Belek. Ein 15 Jahre alter Fan mit blauem HSV-Trikot wollte es am Rande des Trainingsplatzes ganz genau wissen. "Der Berg fehlt ja schon wieder beim Training. Und warum ist denn der Elia nicht auf dem Platz?", fragte der junge Hamburger seinen Vater - und brachte damit das gesamte HSV-Dilemma in nur zwei Sätzen auf den Punkt. Denn während Trainer Bruno Labbadia seinen Restkader an der türkischen Riviera in Belek bei besten Bedingungen auf den Rückrundenstart gegen den SC Freiburg vorbereitet, haben Hamburgs Offensivstars Eljero Elia, dessen Gehgips gestern abgenommen wurde, und Marcus Berg, der heute wieder ins Mannschaftstraining einsteigen soll, bislang nur den hoteleigenen Kraftraum samt Fahrradergometer zu Gesicht bekommen. "Unsere Personaldecke in der Offensive ist nach wie vor sehr dünn", gibt Labbadia zu, ohne aber eine Lösung für das Problem, das den Verein bereits in der Hinrunde beschäftigt hat, parat zu haben.
Denn neben den angeschlagenen Elia (Haarriss im Knöchel), der zumindest keine Schmerzen mehr verspürt, und Berg (Knieprobleme) fällt auch Toptorjäger Paolo Guerrero weiter aus. Der Peruaner lässt derzeit sein verletztes Knie bei Professor Richard Steadman in den USA untersuchen. Somit kann Labbadia aller Voraussicht nach beim Rückrundenauftakt gegen Freiburg erneut nur mit Mladen Petric und Tunay Torun rechnen. "Wir beschäftigen uns permanent mit dem Stürmermarkt", sagt Labbadia, der seinen Weihnachtsurlaub vor dem Fernseher verbrachte, um zahlreiche DVDs von möglichen Verstärkungen zu sichten.
Auch bei Brasiliens Co-Trainer Jorginho hat sich der Coach des HSV nach Offensivkräften erkundigt, ohne dabei einer Entscheidung näher zu kommen. "Es ist sehr schwierig, im Winter auf dem Transfermarkt zuzuschlagen. Ein neuer Spieler müsste sich erst mal einleben, die Mannschaft und die Laufwege kennen lernen. Das dauert", sagt Labbadia, der zu bedenken gibt, dass der finanzielle Spielraum für einen Neuzugang begrenzt ist, und dass er jungen Spielern wie Tunay Torun keine "Notlösung vor die Brust setzen" will.
Im Gegensatz zu Berg, der aufgrund seiner Knieprobleme bereits zum zweiten Mal die für ihn so wichtige Vorbereitung verpasst, konnte Torun zum Ende der Hinrunde seine Chance nutzen. "Ich hoffe, dass 2010 mein Jahr wird. Im vergangenen Jahr habe ich mich gut weiterentwickelt, jetzt will ich voll angreifen", kündigt der 19 Jahre alte Offensivmann an, der noch im Sommer auf der Einkaufsliste des FC St. Pauli stand.
Für den Hamburger SV hat Torun sogar der türkischen U-21-Nationalmannschaft vorerst abgesagt, denn kampflos will er seinen ergatterten Platz an Elia und Berg nicht mehr hergeben.