Hamburg. Hamburger Segler arbeiten sich bei starkem Wind immer weiter nach vorne. Auch um Geheimniskrämerei einiger Konkurrenten ging es bei Vendée Globe.

Die extrem rauen Bedingungen im Pazifik waren Thema der sechsten Malizia Vendée Show:. Boris Herrmann fährt derzeit durch einen großen Sturm, der ihm und seinem Team Sorge bereitet. „Sendet ihm gute Gedanken und Nachrichten“, forderte Teammanagerin Holly Cova deshalb auch die Zuschauer gleich zu Beginn auf. . „Boris muss einen Kurs fahren, der bei Sturm durchaus gefährlich ist“, ergänzte Co-Skipper Will Harris.

Insgesamt gehe es in den kommenden Tagen für Herrmann darum, die richtige Balance zu finden. Da sei einerseits der Ehrgeiz, alles aus dem Boot herauszuholen, das richtige Wetter zu bekommen und zu den voraus liegenden Konkurrenten aufzuschließen. Andererseits müsse der Hamburger an die Sicherheit für sich und das Boot denken. „Nun hat er die Gruppe vor sich eingeholt, jetzt ist einiges drin“, so Harris.

Vendée Globe: Hamburger Segler Boris Herrmann arbeitet sich im Sturm nach vorn

Chris Pratt, der als Co-Skipper beim Ocean Race 2023 zum Team Malizia gehörte, war ebenfalls zugeschaltet. Gemeinsam diskutierten sie auch die Tatsache, dass einige Skipper sehr geheimnisvoll während des Rennens vorgehen würden. „Der eine oder andere hat im Zweifel Probleme und teilt es nicht mit“, so Soloseglerin Cole Brauer. Es gebe große Unterschiede in der Offenheit. „Und das ist eigentlich schade. Denn alle sollten gleich offen sein, das macht das Rennen doch aus.“

Pratt fügte hinzu: „Ich habe mich bei dem einen oder anderen Segler beim Blick auf den Tracker schon gefragt, ob er nicht Probleme hat mit der Technik oder den Foils.“ Allerdings sei derzeit alles reine Spekulation, „so lange sie es uns nicht mitteilen“. Harris erinnerte daran, dass bei der Vendée Globe einige der Konkurrenten mit defektem Foil, defekter Elektrik oder vielen kaputten Segeln in den Hafen eingelaufen wären. „Und all das war bis zum Einlaufen keinem bekannt, bis dahin war es ein Geheimnis.“

Unfall von Pip Hare beschäftigt alle Segler, berichtet Will Harris

Verständnis zeigten alle, gewisse Dinge aus taktischen Gründen zu verheimlichen. Denn es könne den Konkurrenten in der Nähe zu Manövern motivieren. „Boris kann allerdings nichts zurückhalten, er muss immer alles mitteilen“, so Holly Cova. Das sei sicherlich hier und da von Nachteil aus taktischen Gründen. „Aber es ist nun einmal seine Art und das ist auch gut so.“

Der Unfall von Pip Hare war ebenfalls Thema. „Er ist am schlimmsten Ort passiert, an dem es dir passieren kann“, sagt Pratt. Es sei unglaublich schade für Pip Hare, ergänzt Harris. Viele Skipper würden mit ihr fühlen und sich selbst um ihren Mast sorgen. „Als wir das um uns herum erlebt haben im Ocean Race, haben wir erst einmal unseren Mast untersucht“, so Harris weiter.

Die Flotte ist mittlerweile bis zu 7000 Seemeilen weit auseinander gezogen

Zum Schluss berichtete Harris noch, dass die Flotte mittlerweile extrem weit auseinander gezogen sei. Bis zu 7000 Meilen würden zwischen den Konkurrenten liegen, „ein halber Planet“. Während bei den einen Morgen sei, sei bei den anderen noch der Abend am Tag zuvor. Das sorge dafür, dass sie extrem unterschiedliche Bedingungen erleben würden. Kleine Gruppen hätten sich gebildet, „und in diesen Gruppen gibt es eigene kleine Wettkämpfe“.

Boris Herrmann hat sich Montagnacht auf Platz neun nach vorne gesegelt

Herrmann hat sich Montagnacht auf Platz neun hervorgearbeitet. Den Abstand zu dem Führenden Charlie Dalin konnte er auf knapp 900 Meilen verkürzen. Paul Meilhat liegt nur noch 30 Meilen vor ihm, Yannick Bestaven rund 80. Überholt hat er in der Nacht Sam Godchild.

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Dienstagmorgen sendete er ein neues Video von Bord, auf dem zu sehen ist, wie er durch den Sturm fährt. Das Großsegel habe er drei Mal gerefft, also verkleinert, vorne das kleinste Vorsegel gehisst. „Das ist ein eher ungewöhnlicher Anblick.“ Es gehe ihm aber gut, er habe eine gute Durchschnittsgeschwindigkeit von über 20 Knoten, so Herrmann von Bord. An Deck halte er sich allerdings nach Möglichkeit nur kurz auf um zu schauen, ob alles in Ordnung sei. „Es ist gut, dass ich drinnen sein kann. Er genieße den Komfort hier drinnen sehr.“