Hamburg. Die nächsten Tage werden rau für die Teilnehmer der Vendée Globe. Warum die Bedingungen für den Hamburger von Vorteil sein könnten.

Extrem harte Wetterbedingungen erwarten Boris Herrmann in den kommenden Tagen. Co-Skipper Will Harris berichtete im Youtube-Format von Herrmanns Team, der Malizia Vendée Show, von einem Tiefdruckgebiet, in das die Segler steuern. Hier müssen sie mit viel Wind und vor allem mit hohen Wellen rechnen. „Dies Tiefdruckgebiet steuert nach Osten und wird immer stärker“, so Harris.

Bis Donnerstag, so Harris, könnten zwischen 40 und 50 Knoten Wind entstehen. „Glücklicherweise wird Boris dann vermutlich am Ende des Tiefdruckgebietes segeln und die extremen Ausschläge nicht abbekommen.“ Die führende Gruppe mit Charlie Dalin an der Spitze werde allerdings vermutlich mitten in das Tiefdruckgebiet fahren. „Das ist eine extrem riskante Route für die Segler“, so Harris weiter. Es werde spannend in den kommenden Stunden und Tagen zu beobachten sein, was die betroffenen Konkurrenten tun würden. „Ob sie beispielsweise versuchen, nach Norden auszuweichen.“

Vendée Globe: Sturm mit riesigen Wellen - eine Chance für Boris Herrmann

Für diesen Freitag sagt Harris dann Wellen von mehr als zehn Meter Höhe voraus. „Das sind Häuser mit zwei bis drei Stockwerken.“ Das werde „ein erster wirklicher Test für die Boote.“

Für Herrmann könne sich das Tiefdruckgebiet zu einem Vorteil entwickeln, so Harris weiter. Zum einen sei er dann mit allen Konkurrenten in einem Wettersystem, „und hat eventuell die Chance aufzuholen“. Zum anderen sei sein Boot für die raue See im Südpolarmeer gebaut worden.

Vendée Globe: Harte Bedingungen im Südpolarmeer waren Thema

Die extrem harten Bedingungen im Südpolarmeer waren das Hauptthema in der vierten Folge der Malizia Vendée Show. Mit dabei waren neben Co-Skipper Harris Teammanagerin Holly Cova, die amerikanische Seglerin Cole Brauer und der Co-Gründer des Teams Malizia, Pierre Casiraghi.

Die hohen Wellen, der starke Wind, dazu die hohen Geschwindigkeiten des Schiffes, das immer wieder in die Wellen eintauche. Das sei nervenaufreibend, berichten Harris, Brauer und Casiraghi. „Manche Schläge sind extrem brutal“, so der Monegasse. Ihm sei bei einem dieser heftigen Schläge sogar einmal die Luft weg geblieben, so stark sei er hin und her geworfen worden. „Unter diesen Bedingungen dann zu schlafen oder sich nur fortzubewegen, ist fast unmöglich.“

Der Lärm, die Wellen - die Bedingungen seien unerbittlich so Co-Skipper Harris

„Es ist unerbittlich“, so Harris weiter, „die Wellen, die Schläge und den Lärm einige Minuten oder Stunden auszuhalten.“ Unter diesen Bedingungen müsste auch noch gegessen werden, Kleidung gewechselt oder gar geschlafen werden. „Es ist einfach nur heftig.“

Allein die Herstellung des Essens unter Deck bei den rauen Bedingungen sei eine echte Herausforderung, berichtet Harris. „Essen ist gleichzeitig Liebes- und Hassthema“, so Co-Skipper Harris. Und Casiraghi ergänzt: „Mich fordert es jedes Mal heraus.“ Manchmal mixe er zu wenig Wasser hinzu. Oder er warte nicht lange genug. Dann würde das Essen nicht schmecken, oder hart sein. „Aber es ist jedes Mal eine schöne kleine Pause.“

Regelmäßiges Essen ist gerade im rauen Südpolarmeer besonders wichtig

Alle drei Segler berichten aber auch, wie wichtig richtiges Essen unterwegs sei. „Regelmäßige Mahlzeiten sind entscheidend“, so Cole Brauer. Hin und wieder vergesse sie wegen der anstehenden Segelwechsel das Essen. „Und dann bekomme ich beispielsweise starke Kopfschmerzen.“

Viel wichtiger noch sei das Wasser an Bord. Ein sogenannter Watermaker sei eine der bedeutendsten Maschinen, berichtet Harris. „Denn der Watermaker macht aus Salzwasser Trinkwasser. Ohne ihn wäre Boris verloren.“ Auch deshalb gebe es eine Ersatzmaschine an Bord der Malizia - Seaexplorer. Und viele Ersatzteile.

Segler in der Malizia Vendée Show: Schlafen ist besonders schwer

Auch über den Schlaf unter den rauen Bedingungen wurde diskutiert. „Du musst wirklich müde sein“, sagt Casiraghi. „Aber wenn es rau da draußen ist, schläfst du nie ganz tief. Der Körper erholt sich, aber du bist immer nicht ganz tief weg“, so der Teamgründer. Und Harris ergänzt: „Irgendwann ist der Körper so erschöpft, dass er auch die rauen Bedingungen akzeptiert und dich schlafen lässt.“

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Unterdessen hat Herrmann am die Landspitze von Südafrika, das Kap der Guten Hoffnung, gerundet und ist in den Indischen Ozean gesegelt. Damit hat er einen der drei Meilensteine des Rennens passiert. Die drei Kaps, zu denen außerdem das Kap Leeuwin und das Kap Hoorn gehören, markieren wichtige Abschnitte der Vendée Gloibe, der härtesten Regatta der Welt.

Boris Herrmann: Einen Monat lang will er durch Südpolarmeer segeln

„Der Indische Ozean wird zweifellos eine große Herausforderung sein. Es sieht so aus, als würde es viel Wind geben, und ich werde erleichtert sein, wenn wir den Pazifik erreichen“, so Herrmann von Bord. „Der Indische Ozean ist bei Seeleuten und Schiffern oft unbeliebt, weil seine Meere viel unübersichtlicher sind als die des Pazifiks. Er habe sich zum Ziel gesetzt, Kap Hoorn spätestens am 1. Januar zu umrunden. „Vom 1. Dezember bis zum 1. Januar ist der gesamte Monat Dezember das, was ich meinen ‚Südlichen Monat‘ nenne, meine Passage durch den Südlichen Ozean.“