Nur 28.000 Karten wurden für das WM-Quali-Spiel heute gegen die Färöer in Hannover verkauft - DFB will nun Ticketpreise überdenken.
Barsinghausen. Joachim Löws Assistenztrainer Hansi Flick gehört zu den wenigen Glücklichen, die für die Länderspiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft keinen Eintritt bezahlen müssen, sondern im Gegenteil für das Begutachten der DFB-Auftritte sogar ein Gehalt beziehen. Kein Wunder also, dass ihn die Frage nach den überteuerten Kartenpreisen kalt erwischte. "Ich weiß gar nicht, wie teuer unsere Tickets sind", gestand Flick freimütig ein.
+++ Kapitän Lahm vor Färöer-Spiel: "Unser Anspruch ist der Titel" +++
Bis zu 80 Euro in der besten Kategorie auf der Haupttribüne der AWD-Arena in Hannover hatte der Deutsche Fußball-Bund für das heutige erste WM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer (20.45 Uhr, live ZDF) aufgerufen. Zum Vergleich: Für Top-Spiele in der Bundesliga verlangt Hannover 96 in der gleichen Kategorie 52 Euro. Selbst in mittleren Kategorien beträgt die Differenz noch 20 Euro.
Die Hochpreis-Politik - für die Partie in Stuttgart gegen Argentinien hatte der Verband in Stuttgart sogar bis zu 100 Euro eingefordert - blieb nicht ohne Folgen. Gerade einmal 28.000 Tickets konnte der DFB im Vorverkauf absetzen, was auch in der Frankfurter Zentrale für Diskussionen sorgte. "Wir müssen uns mit dem Thema auseinandersetzen", bestätigte Jens Grittner, der neue Pressesprecher der Nationalmannschaft. "Es ist immer wieder eine Herausforderung, Spiele der Nationalmannschaft ausverkauft zu bekommen. Es ist dabei immer auch eine Frage des Standorts und des Gegners." Grittner wies darauf hin, dass man die Preise im Vergleich zum WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden in Berlin (16.10.) bereits nach unten angepasst habe.
+++ Warnsignal für den DFB +++
Dass heimische Partien der DFB-Auswahl hinsichtlich des Zuschauer-Zuspruchs aber längst kein Selbstgänger mehr sind, zeigt die jüngste Vergangenheit. So kamen 2011 zum Test gegen Australien gerade einmal 30 152 Zuschauer in den Mönchengladbacher Borussia-Park. Auch gegen die Halbprofis von den Schafsinseln dürfte diese Marke kaum überschritten werden.
Unter den Deutschland-Fans eine neue Welle der Euphorie zu entfachen, was nebenbei auch für volle Stadien sorgen würde, ist für das Team von Bundestrainer Joachim Löw offensichtlich alles andere als ein Automatismus, schließlich sind die DFB-Anhänger erfolgsverwöhnt, die Ansprüche sind enorm gestiegen und werden selbst von den Nationalspielern nach außen getragen. "Wir können uns, nachdem wir bei den vergangenen vier Turnieren immer mindestens ins Halbfinale vorgestoßen sind, nicht hinstellen und als Ziel formulieren, dass wir ins Viertelfinale wollen", sagte Kapitän Philipp Lahm, "nein, wir sagen: Wir wollen Weltmeister werden." Der Weg dorthin sei allerdings lang und steinig, betonte der DFB-Kapitän: "Es gibt keine Garantien, dass wir dieses hohe Ziel auch erreichen."
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Der Auftakt einer neuen Qualifikationsrunde nach einer EM- oder WM-Endrunde ist immer auch eine Zäsur. Nachdem Löws Team bei der WM 2010 mit ihrer Unbekümmertheit für Furore gesorgt hatte, bewältigte die DFB-Elf mit zehn Siegen quasi mühelos die EM-Qualifikation, scheiterte aber bei der EM an den eigenen Ansprüchen und fiel im Halbfinale gegen Italien bei der Reifeprüfung für den Titel durch.
Löw hat in diesen Tagen angekündigt, wie er sein Team trotz des bereits erreichten hohen Niveaus weiterentwickeln, fit für den vierten WM-Titel machen will. Vom "letzten Schritt", der noch zu gehen ist, war häufig die Rede. Taktisch hat Löw intensiv das aggressive Pressing üben lassen, das den Dortmunder zweimal zum Titel verhalf.
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Wirklich neu ist dieses Mittel international nicht, zugleich aber alternativlos. Schließlich haben sich die Gegner längst auf die Offensivkraft des deutschen Teams eingestellt und agieren wie Portugal bei der EM viel defensiver, die Räume für die Offensivspieler sind viel kleiner geworden. Der zusätzliche Schuss Aggressivität soll den Spielern zu mehr Dominanz verhelfen, die bei den vergangenen Turnieren in den entscheidenden K.-o.-Spielen fehlte.
Aber auch einer personellen Erneuerung versucht der Bundestrainer neue Reize zu setzen. So erhielten die Dortmunder Marco Reus und Marcel Schmelzer eine Einsatzgarantie. Reus dürfte Lukas Podolski, der eine schwache EM spielte, zunächst auf die Bank verdrängen. Für den Platz neben Sami Khedira bewirbt sich neben Leverkusens Lars Bender mit Ilkay Gündogan ein weiterer Dortmunder, der für die Strategie des frühen Attackierens steht. Weniger Aggressivität ist beim DFB offensichtlich nur bei den Ticketpreisen angesagt.
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen
Deutschland: 1 Neuer (Bayern München/26 Jahre/31 Länderspiele) - 16 Lahm (Bayern München/28/91), 5 Hummels (Borussia Dortmund/23/20), 14 Badstuber (Bayern München/23/26), 3 Schmelzer (Borussia Dortmund/24/7) - 15 Lars Bender (Bayer Leverkusen/23/10), 6 Khedira (Real Madrid/25/33) - 13 Müller (Bayern München/22/33), 8 Özil (Real Madrid/23/39), 21 Reus (Borussia Dortmund (23/9) - 11 Klose (Lazio Rom/34/122). - Trainer: Löw.
Färöer: Nielsen (Manchester City/25/8) - Naes (Valur Reykjavik/25/24), Faerö (Forfar Athletic/22/1), Baldvinsson (Aalgaard FK/22/6), Justinussen (NSI Runavik/23/6) - Benjaminsen (HB Torshavn/34/69), Hansson (HB Aalborg BK/20/1) - Samuelsen (HB Torshavn/27/37), Suni Olsen (B36 Torshavn/31/45), Holst (Silkeborg IF/30/30) - Edmundsson (Viking Stavanger/21/14). - Trainer: Olsen.
Schiedsrichter: Robert Madden (Schottland)