Den WM-Titel hat der Red-Bull-Pilot bereits fast sicher. Deshalb läuft schon jetzt der Entwicklungs-Wettlauf der Teams für die neue Saison.
Suzuka. 294 Runden vor Saisonschluss lebt die Formel 1 schon für die Zukunft. Sebastian Vettels zweiter WM-Triumph ist nur noch Formsache, daher wird der Saison-Endspurt für die Königsklasse bereits zum Feldversuch für den nächsten Titelkampf. „Wir müssen die letzten fünf Rennen nutzen, als wären sie schon ein Test für 2012“, nannte Ferrari-Star Fernando Alonso vor dem Großen Preis von Japan das Motto für die Top-Teams.
So früh wie zuletzt 2004 bei Michael Schumachers siebtem Titel ist die aktuelle Saison abgeschrieben. Längst arbeiten alle WM-Aspiranten fast ausschließlich am neuen Auto. McLaren stellte in dieser Woche mit der Vertragsverlängerung für Jenson Button ebenso eine wichtige personelle Weiche wie kurz zuvor Mercedes GP mit der Verpflichtung der erfahrenen Ingenieure Aldo Costa und Geoffrey Willis. Und sogar das Ballyhoo für 2012 scheint schon eröffnet. „Ihr könnt mich nächstes Jahr stärker erwarten“, tönte Vettels erneut unterlegener Stallrivale Mark Webber vor der Reise nach Suzuka.
Auch sein Red-Bull-Team arbeitet eifrig an der Lernkurve. „Die Lektionen, die wir dieses Jahr gelernt haben, werden wir im kommenden Jahr anwenden“, versprach Teamchef Christian Horner. Der in der Branche als Wunder-Konstrukteur verehrte Adrian Newey schickte zudem eine klare Botschaft an die schon in diesem Jahr abgeschlagene Konkurrenz. „Das neue Auto wird alle überraschen“, meinte der Brite.
Red Bull will mit Überflieger Vettel vorzeitig verlängern
Das allerdings behauptet auch Ferrari-Chefdesigner Nikolas Tombazis. Der nächste Bolide aus der Scuderia-Werkstatt werde einen „Wow-Effekt“ auslösen, versicherte der Grieche. „Wir gehen aggressiver vor. Das ist das Ergebnis aus den Analysen der Niederlagen, die wir in den vergangenen Jahren einstecken mussten“, erklärte Tombazis und gestand: „Wir waren ein bisschen zu konservativ und haben uns einigen Entwicklungschancen verschlossen.“
Auch McLaren, derzeit stärkster Red-Bull-Rivale, drückt im Entwicklungsrennen aufs Tempo. Große Erwartungen setzt der britische Rennstall dabei in den aktuellen WM-Zweiten Button. Der Champion von 2009 sammelte in dieser Saison im internen Duell mit Rennrüpel Lewis Hamilton viele Pluspunkte und erhielt daher wenig überraschend vor dem Japan-Gastspiel einen neuen Mehrjahresvertrag.
„Das ist ein wichtiger Schritt für uns, weil es uns ein solide Basis gibt“, sagte Technikchef Paddy Lowe. Auf die Meinung des erfahrenen Button könne das Team bei der Konstruktion des neuen Autos vertrauen. Zudem stärkt McLaren mit dem von Williams verpflichteten Sportdirektor Sam Michael seine Führungsebene.
Neue Köpfe holte sich auch Mercedes für die schwierige Aufholjagd auf die Spitze ins Haus. Der Italiener Costa feierte einst mit Michael Schumacher fünf Ferrari-Titel, der Brite Willis kann ebenfalls auf lange Formel-1-Erfahrung verweisen. Beide sollen den bereits im April eingestellten Technik-Direktor Bob Bell unterstützen. „Das sind zwei Verstärkungen für unser Team, die wir auf dem Weg benötigen werden“, sagte Rekordchampion Michael Schumacher am Donnerstag in Suzuka.
Allerdings weiß Schumacher, dass der Weg zurück an die Spitze für ihn und Mercedes noch immer weit ist. „Ich gehe davon aus, dass wir die Lücke verkleinern können. Ich gehe nicht davon aus, dass wir sie schließen“, sagte der 42-Jährige. So leicht will schließlich auch Fast-Weltmeister Vettel seine Dominanz dieses Jahres nicht hergeben: „Wir wollen das Momentum mit in die nächsten Rennen nehmen – und sicherlich auch in die nächste Saison.“