Sebastian Vettel und Co. bringen ein halbes Jahr nach dem Atomunglück von Fukushima ein Stück Normalität zurück nach Japan. Der Sport dient der leidgeplagten Bevölkerung dabei als willkommene Abwechslung.
Suzuka. Das Lachen kehrt langsam zurück ins „Land des Lächelns“. Rund ein halbes Jahr nach dem verheerenden Tsunami und der folgenden Reaktorkatastrophe von Fukushima gastiert der Formel-1-Zirkus um Weltmeister Sebastian Vettel in Suzuka - ein Akt der Solidarität und ein Zeichen mit großer Symbolkraft für das japanische Volk. Sportveranstaltungen, wie auch die am Freitag in Tokio eröffnete Kunstturn-WM, können das Leid der betroffenen Bevölkerung zwar nicht nachhaltig lindern, sie bringen aber zumindest ein wenig Abwechslung.
„Das Rennen in diesem Jahr ist etwas Besonderes. Wir hoffen, dass wir ein Lachen ins Gesicht der Japaner zaubern und den vielen begeisterten Fans ein wenig Unterstüztung zurückgeben können“, sagte Vettel. Rund um den Großen Preis von Japan (Sonntag, 8.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) bringen die Verantwortlichen und Fahrer auf verschiedenen Wegen ihre Anteilnahme zum Ausdruck.
Vettel zeigt sich vor allem durch sein Helm-Designs mit dem Schicksal der Einheimischen verbunden. Die eigens für das Rennen gestaltete Kopfbedeckung ziert das Schriftzeichen „Kizuna“, das für Zusammenhalt steht.
Rekordweltmeister Michael Schumacher ist beeindruckt von der japanischen Mentalität. „Es ist imposant, wie die Menschen hier mit ihren Problemen umgegangen sind. Wir wollen dazu beitragen, dass Japan wieder positive Schlagzeilen schreibt“, sagte der siebenmalige Champion: „Ein Teil unserer Freude ist, dass wir auch anderen Menschen Freude bereiten können.“
Ebenso wie Vettel verzierte auch McLaren-Pilot Jenson Button seinen Helm mit einer Botschaft. Der Brite betonte seine besondere Beziehung zu Japan. „Ich habe eine japanische Freundin und fühle ich hier wie zu Hause, obwohl ich die Sprache kaum spreche. Die Menschen sind stark, das haben die Katastrophen gezeigt. Von ihnen können wir einiges lernen“, sagte Button, der mit dem Unterwäsche-Model Jessica Michibata liiert ist.
Am 11. März hatten der Tsunami und der Atomunfall Japan in eine vorübergehende Schockstarre versetzt. Auf dem Weg zurück zum Alltag übernahm auch der Sport eine wichtige Funktion. Im Sommer bescherte den Asiaten zunächst der überraschende Titelgewinn bei der Frauenfußball-Weltmeisterschaft in Deutschland einen unverhofften Glücksmoment.
Rund sechs Monate nach dem Unglück ist auch der internationale Spitzensport zurück in Japan. Am vorigen Wochenende hatten die Motorrad-WM in Motegi halt gemacht, seit Freitag wird in Tokio geturnt, unter anderem von Fabian Hambüchen. Der ehemalige Reck-Weltmeister ist ein Japan-Kenner und absolviert seit Jahren ein mehrwöchiges Sommertraining im Land der aufgehenden Sonne. Für ihn ist der Auftritt in Tokio auch „ein Akt der Solidarität gegenüber meinen japanischen Freunden, die sich seit Jahren vorbereiten und eine großartige Veranstaltung organisieren werden“.
Die Austragung des Formel-1-Rennens hat ebenfalls großen Symbolcharakter. „Wir waren alle bemüht, hierher zu kommen. Es gab grünes Licht und ich bin froh, dass wir hier sind. Vielleicht können wir damit ein Stück weit zur Normalität beitragen“, meinte Force-India-Pilot Adrian Sutil. „Hier gibt es mit die begeistertesten Fans überhaupt. Es ist eine Freude, hierher zu kommen“, sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug: „Ich glaube, dass es das richtige Zeichen ist, jetzt hierher zu kommen. Die Leute haben ihre Freude, und sie haben diese Freude auch verdient.“