Hamburg. Der Extremsegler hat mit der ehemaligen Co-Skipperin Rosalin Kuiper über seine mentale Verfassung gesprochen. Was er noch verrät.
Ein besonderes Gespräch hat Boris Herrmann mit der Holländischen Seglerin Rosalin Kuiper geführt. Die junge Frau begleitete den Hamburger Extremsegler als Co-Skipperin während des The Ocean Race im Jahr 2023. Nun hat sie für ihren neuen Podcast „The Human Behind The Sailor“ Herrmann während der Vendée Globe auf See befragt.
Die beiden Segler, die sich durch die gemeinsame Weltumsegelung sehr gut kennen, reflektierten in der Podcastfolge die Situation von Herrmann, der derzeit weit hinter der führenden Gruppe zurück gefallen ist. „Als wir damals im Südpolarmeer waren und ein Problem mit dem Mast hatten, haben wir ebenfalls 800 Meilen verloren“, sagt Herrmann in dem Podcast nun.
Vendée Globe: Boris Herrmann im Podcast: „Noch ist nicht alles verloren“
Gemeinsam hätten sie überlegt, was zu tun sei. „Du warst trotz allem positiv und ich eher negativ eingestellt“, so der Hamburger zu Rosalin Kuiper. Dann hätten sie alle den Mast repariert und am Ende die Etappe sogar gewonnen.
Er habe aus dieser Situation viel gelernt, so Herrmann. „Ich kann jetzt besser mit einer solchen Situation umgehen.“ Dennoch, wenn das Boot vollständig aufstoppe, fühle er sich verloren. „Dann ist es schwer, den Geist zu kontrollieren und nicht zu negativ zu werden. Die Segler da vorn fahren 20 Knoten und ich fahre zwei Knoten, das frustriert.“
Besonders schlecht ging es Herrmann Ende vergangener Woche in der Flaute
Aber dann versuche er, die negativen Gedanken einzufangen. „Immerhin fahre ich zwei Knoten überlege ich mir dann.“ Es gehe ihm schließlich gut, das Schiff sei in einer guten Verfassung. „Und das sollte ich sehen.“ Schließlich befinde er sich auf einem Abenteuer, das er sich so gewünscht habe.
Besonders schlecht sei es ihm Ende vergangener Woche gegangen in der Flaute, so Herrmann. Immer wieder habe er sich ermahnen müssen, dass die Lage im Rennen nicht seine Seele zu sehr belasten dürfe. „Und das funktioniert.“ Man müsse versuchen, habe ihm sein Mentalcoach geraten, auch den Körper zu nutzen. „Sich hinsetzen, sammeln und vielleicht ein paar Übungen machen.“ Dazu die Augen schließen, die richtige Atmung anwenden und ein paar Punkte am Körper drücken. Das habe ihm geholfen. „Denn meine Emotionen werden auch von meinem Körper beeinflusst.“
Vor dem Start zur Vendée Globe hat er angefangen mit einem Mentalcoach zu arbeiten
Erst kurz vor dem Start zur Vendée Globe habe er angefangen, mit dem Mentalcoach zu arbeiten, berichtet Herrmann. „Eigentlich zu spät, aber es funktioniert.“ Wichtig sei es, das Rennen richtig einzuordnen. Und er gibt zu: Seine Position in der Flotte sei entscheidend für die mentale Lage,. Würde er vorne mitmischen würde es ihm ganz anders gehen. „Aber seit dem Beginn des Rennens fahre ich eher hinterher.“
Es koste ihn viel Energie, das alles richtig einzuordnen. Immer wieder überlege er sich, „was ist wirklich wichtig in meinem Leben“. Glücklicherweise sei er nicht unter Druck, auch von Seiten der Sponsoren. Und Rosalin Kuiper wirft ein: „Du hast so ein tolles Team, so eine tolle Kampagne. Du kannst so stolz darauf sein, was du geschaffen hast.“ Schließlich könne sie das alles ganz gut beurteilen, weil sie selbst einmal zu dem Team gehört habe.
Die Einsamkeit macht Boris Herrmann derzeit nicht so viel zu schaffen
Die Einsamkeit, die ihm bei der Vendée Globe 2020/21 so belastet habe, beschäftige ihn nicht mehr so sehr, berichtet Herrmann in dem Podcast. „Ich fühle mich nicht mehr so einsam, das ist schön.“ Die Telefonate mit Freunden und der Familie würden ihm sehr helfen. „Das habe ich beim letzten Mal nicht gemacht und das war ein Fehler.“
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Wichtig sei es ihm zu betonen, „das Spiel läuft nach wie vor“. Das Ziel sei es nun, jeden Tag besser zu werden. Und das Rennen zu genießen, so weit es möglich sei. „Den Moment genießen, Zeit und Probleme vergessen, das möchte ich schaffen.“ Insgesamt wolle er noch zufriedener werden, mit dem was er bisher schon erreicht habe. „Das ist mein Vorhaben für den Dezember.“