Sebastian Vettel ist wieder „zu Hause“. An der Rennstrecke in Yeongam in Südkorea hatte der Heppenheimer am Donnerstag seinen ersten richtigen Arbeitstag als zweimaliger Weltmeister.

Yeongam. Um 10.45 Uhr betrat Formel-1-König Sebastian Vettel wieder sein Reich, doch auch an seinem ersten richtigen Arbeitstag als zweimaliger Weltmeister gönnte sich der 24-Jährige keine Extrawurst. „Ich bin am Morgen angekommen und habe an der Streckenbegehung teilgenommen. Es gab nichts Besonderes, alles war wie immer“, sagte Vettel im Fahrerlager von Yeongam dem Sport-Informations-Dienst (SID) und fügte lächelnd hinzu: „Unseren Spaß hatten wir ja bereits am Sonntag.“

Bei der Rückkehr an die Rennstrecke vier Tage nach dem Titeltriumph von Suzuka hatte Vettel gleich wieder seinen normalen Arbeitsrhythmus gefunden: Streckenbegehung, Technik-Meeting, Rennvorbereitung, dazu noch die obligatorische Pressekonferenz für den Großen Preis von Südkorea am Sonntag (8.00 Uhr MESZ/RTL und Sky), bei der er natürlich auch noch einmal von seiner WM-Party mit Karaoke und Michael Schumacher erzählen musste.

Die verbleibenden vier WM-Läufe geraten für den alten und neuen Champion zu einem Schaulaufen. Dennoch lässt Vettel in seiner Konzentration nicht nach. „Natürlich ist die Meisterschaft entschieden, aber das ändert nichts an unserer Vorbereitung. Wir lieben es zu gewinnen, und entsprechend werden wir das Wochenende angehen“, meinte Vettel vor dem 16. WM-Lauf, bei dem Red Bull auch schon die Konstrukteurs-WM vorzeitig entscheiden könnte.

Mit der Strecke im Süden von Südkorea, wo die Veranstalter am Wochenende rund 200.000 Besucher erwarten, hat Vettel zudem noch eine Rechnung offen. Bei der chaotischen Premiere im Oktober 2010 war er zehn Runden vor Rennende in Führung liegend wegen eines Motorschadens ausgeschieden - Vettels bis dato letzter Ausfall. „Wir haben hier noch etwas gutzumachen“, sagte Vettel: „Die Strecke hat sich nicht wesentlich verändert. Es hat eine kleine Änderung im Bereich der letzten Kurve gegeben. Dadurch ist die Boxeneinfahrt jetzt besser sichtbar.“

Rund um die Strecke haben die Organisatoren allerdings nach wie vor viel Nachholbedarf. Die gesamte Infrastruktur genügt immer noch bei weitem nicht den extrem hohen Ansprüchen der Königsklasse. Vettel umschrieb die trostlose Umgebung höflich als „ein bisschen zu ruhig“. Eine Einschätzung, die offenbar auch Mercedes-Pilot Nico Rosberg teilt. „Es ist ein bisschen am Ende der Welt, aber toll gemacht. Ich mag die Strecke schon und denke, dass ich hier auch die Top-3-Fahrer ein wenig ärgern kann“, sagte Rosberg.

Möglichst weit nach vorne will auch wieder Michael Schumacher im zweiten Silberpfeil kommen. Der Rekordweltmeister, der zuletzt in Suzuka Rang sechs belegt hatte, sieht eine positive Entwicklung und kennt die Gründe: „Es ist eine Kombination aus mehreren Kleinigkeiten. Wir können immer öfter 100 Prozent aus unserem Auto herausholen“, erklärte der 42-Jährige.

Für Schumacher geht es dabei nicht vorrangig darum, vor Rosberg ins Ziel zu kommen. „Es mir nicht wichtig, ob ich vor oder hinter Nico bin. Für mich ist es wichtiger, dass Team voranzubringen. Wenn wir ganz vorne sind, dann muss man weitersehen“, sagte der Kerpener und ergänzte: „Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr die Lücke schließen und das Racing mit Sebastian enger gestalten können.“

Ein Gedanke, mit dem sich wohl auch Schumacher-Freund Vettel anfreunden könnte. „Ich würde mich freuen, wenn wir in Zukunft das Ganze mit Michael ausfechten könnten. Das wäre etwas Besonderes für uns beide“, sagte Vettel, bevor er am späten Nachmittag im Jogging-Tempo die Strecke nochmals in Augenschein nahm. Als dann gegen 22.00 Uhr rund um den Korean International Circuit am Gelben Meer langsam die Lichter ausgingen, hatte auch Vettel genug. Irgendwann ist halt auch für einen Weltmeister mal Feierabend.