubchef Hoffmann eine unmissverständlich klare Absage erhalten.
Und auch die Wiederherstellung seiner Fitness bedarf noch einiger Zeit. Insgesamt knapp vier Wochen Gips haben die Wadenmuskulatur derart degeneriert, dass längeres Aufbautraining vonnöten sein wird. "Ich würde am liebsten schon am Sonnabend gegen Freiburg auflaufen", sagte Zé Roberto, ,,aber das ist utopisch." Eine genaue Vorstellung über die Länge seiner Rehabilitation hat er nicht: "Ich hatte so etwas noch nie und will keine falschen Hoffnungen wecken."
Vor allem nicht sich selbst gegenüber. Zu tief sitzt der Schock über die ungewohnt lange Pause. "Als ich gehört habe, dass ich operiert werden muss und wochenlang ausfalle, war das ganz schwer. Das kannte ich nicht. Das hat mir Angst gemacht." Hat er gar an ein Karriereende gedacht? "Nein. Aber es war einer de besten Momente meiner Karriere, und ich hatte große Ziele mit dem HSV. Da traf es mich besonders hart."
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