Sportchef Frank Arnesen sprach am Mittwoch über einen zu großen Kader, neue Transfer-Parameter und Ausflüge zur Europameisterschaft.
Hamburg. Sommerpause in der Bundesliga. Das heißt nicht, dass Frank Arnesen nach seiner ersten Saison in Hamburg auch endlich einmal ein bisschen durchatmen kann. Ganz im Gegenteil. Der HSV-Sportchef ist in den letzten Tagen rastlos wie eh und je. Nicht nur die Transferprobleme seines Klubs halten den Dänen auf Trab. Wenn am Freitag in Polen und Ukraine die Europameisterschaft beginnt, wird sich Arnesen das Fußballfest nicht entgehen lassen. Insgesamt acht Spiele will er sich anschauen: „Dazu pendle ich zwischen Hamburg und Polen."
Unbeschwert Zuschauen ist für ihn nicht möglich. Zu groß ist der Aktenstapel, der sich derzeit auf dem heimischen Schreibtisch türmt. Die Profile interessanter Spielern häufen sich, Arnesen muss zusammen mit der Scouting-Abteilung den Durchblick behalten.
Dirk Kuyt, Hamit Altintop, David Abraham. Die Liste der potenziellen Neuzugänge ist lang. Vom Niederländer Kuyt handelten sich die HSV-Bosse in der Vorwoche einen Korb ein. Altintop, das unterstrich Arnesen am Mittwoch, ist nur außerhalb der Geschäftsstelle an der Imtech-Arena ein Thema. Ernsthaftes Interesse bestünde nicht.
Der Dritte im Bunde, David Abraham, möchte nach wie vor in der kommenden Saison die Raute tragen. Sein Vorvertrag mit dem FC Getafe erschwert das allerdings maßgeblich. „Wir sind bereit, für ihn zu bezahlen“, signalisierte Arnesen Gesprächsbereitschaft. Die kolportierten drei bis vier Millionen Euro, die die Spanier aber haben wollen, ist man beim HSV nicht zu zahlen bereit.
Ein weiterer Name, der in den vergangenen Tagen und Wochen durch den Volkspark geisterte, war der von Hakan Calhanoglu. Der 18-jährige offensive Mittelfeldmann des Zweitliga-Absteigers Karlsruher SC passt jedoch nicht (mehr) ins Anforderungsprofil des HSV. „Wir haben genug talentierte Leute. Was wir suchen, sind ältere, erfahrene Spieler“, umriss Arnesen die (neuen) Parameter seiner Suche.
Unbeschwertes Einkaufen gibt es in der Ägide des Dänen nicht. Das lässt das klamme Konto des Klubs nicht zu. Der Sportchef betonte zudem noch einmal, dass er die kommende Spielzeit mit einem 21-köpfigen Kader und drei Torhütern angehen will. Im Klartext: Das Ausmisten beim jetzigen Personal muss noch weiter gehen. Mladen Petric, David Jarolim und Co. sind nicht die Letzten, die von der Gehaltsliste verschwunden sein sollen. Erste Streichkandidaten sind Muhamed Besic, sowie die Rückkehrer Lennart Sowah (verliehen an den FC Millwall) und Macauley Chrisantus (FSV Frankfurt).
Ob dagegen Nachwuchs-Hoffnung Zhi Gin Lam schon im Sommer für ein Jahr verliehen wird, ließ Arnesen am Mittwoch noch offen. Der Stern des Deutsch-Chinesen war Ende 2011 während Rodolfo Cardosos Gastspiel auf der HSV-Trainerbank aufgegangen. Unter Thorsten Fink wurde der Mittelfeldmann dann allerdings kaum noch berücksichtigt. „Es kann sein, dass wir ihn erst im Winter verleihen“, sagte Arnesen zu dieser Personalie.
Bei anderen Spielern wäre er froh, wenn ein bisschen mehr Dynamik in die Transferbereitschaft käme. „Kein Spieler hat mir gegenüber geäußert, dass er den Klub verlassen möchte“, erklärte Arnesen sein Dilemma. Lediglich zur Person Jaroslav Drobny habe es Gespräche gegeben – jedoch nie ein Angebot. Er habe einzig fünf Tage später die Benachrichtigung bekommen, dass man sich für einen anderen Torhüter entschieden habe. Dieser „Andere“ war Tom Starke, der Interessent der FC Bayern München.
Zwei aktuelle HSV-Profis, die nach dem Gusto des Sportchefs auch in der Zukunft noch das Trikot mit der Raute tragen sollen, sind Tolgay Arslan und Marcell Jansen. Mit beiden Spielern gehe es in Sachen Verlängerung der Arbeitspapiere nur noch um letzte Details. Es wären zwei kleine Häkchen auf einer langen To-do-Liste.