“Das ist eine Entwicklung, die uns im DFB beunruhigt“, sagte Bierhoff zum Fall Pezzoni. Der Profi hatte beim 1. FC Köln gekündigt, weil er von Fans bedroht wurde.
Düsseldorf. Oliver Bierhoff blickt zuversichtlich auf die am Freitag beginnende WM-Qualifikation der deutschen Nationalmannschaft. „Wir müssen damit rechnen, dass es kein Spaziergang wird, sondern ein hartes Stück Arbeit. Aber das sind unsere Ansprüche. Damit müssen wir umgehen. Es ist gut für unsere Motivation, dass wir hohe Ziele haben“, sagte der Nationalmannschaftsmanager auf einer Pressekonferenz am Dienstag in Barsinghausen.
Laut Bierhoff wurde die EM mit dem Aus gegen Italien im Halbfinale aufgearbeitet. „Irgendetwas hat gefehlt, sonst wären wir ins Finale gekommen oder hätten den Titel geholt. Diese Erkenntnisse müssen wir mitnehmen. Es ist unsere Aufgabe für die nächsten zwei Jahre Richtung Brasilien, die letzten Prozentpunkte herauszuholen“, ergänzte Bierhoff.
Der frühere Nationalstürmer verurteilte am Dienstag zudem die jüngsten Entgleisungen von Fußball-Fans gegen den Kölner Kevin Pezzoni oder dem Wolfsburger Neuzugang Emanuel Pogatetz scharf. „Das ist eine Entwicklung, die uns im DFB beunruhigt“, sagte Bierhoff und fügte hinzu: „Das dürfen wir nicht aufkommen lassen. Wichtig ist, dass es einen Schulterschluss zwischen dem Fußball, der Politik, der Sicherheit und den Fans gibt. So etwas wollen wir im Fußball nicht sehen.“
Pezzoni, der inzwischen seinen Vertrag aufgelöst hat, war vor der eigenen Haustür und im Internet Gewalt angedroht worden. Pogatetz war beim Derby zwischen Wolfsburg und seinem Ex-Klub Hannover am Sonntag von den 96-Fans auf übelste Weise beschimpft worden.
Bierhoff erlebte ähnliche Situationen in seiner Zeit als Profi in Italien. „Das sind eigentlich keine Fans, das sind Kriminelle, die entsprechend beobachtet und verfolgt werden müssen“, unterstrich der einstige Kapitän der Nationalmannschaft. „Da muss man sich ernsthaft Gedanken machen, wie man so etwas in Zukunft vermeidet“, ergänzte Bundestrainer Joachim Löw im ARD-Hörfunk. „Es ist kein leichter Fall, man darf es nicht banalisieren“, warnte Bierhoff.
„Das ist eine schlimme Sache, wenn man von den Fans so weit getrieben wird“, meinte Nationalspieler André Schürrle. Das habe mit der Sache des Sport überhaupt nichts zu tun: „Da macht man sich schon seine Gedanken“, sagte der Offensivmann von Bayer Leverkusen. Der 1. FC Köln war gegen die Facebook-Einträge vorgegangen, hatte die Polizei eingeschaltet. Wegen der Vorfälle hatten sich Pezzoni und der FC auf eine kurzfristige Vertragsauflösung geeinigt.
„Respekt spielt eine große Rolle“, verwies Torhüter Ron-Robert Zieler auf eine Grundvoraussetzung im Umgang von Profis und Fans. „Es ist sehr schade, das es anscheinend immer aggressiver wird. Wir müssen versuche, das zu stoppen“, schloss der Hannoveraner vor dem Länderspiel gegen die Färöer in seiner Heimatstadt an.
Mit Material von sid, dpa und dapd