Noch vier Tage bis zur Wahl des HSV-Aufsichtsrats: Die Zeit des Wahlkampf-Endspurts hat begonnen. Die Supporters-Kandidaten, unter ihnen Manfred Ertel (Foto), verteilten beim Test gegen Rostock Handzettel mit der Aufschrift “Change“. Sie streben einen Wechsel an.
Hamburg. Nur noch vier Tage bis zur Wahl des HSV-Aufsichtsrats - und die vier Kandidaten der Supporters-Abteilungsleitung kämpfen um jede Stimme. Vor dem Spiel gegen Rostock verteilten sie gestern in Anlehnung an die Kampagne von US-Präsident Barack Obama 4000 Handzettel mit der Überschrift "Change" - sie hoffen auf eine Wechselstimmung am Sonntag im CCH: "Wir brauchen einen Aufsichtsrat, der die Vereinsführung kritisch und konstruktiv begleitet, ein Kontrollorgan, das erfolgreichen Spitzenfußball bezahlbar macht", heißt es dort unter anderem.
Nicht nur im Stadion, auch an der Basis betrieben Johannes Liebnau, Manfred Ertel, Ingo Thiel und Anja Stäcker intensiv Wahlkampf. Das Quartett hat in den letzten Wochen viele Fanklubs besucht. Die (selbst bezahlten) Reisen gingen bis nach Köln, Kassel oder Berlin.
"Oft wurden wir gefragt, ob wir tatsächlich Bernd Hoffmann loswerden wollen", sagt Ertel seit 30 Jahren politischer Journalist beim SPIEGEL und dort auch im Betriebsrat. "Dabei kandidiere ich nicht gegen Hoffmann, sondern für den HSV, und weil ich mit Teilen der Aufsichtsratsarbeit nicht zufrieden bin. Auch wenn das selbstbewusst klingen mag: Ich könnte den Posten nicht besser als alle ausüben, aber besser als viele."
Fast 1000 Mitglieder haben sich vorab zur Versammlung angemeldet, alles deutet auf einen Rekord von 2500 bis 3000 Mitgliedern hin. Der Aufsichtsratsvorsitzende Horst Becker appelliert: "Ich wünsche mir einen kompetenten Aufsichtsrat, in dem alle Interessengruppen vertreten sind. Es darf keine Blockwahl von vier Kandidaten geben." Klar - Becker meint die Anwärter der Supporters. Die große Befürchtung Beckers und auch des Vorstands ist, dass die Anhängerschaft der Supporters nur vier Kreuze (statt acht möglichen) hinter die Namen ihrer Kandidaten setzt, um der Konkurrenz nicht zur Mehrheit zu verhelfen.
"Wir treten nicht als Block auf", entgegnet Ertel. Nachdem der scheidende Aufsichtsrat Frank Mackerodt im Abendblatt vermutet hatte, dass das Supporters-Quartett eine andere Politik anstrebe, sagt Ertel: "Ja, wir wollen eine andere Politik, aber nicht im diffamierenden Sinne, sondern eine bessere Kontrolle und Wahrnehmung der Vereinsaufgaben im Interesse der Mitglieder." Als Beispiel nennt er die Krise um das zurückgetretene Vorstandsmitglied Christian Reichert. Auch könne es nicht sein, dass Aufsichtsrats-Mitglieder öffentlich den Rücktritt von Vorstandsmitgliedern fordern.