Hamburg. Langsam aber sicher macht der Hamburger Meilen auf die Führenden gut. Am Montagabend zeigte er sich aufgeräumt in der Youtube-Show.
Boris Herrmann hat sich in den vergangenen Tagen Stück für Stück nach vorne gearbeitet und rangiert nun auf Platz zehn im aktuellen Ranking der Vendée Globe. Dicht gefolgt von der Schweizerin Justine Mettraux, die nur wenige Seemeilen hinter dem Hamburger Extremsegler fährt. „Zum Ende dieser Woche hat Boris eventuell die Chance, sogar auf die Top fünf aufzuschließen“, sagt Co-Skipper Will Harris in der wöchentlichen Malizia Vendée Show am Montagabend.
Die Gruppe, die derzeit vor ihm liege, würde in eine Leichtwindzone fahren, Herrmann nicht. „Das kann ihm eine gute Möglichkeit für den Anschluss bieten.“ Unerreicht seien dabei derzeit allerdings die beiden Führenden Charlie Dalin und Sébastien Simon.
Vendée Globe: Erster Erfolg – Boris Herrmann segelt in die Top Ten zurück
Der Zweitplatzierte Simon hat am Wochenende allerdings eines seiner Foils verloren. Wie sehr in das zurückwerfen kann, ist derzeit schwer zu sagen. „Es wird spannend zu sehen sein, was er tun wird“, so Co-Skipper Harris. Alex Thomson beispielsweise habe es vor acht Jahren geschafft, als zweiter durchs Ziel zu gehen, trotz eines gebrochenen Foils.
Die Malizia Vendée Show hatte neben Teammanagerin Holy Cova und der amerikanischen Seglerin Cole Brauer einen besonderen Gast. Herrmann selbst schaltete sich aus dem Südpolarmeer zu. „Wir haben hier jetzt schon den dritten Tag Nebel“, sagte der Hamburger. Gerade würde es außerdem regnen. „Deshalb habe ich zuletzt, ehrlich gesagt, recht wenig Tageslicht gesehen.“ Wie in einem kleinen Käfig sei er derzeit an Bord. „Ich gehe immer nur kurz raus, um etwas zu klarieren an Deck, mehr nicht.“ Innen seien die Fenster beschlagen. „Ich sehe also nicht viel von allem da draußen.“
Herrmann segelt derzeit in einer Gruppe mit drei Frauen durch das Südpolarmeer
Herrmann verriet auch, wie sehr ihm sein altes Team an Bord fehle, mit dem er im vergangenen Jahr im Rahmen des Ocean Race um die Welt gesegelt sei. „Ich vermisse euch alle sehr“, so Herrmann zu Harris. Er würde die Einsamkeit an Bord mit vielen Telefonaten und Chats bekämpfen.
Um ihn herum segeln derzeit drei Frauen, Samantha Davies, Justine Mettraux und Clarisse Crémer. „Es ist schön, in dieser Gruppe zu segeln“, so Herrmann weiter. Ein, zwei Nachrichten täglich würde er mit den drei Frauen austauschen. „Eigentlich würde ich gern mehr mit ihnen schreiben, aber ich will sie auch nicht nerven“, sagt Herrmann und lacht. „Mir hilft es, mich mit ihnen auszutauschen. Ich habe gern andere Segler um mich herum.“
Erst vor Kurzem hat Herrmann die abgelegenen Croset Islands passiert
Herrmann berichtet außerdem, dass er mit Wissenschaftlern auf den Croset Islands gesprochen habe, als er an den abgelegenen Inseln vorbeigefahren sei. „Sie haben sich sehr gefreut und den Austausch genossen, denn sie haben selten Kontakt zur Außenwelt.“ Die Menschen dort hätten ihn gebeten, von den Inseln zu erzählen, denn die Wenigsten würden die abgelegenen Croset Islands überhaupt kennen.
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Nach wie vor ist das Ziel von Herrmann, am 1. Januar das Kap Hoorn zu passieren. Er zeigte sich Montagabend zufrieden darüber, dass es bisher wenige schwere Schäden an den Schiffen der Flotte gebe. „Dieses Mal läuft es für uns alle super, aber das Wetter ist auch freundlicher.“
Herrmann berichtet, er sei sehr zufrieden mit dem Rennen bisher
Insgesamt gehe es ihm gut, berichtet der Hamburger. „Auch wenn ich weiter zurückliege.“ Er fühle sich nicht so einsam und gestresst. „Ich kann das Rennen bisher irgendwie mehr genießen.“ Dazu trage auch der Kontakt zur Außenwelt bei. „Ich kriege so viele tolle Kommentare und Nachrichten“, so Herrmann. Es sei so herzerwärmend und erfreuend. „Ich möchte allen danken, es hilft sehr und motiviert mich sehr.“