Hamburg. Der Hamburger glaubt nicht, dass er sich weit von seinen Verfolgern absetzen kann. Was ihn optimistisch stimmt.

Boris Herrmann hat sich über einen ersten kurzen Sonnentag im Südpolarmeer gefreut. „Heute konnte ich endlich mal wieder etwas da draußen sehen“, sagte der Hamburger Extremsegler am Dienstagabend. Das Licht habe dazu geführt, dass er seine Batterien mit Solar wieder habe laden können. Und die Sonne habe die Kabine von innen gewärmt. „Das war nach den dunklen nebligen Tagen wirklich schön.“

Seit kurzem rangiert Herrmann auf Platz zehn unter den Teilnehmern. Allerdings, so schränkt er ein, weiter absetzen werde er sich von seinen drei direkten Verfolgerinnen vermutlich erst einmal nicht. „Wir haben hier moderate Winde und Seegang, das ist für alle Schiffe gut.“ Es seien es schlicht keine speziellen Südpolarmeer-Bedingungen, in denen die Malizia – Seaexplorer besonders stark sei.

Vendée Globe: Boris Herrmann – Keine perfekten Bedingungen für die Malizia

„Leider haben wir während der ganze Vendée Globe noch nicht den Wind und die Welle gehabt, der uns besonders stark macht“, so Herrmann. Das sei im Südpolarmeer beim Ocean Race 2023 anders gewesen. „Damals konnten wir viel herausfahren.“

Erstaunt hat sich Herrmann über die Folgen des gebrochenen Foils seines Konkurrenten Sébastien Simon gezeigt. „Ich wundere mich, wie schnell er noch unterwegs ist, trotz dieses massiven Schadens“, so der Extremsegler. Glück im Unglück sei dabei vermutlich, dass das Steuerbordfoil getroffen habe. „Das wird er später im Atlantik vermutlich nicht brauchen.“ So sei es durchaus möglich, dass Simon noch ein gutes Ergebnis bei der Vendée Globe erzielen könne. Die Top Ten würden mit dem Handicap allerdings vermutlich schwer für ihn.

Boris Herrmann zollt dem Führenden Charlie Dalin großen Respekt

Große Anerkennung gab es von Herrmann insgesamt für die führenden Segler, die noch immer mehr als 1000 Seemeilen vor ihm fahren. „Es ist toll, wie die segeln.“ Besonders Charlie Dalin sei beeindruckend. „Ein großes Lob an dieser Stelle.“

Zufrieden sei er derzeit mit seinem eigenen Schlafrhythmus, berichtet Herrmann. Wenn viel los sei da draußen, komme er naturgemäß weniger zum Schlaf, bei ruhigen gleichmäßigen Winden schlafe er schon mal mehr. „Ich stelle mir Alarme ein für Winddrehungen und Windzunahmen.“ Solle dann das Boot nicht so gut fahren, würde er sofort geweckt. „Aber im Moment bin ich recht erholt.“

In weihnachtliche Stimmung kommt Boris Herrmann im rauen Südpolarmeer nicht wirklich

Weihnachtliche Stimmung habe er allerdings eher weniger. „Ich habe hier das eine oder andere noch an Bord, wie Zimtsterne oder kleine Adventsgeschenke.“ Auch einen Adventskalender seiner Frau könne er jeden Tag öffnen, mit Süßigkeiten oder Geschenken. Ansonsten sei er irgendwie weit weg von Weihnachten und den schönen Dingen, die „gerade in der Heimat passieren“.

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Immer wieder betont Herrmann, dass die Einsamkeit ihm dieses Mal nicht so viel zu schaffen mache. „Es geht mir besser, ich bin gut drauf und komme ganz gut klar hier.“ Er hoffe, dass es ihm auch weiterhin so gut gehe. „Ich habe da schon persönliche Fortschritte gemacht. Und bin deshalb auch ganz zufrieden hier mit mir und dem Rennen so weit.“

Boris Herrmann nähert sich dem Cap Leeuwin, dem zweiten Cap der Regatta

Derzeit nähert sich Herrmann langsam dem Cap Leeuwin, dem zweiten der drei Caps, die er passieren muss. „Im Ocean Race haben wir von da aus 18 Tage bis Kap Hoorn gebraucht.“ Dies böte ihm die Chance, am 1. Januar an Kap Hoorn zu sein. „Das ist mein großer Wunsch und mein großes Ziel.“ Ende Januar werden die Segler dann zurück in Frankreich erwartet.