Vor 300 Gästen im Hoptel Grand Elysee stellten sich 16 der 20 Kandidaten in drei Stunden für den neuen Aufsichtsrat vor. Auch der Ex-Profi war erstmals dabei.

Hamburg. Es brannte nicht wirklich. Und obwohl eine Menge Zündstoff angekündigt worden war, gleich zu Beginn der Veranstaltung sogar der Feueralarm im Großen Ballsaal des Hotels Grand Elysee (von Vorstandsboss Bernd Hoffmann) ausgelöst wurde, schienen sich die 300 Gäste sowie 16 der 20 Aufsichtsratskandidaten (Willi Schulz, Werner Nicklaß, Professor Jörg Debatin und Oliver Koehler fehlten entschuldigt) einig zu sein.

Erst als Ingo Thiel, alphabetisch als vierter und somit letzter Supporters-Kandidat auf der Bühne, fertig war, regte sich kurzweilig Missmut. Allerdings im eigenen Lager. "Ihr habt monatelang die Entlassung von Vorstandsboss Bernd Hoffmann gefordert, den Vorstand durchweg kritisiert - jetzt seid ihr auf Kuscheltour. Seid ihr zum Zwecke der Wahl schon zum Politiker mutiert?", wollte ein Supporter wissen, während ein zweiter alle vier Kandidaten attackierte und ihren angeblichen Sinneswandel gegenüber der Vereinsführung als "enttäuschend" bezeichnete.

Zwei Aufreger in drei Stunden harmonischer Sitzung, die teilweise humoristische Züge annahm. Ian Karan, einer der vier Kandidaten aus dem von Ex-Aufsichtstsratsboss Udo Bandow aufgestellten "Wirtschafts-Quartett", dankte zum Ende seiner Rede "allen drei Vorständen" - und vergaß den neu gewählten Ex-Supporters-Vorstand Oliver Scheel. Darauf aufmerksam gemacht, entschuldigte er sich mit den Worten: "Das tut mir Leid! Ich habe Katja Kraus vergessen..." Das Gelächter im Saal sowie aufbrandender Applaus waren dem sympathischen Unternehmer, der eine bekannte Nähe zu den Vorständen Hoffmann, Kraus und Dietmar Beiersdorfer pflegt, sicher.

Ebenso wie Sergej Barbarez, der sich erstmals dem Vereinsplenum stellte. Nervös versuchte der Bosnier seine Beweggründe darzustellen, kaprizierte sie am Ende immer wieder auf seinen große Liebe zum Verein. "Irgendwann in den sechs Jahrenh als Profi beim HSV habe ich festgestellt, dass dies mein Verein ist. Auch wenn ich gern die zwei Jahre in Leverkusen gespielt habe - den HSV, die Fans und die Raute hatte ich immer in meinem Herzen." Pathetische Ausführungen, die ihre Wirkung nicht verfehlten.

"Ich glaube, das war heute eine sehr gute Veranstaltung - keiner der Kandidaten hat sich heute besonders hervorgetan oder vergeigt", war sich Kandidat, aktueller Aufsichtsrat und Ex-Präsident Ronald Wulff sicher, "das wird eine sehr spannende Wahl am 25. Januar." Für Jürgen Hunke stand nach den insgesamt drei Stunden im Elysee sogar fest: "Egal wer gewählt wird - es wird qualitativ hochwertig im Aufsichtsrat weitergehen."