Liverpool/Hamburg. Der Trainer aus dem Schwarzwald schafft Historisches in der Premier League. Liverpooler feiern den Titel und ignorieren Corona.

Liverpool hatte bislang die Fab Four, die im Jahr 2020 jetzt zu den fabelhaften Fünf werden: John, George, Paul und Ringo – und Kloppo. Trainer Jürgen Klopp hat sich durch den Gewinn der englischen Premier League mit dem FC Liverpool neben den Beatles zu einem weiteren Helden der Stadt katapultiert. Dabei musste der gebürtige Schwarzwälder Klopp, der bereits mit Borussia Dortmund zweimal Meister wurde und mit Liverpool die Champions League gewann, sich nicht einmal vom Sofa erheben, um den Titel inoffiziell überreicht zu bekommen.

"Eine Maschine auf ihrem Höhepunkt", schreibt der "Guardian" über den FC Liverpool in der Regentschaft Klopps. Höhepunkt hieße jetzt also: Die erste Meisterschaft seit 30 Jahren (die 19. insgesamt, nur Manchester United hat mit 20 eine mehr) hat eine größere Bedeutung als der Gewinn der Champions League 2019. Klopps Versprechen vom Donnerstag, dass das erst der Anfang einer Erfolgsserie für sein Team sei, das seien "schlechte Nachrichten" für die Konkurrenten der Premier League, schrieb der "Daily Mirror".

Jürgen Klopp weinte – Fans feiern trotz Corona

Jürgen Klopp ist mit dem FC Liverpool englischer Meister geworden. Die Reds haben seit 30 Jahren den ersten nationalen Titel geholt, sie gewannen mit Klopp 2019 die Champions League.
Jürgen Klopp ist mit dem FC Liverpool englischer Meister geworden. Die Reds haben seit 30 Jahren den ersten nationalen Titel geholt, sie gewannen mit Klopp 2019 die Champions League. © dpa

Und Klopp selbst? Er heulte. Dass der als Fußballprofi mittelmäßig begabte, aber als Trainer bei Mainz 05, Borussia Dortmund und jetzt in Liverpool herausragend erfolgreiche Experte und Motivator Klopp nah am Wasser gebaut ist, das wissen die Beobachter schon lange. „Was soll ich sagen, es ist ein unglaublicher Moment“, sagte Klopp unter Tränen nach seinem historischen Triumph mit dem FC Liverpool. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so fühlen würde.“

Die Anfield Road bebte. Trotz Versammlungsverbots wegen der Corona-Pandemie strömten am Donnerstagabend Tausende Fans zum Stadion und feierten den ersten Meistertitel seit 30 Jahren dicht gedrängt und mit Pyrotechnik. Die 1:2-Niederlage von Manchester City beim FC Chelsea machte den lang ersehnten Titel für Liverpool perfekt. Klopp wurde also praktisch "auf der Couch" beim Zusehen Meister. Doch dieses Etikett wird der Mannschaft nicht gerecht, die bislang 28 von 31 Ligaspielen gewann.

Schon lange vor dem Abpfiff der Partie in London tauchten in Liverpool die ersten Fans am Stadion Anfield auf, schwenkten ihre Fahnen und zündeten rotes Leuchtfeuer. Wegen der Coronavirus-Pandemie hatte die Stadt vor einer Party gewarnt. Auch Klopp mahnte: „Feiert gerne zu Hause mit Bier, aber bleibt zu Hause.“ Die Fans hielten sich natürlich nicht daran.

Corona-Krise: Klopp und Mannschaft verfolgen Manchester City auf Hotelterrasse

Klopp und sein Starensemble um Mohamed Salah, Sadio Mané und Virgil van Dijk hatten das Man-City-Spiel gemeinsam auf der Terrasse eines Hotels in Liverpool geschaut. „Wir sind in einer Blase“, sagte Klopp. „Abgesehen von dieser Feier machen wir heute Abend nichts. Wir fahren zum Trainingsgelände und dann nach Hause, das ist alles.“ Kurz darauf musste der Coach das Interview abbrechen, weil er in Tränen ausbrach.

Auch Teamkapitän Jordan Henderson hatte feuchte Augen. „Einmalig“, schwärmte er. „Ich freue mich so sehr für all die Jungs, für die Fans, den gesamten Club, die Stadt. Ich bin ein bisschen überwältigt gerade, es ist ein tolles Gefühl. Und ich bin einfach so stolz auf das, was wir erreicht haben.“

Selbst Kenny Dalglish mit Tränen in den Augen

Sogar Liverpools Vereinslegende Kenny Dalglish, der letzte Trainer, der den Meistertitel nach Anfield holte, hatte bei einer Liveschalte des Senders BT Sport Tränen in den Augen und schwärmte von Klopp. „Er ist einfach fantastisch und verkörpert alles, wofür Liverpool steht“, lobte Sir Kenny und scherzte: „Wenn damals jemand gesagt hätte, dass es 30 Jahre dauert, wäre der eingesperrt und gevierteilt worden.“

Dauerrivalen in der Premier League: Jürgen Klopp (l., FC Liverpool) und Pep Guardiola (Manchester City).
Dauerrivalen in der Premier League: Jürgen Klopp (l., FC Liverpool) und Pep Guardiola (Manchester City). © Picture Alliance

Ex-Liverpool-Profi Steven Gerrard – inzwischen Trainer der Glasgow Rangers, aber immer noch Liverpool-Fan – gratulierte auf Instagram. „Unglaubliche Leistung einer fantastischen Mannschaft von Topspielern, angeführt von einem Weltklasse-Trainer“, schrieb Gerrard. „Lasst die Party beginnen.“

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Pep Guardiola von Manchester City, schon mit Bayern München Rivale von Klopp in der Bundesliga, sagte: „Glückwünsche an Liverpool, an den Trainer, die Spieler und die Fans. Sie haben es verdient. Ein toller Champion.“