Évian-les Bains. Barcelona-Star Rakitic appelliert an die Funktionäre. Uefa ermittelt auch nach Cristiano Ronaldos Selfie mit einem Flitzer.
Kroatiens Star Rakitic fürchtet Ausschluss von der EM
Kroatiens Spielmacher Ivan Rakitic (FC Barcelona) hat an den europäischen Fußball-Verband Uefa appelliert, seine Mannschaft nach den Fan-Ausschreitungen vom Freitag nicht von der EM in Frankreich auszuschließen. „Ich hoffe, dass die Uefa eines versteht: Wir möchten unseren Traum hier weiterleben. Und das ist, am Dienstag gegen Spanien zu spielen und danach in die nächste Runde einzuziehen“, sagte Rakitic. Noch am Sonnabend nahm die Uefa Ermittlungen auf, für diesen Montag kündigte der europäische Verband eine Entscheidung seiner Disziplinarkommission an. Durch das Abschießen von Feuerwerkskörpern und wüste Tribünen-Schlägereien untereinander hatten die Anhänger für eine Unterbrechung des EM-Spiels gegen Tschechien (2:2) gesorgt. Der kroatische Verband HNS entschuldigte sich für „das Verhalten dieser Hooligans“. Kroatiens Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic sprach sogar von „Staatsfeinden“.
Portugal nur unentschieden – auch Island vergibt Sieg
Schweden trainieren ohne Ibrahimovic
Die schwedische Fußball-Nationalmannschaft hat ihre EM-Trainingseinheit am Sonntag in Saint-Nazaire ohne Kapitän Zlatan Ibrahimovic und Kim Källström absolviert. Sowohl der Stürmerstar der Skandinavier als auch der Mittelfeldroutinier arbeiteten zwei Tage nach dem 0:1 gegen Italien individuell. Beide seien nicht verletzt, betonte ein Sprecher.
Im entscheidenden Gruppenspiel um den erhofften Einzug ins Achtelfinale gegen Belgien am Mittwoch wollen sich die Schweden nicht nur auf Ibrahimovic als alleinigem Heilsbringer verlassen. „Natürlich müssen wir ihn noch stärker miteinbeziehen, aber das kann nicht der einzige Fokus sein“, versicherte Verteidiger Pontus Jansson vor dem öffentlichen Training.
Baggert Pep Guardiola jetzt an Toni Kroos?
Aufregung beim deutschen Nationalteam: Weltmeister Toni Kroos (26) steht angeblich auf der Wunschliste von Manchester City ganz oben. Wie der englische "Express" berichtet, hat das neue Team des ehemaligen Bayern-Trainers Pep Guardiola für den Mittelfeldspieler von Champions-League-Sieger Real Madrid 48 Millionen Euro Ablösesummen geboten. Kroos steht bei den Königlichen noch bis 2020 unter Vertrag. Bei Manchester würde Kroos, der Guardiola bereits aus seiner Zeit bei Bayern bestens kennt, auf Ilkay Gündogan treffen. Der 25-Jährige wechselt zur neuen Spielzeit von Borussia Dortmund zu den Citizens.
Cristiano Ronaldo total verschossen
Erst den Elfmeter ver-, dann ein Selfie geschossen: Portugals Superstar Cristiano Ronaldo (Real Madrid) hat irgendetwas Seltsames an sich bei dieser EM. Auch ARD-Experte Mehmet Scholl sagte: "Da ist was im Busch." Eine Verletzung? Eine Affäre? Als nach dem 0:0 gegen Österreich ein Fan auf den Rasen stürmte, hielt Ronaldo zunächst die Ordner zurück und verhielt sich ganz und gar nicht wie ein unnahbarer Superstar.
Ronaldo wartete eine gute halbe Minute lang geduldig, bis der vor Aufregung zitternde junge Mann bei seinem Handy endlich die Kamerafunkion eingeschaltet und ein Selfie gemacht hatte. Auch währenddessen hielt der Portugiese, der den Sieg durch einen Elfmeterschuss an den Pfosten vergeben hatte (79.), immer wieder die Ordner davon ab, den Flitzer abzuführen. Erst als das Foto endlich gelungen war, ging er vom Rasen.
Doch der Spott über Ronaldo im Internet, bei Twitter und in den anderen, sogenannten "sozialen" Netzwerken ist groß. Er polarisiert mit seiner Art. „CRZero“ (CRNull), titelte etwa die brasilianische Zeitung „Globo“. Dass er mit jetzt 128 Länderspielen zum alleinigen Rekordhalter seines Landes aufstieg und mit 16 Einsätzen auch in der EM-Historie zu dem Franzosen Liliam Thuram sowie dem Niederländer Edwin van der Sar aufschloss, war für ihn kein Trost.
Die Uefa wird wegen des Selfies mit Superstar Cristiano Ronaldo ein Disziplinarverfahren gegen Portugals Verband eröffnen. Das sagte ein Sprecher der Europäischen Fußball-Union der Deutschen Presse-Agentur. Demnach müssen die Portugiesen wohl mit einer kleineren Geldstrafe rechnen.
Zlatan Ibrahimovic ist zornig
Bei Zlatan Ibrahimovic wächst der Zorn, denn den Schweden droht wie schon 2008 und 2012 das EM-Vorrunden-Aus. „Ein zentraler Stürmer braucht mehr Unterstützung von den Flügeln“, kritisierte Nationaltrainer Erik Hamrén die Offensivkollegen von Ibrahimovic nach dem 0:1 gegen Italien. „Zlatan bleibt für mich einer der größten Stürmer, die ich kennengelernt habe. Er ist ein Gewinner, und wenn er enttäuscht ist, dann kann das sicher jeder akzeptieren und verstehen. Denn wir alle sind enttäuscht.“
Facebook: Kroatische Ultras bereiten sich auf neue Randale vor
Der Präfekt des Départements Loire hat die Europäische Fußball-Union Uefa heftig angegriffen. In der "L’Equipe" pestete Evence Richard angesichts der Vorfälle bei Tschechien–Kroatien (2:2) in St. Etienne: "Die Uefa ist für die Sicherheit in den Stadien zuständig. Es haben 150 bis 200 Ordnungskräfte gefehlt. Die Eingangstore wurden mit 30 Minuten Verspätung geöffnet. Ein Zugang blieb die ganze Zeit verschlossen. 2000 bis 3000 Fans haben ihren Platz erst nach Anpfiff erreicht." Miroslav Markovic, Sicherheitsbeauftragter des kroatischen Verbandes, verweist darauf, er habe Uefa und Polizei mit präzisen Zeitangaben (85. Minute) auf geplante Ausschreitungen hingewiesen. Die offensichtlich laxen Kontrollen lassen die Behörden schon Schlimmes für das Spiel Kroatien vs. Spanien am Dienstag in Bordeaux befürchten.
Wüste Schlägereien bei Kroatien vs. Tschechien
Auf einer Facebook-Seite der kroatischen Ultras wurden schon ein Stadionplan von Bordeaux mit ihren Plätzen und den besten Vorschlägen für das Reinschmuggeln von Feuerwerkskörper verbreitet.
Top-Quote für Portugal gegen Österreich
Mehr als jeder dritte Fernsehzuschauer schaut die Live-Übertragungen der Europameisterschaft. Am Sonnabend brillierte die ARd beim Spiel Portugal-Österreich (0:0) mit einer Einschaltquote von 38,9 Prozent und 11,29 Millionen Zuschauern. Ähnlich sah es bei den früheren EM-Spielen des Tages aus: Das Unentschieden von Island und Ungarn (1:1) sahen 7,83 Millionen Menschen (39,5 Prozent), den 3:0-Sieg von Belgien gegen Irland schalteten 5,43 Millionen Zuschauer ein (37,3 Prozent). Die Public-Viewer in Kneipen und Bars kommen bei diesen Werten noch oben drauf.
Die anderen Sender kommen gegen die Übermacht des Fußballs nicht an. Am besten schlug sich im Abendprogramm noch das ZDF mit dem Krimi „Kommissarin Heller - Der Beutegänger“ um eine ermordete Joggerin. Den Ermittlungen von Winnie Heller (Lisa Wagner) folgten 4,24 Millionen Menschen (15,0 Prozent).
Sponsoren-Termin: Alaba und Co. irren durch die Nacht
David Alaba (FC Bayern München) und seine Kollegen von der österreichischen Nationalmannschaft haben nach dem 0:0 gegen Portugal eine nächtliche Odyssee erlebt. Erst gegen fünf Uhr in der Früh hätten die "Burschen" am Sonntag ihr Teamhotel in Mallemort erreicht, berichtete die Boulevardzeitung "Österreich". Nach dem Spiel im Pariser Prinzenpark ging es zunächst zu einem Sponsorentermin in Méry-sur-Oise 30 km nordwestlich der französischen Hauptstadt. Dort unterhält der österreichische Verband ÖFB seine "Fußball-Botschaft". Um 3 Uhr machte sich der Tross auf zum rund 20 km entfernten Flughafen. Geplante Ankunftszeit in Avignon war um kurz nach 4 Uhr, dann standen weitere 40 Minuten Busfahrt ins Quartier an.
EM-Aus für Tomas Rosicky
Die tschechische Nationalmannschaft muss im weiteren Turnierverlauf ohne ihren Star Tomas Rosicky (35) auskommen. Der frühere Profi des Bundesligisten Borussia Dortmund hat im Spiel am Freitag gegen Kroatien (2:2) ohne Einwirkung eines Gegenspielers eine Muskelverletzung erlitten. Am Sonnabend wurde vom tschechischen Verband das Turnier-Aus für den Mittelfeldmann vom FC Arsenal verkündet. Ob und wo er seine karriere fortsetzt, ist noch unbekannt.
Gabor Kiraly baut seinen Alters-Rekord vor Lothar Matthäus aus
Der ehemalige Bundesliga-Torhüter Gabor Kiraly hat seinen Rekord als ältester Spieler der EM-Geschichte weiter ausgebaut. Beim 1:1 der ungarischen Fußball-Nationalmannschaft gegen Island war der Keeper 40 Jahre, 2 Monaten und 17 Tage alt. Zweiter im Ranking ist der deutsche Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (39 Jahre, 2 Monate und 30 Tage). In die Top Ten stieß der Isländer Eidur Gudjohnsen mit 37 Jahren, 9 Monaten und 3 Tagen vor. Er ist nun Zehnter. Auf Platz sechs rangiert Jens Lehmann (EM 2008) mit 38 Jahren 7 Monaten, 19 Tagen vor Gianluigi Buffon (Italien, 13. Juni 2016; 38 Jahre, 4 Monate, 16 Tage).
Italiens Nationaltrainer Conte: Alle müssen blau sein
Italiens Nationaltrainer Antonio Conte (46) wünscht sich mehr Unterstützung der Fans für die Squadra Azzurra. "Ich will, dass bei unseren nächsten Spielen alle Fans blau tragen. Es muss nicht das Originaltrikot sein. Von mir aus nehmt ein einfaches blaues T-Shirt", sagte Conte, der mit Italien als Gruppenerster in das EM-Achtelfinale eingezogen ist. Gegen Schweden (1:0) in Toulouse seien 9000 Anhänger dabei gewesen, "aber wir haben sie nicht gesehen", meinte Conte.
EM-Taktik: Wo bleibt die Revolution?
Der frühere Nationaltorwart Jens Lehmann ist vom bisherigen EM-Verlauf enttäuscht. „Fußballerisch sieht man bei dieser EM keine Revolution. Auch taktisch wird in den Spielen kaum etwas geboten“, sagte der 46-Jährige der „Bild am Sonntag“. Die Gruppenphase belegt Lehmann zufolge, dass frühere Außenseiter-Teams inzwischen jetzt „auch so spielen wie die großen Nationen“. Nach Beobachtung des Ex-Torwarts führt die ähnliche Taktik der meisten Teams zu unattraktiven Spielen. „Viele Mannschaften verteidigen mit fünf Spielern und noch einmal vier Spielern davor. Ein Stürmer steht vorn allein im Angriff und wartet auf die Bälle“, sagte Lehmann.